Montag, 16. März 2009

Parov Stelar + Fauna / 1.4.2008 / Flex - Wien

Balkan, Electro oder einfach nur massive Leistungsexplosion aus Linz? Markus Führeder und Co. swingten das Flex in Grund und Boden

Tanz, Baby

Parov Stelar, was für ein Name …aus meiner persönlichen Impression heraus gehört auch noch erwähnt: Was für eine Erscheinung 2007!!

Angefangen hat das ganze ja eher durch Zufall, im O.S.T., enden wird’s noch lange nicht….aber sorry, da war ja noch was….
Rot angestrichen im Kalender, Vorfreude hoch drei, die Tanzschuhe fest geschnürt und gleich noch ein paar begeisterte Weggefährten mit von der Partie. Mission: Sich nach zwei Tagen Arbeit nen smiley abzuholen, was denn sonst!
Das Flex ist zum Bersten voll und eigentlich weiß ein jeder, dass seine Erwartungen heute in Erfüllung gehen werden. Es ist Dienstag, Crazy- Tag und als die Band die Bühne betritt, schlägt der Wortlaut des Abends 1:1 aufs Publikum um. Für Wiener Verhältnisse.

Das Set beginnt mit einer Soundwolke (bei der gleich die Wurzeln des Hr. Markus Führeder zum Vorschein kamen), nach welcher nicht nur ich einen starren Gesichtsausdruck samt offenem Mund vorzuweisen hatte. Sehr auffallend gleich von Anbeginn weg - der wahnsinnig enthusiastische, mit scheinbar unendlichem Lungenvolumen gespielte Sax-Sound von Markus Eckelmayer.

Die Band groovt dahin, spielt sich durch ein paar neue Nummern richtig in Rage und mir ist schon lange klar, dass meine Erstbegegnung mit der Heutigen niemals zu vergleichen sein wird. Zu verschachtelt wirkt diesmal das Ganze. Erkennungsfaktoren bleiben (mir) die erste Zeit verwehrt, was aber nicht im Geringsten die Genialität des bis dato Gehörten in Frage stellen oder schmälern soll. Im Gegenteil, die Nummern sind eine perfekt umgesetzte Melange aus Elektronischen Beats/Samples, knackigen, mit Breaks durchzogenen Drums , einem coolen Groove des Fünfseiters, den powervollen Saxophon-Soli´s und einem Soultraum von Stimme in Gestalt einer mir bis dato unbekannten Größe im Parov Stelar´schen Fünferorbit. (zu späterer Stunde sollte mir belegt werden, dass es sich dabei ab sofort um die neue Stimme der Band handelt……)Kursiv

Wanna Get mutiert zu einer kräftigen Livenummer, und bei Charlston Butterfly fühl ich mich schon genau von diesem zu Alice ins Wunderland verfrachtet…….nur dass es ausschaut wie an nem schönen Sommertag Anfang der 40iger, somewhere an nem Sandstrand mit regem Treiben, umringt von Korbsesseln der Marke Cote´d Azur , Federballspielenden Schönheiten in Weiss und sich brechenden Lichtstrahlen in den Augenwinkeln wahrnehmend, welche so ein wunderbar warmes Gefühl vermitteln und tiefer unter die Haut gehen, als es jedes Tattoo erlauben würde. Überhaupt ist die Musik die Parov Stelar mit seinen Mitstreitern erschafft mindestens so immerwährend wie geinkte Kunst jenseits der Hautoberfläche!

Mehr als offensichtlich wird hier die Sache also gut gemacht, denn wir befinden uns ja noch immer im Flex, am Donaukanal.

Wenngleich auch Reißernummern wie Shine nicht im Repertoire des diesmaligen Sets aufscheinen, hält das Konzert die ganze Länge über den vom ersten Einsatz an vorgegebenen Spannungsbogen, was vom Publikum äußerst positiv angenommen und mit tobenden Applaus honoriert wird.

Trouble to handle

Einzig bei Love , einer Nummer, deren Titel schon alles auf den Punkt bringt, haben sich ein paar technische „Fehlerquellen“ eingeschlichen (in fact: der glühende Apfel verweigerte die so wichtige metronomisch genaue Wiedergabe der programmierten Beats), die es den Drums leider nicht ermöglichten im selbigen Takt/Groove zu spielen. Daran konnte in der Hitze des Gefechts auch ein professioneller Dj Parov Stelar nichts mehr ändern. Das leicht verzweifelte Schulterzucken mit Blickrichtung Drummer unterstrich bei mir aber maximal die Authentizität des Ganzen….und ehrlich gesagt: Drumbreaks, die sich mit elektronischen Überlagerungen nicht ganz decken, somit nicht diesen thighten Eindruck vermitteln, trotzdem aber von einer Power strotzen die manch andere (Punk/Rock/whatever ) Band nicht an den Tag legt, sind mir allemal lieber, als ein perfekt gespieltes Konzert mit „Null“ Erinnerungsfaktoren ….

Die Band legte dann noch einen zwei Nummern umfassenden Zugabenblock drauf, ehe nach guuuten eineinhalb Stunden das Kapitel Flex positiv zu den Akten gelegt werden konnte.

Hochgeschwindigkeitsstrecke

Aus war der Abend aber noch lange nicht, denn ein nicht mindererwähnenswerter Grund für den dienstäglichen Besuch horcht auf den Namen Fauna, gehört quasi schon seit längerem zum Flex-Inventar und ist, nicht nur wie in der Sage beschrieben, die römische Göttin der Tierwelt, sondern, um das auch auf die Neuzeit umzulegen, die Göttin hinter den Turntables. Sie zaubert mit Hilfe von zwei 1210´ern und ´ner Killerauswahl an Elektronik-Polyvinylchlorid ein Liveset in die nächtlich verschwitzte U-Bahnröhre , bei deren Deep-House/Techno/Ambient E - Mixturen kein Auge trocken bleibt, geschweige denn auch nur ein Körpermolekül sich nicht den stimulierenden Frequenzen des Basses hingibt und vor Freude extasisch zu schwingen beginnt…

Denn wenn man einmal gesehen hat, welche Liebe zur Elektronischen Musik aus den Augen dieser Frau schimmert während sie die Regler bedient, welch ästhetische Figur genau diese hinter den Decks annimmt, quasi mit ihrer Aura durch die Finsternis der Nacht scheint, und uns auf die Folter spannt bevor der Bass gnadenlos wieder zuschlägt - um Sekunden später von einem Hoch der schönsten und verspieltesten Melodien unterstützt zu werden, der wird für sich feststellen, dass ein E-Zug mit immer schwindelerregenderer Höchstgeschwindigkeit durch die (Österreichische) Clubszenarie rast, von dem mit gutem und sicherem Gewissen behauptet werden kann, noch lange keinen Zielbahnhof in Sicht zu haben, den nächste Stopp aber unmittelbar bevorstehend ……..

Produktivität

Bleibt gespannt abzuwarten, wie die hoffentlich noch in diesem Jahr, wahrscheinlich auf dem Label Flexschallplatten erscheinende, im Homestudio - L’Amour De Loin produzierte 12“ ausfallen wird….eigentlich ist ab sofort die Zeit der Vorfreude angebrochen…

…und wer noch nie in den Genuss eines Livesets von Fauna gekommen ist, der sollte das schleunigst nachholen….Möglichkeiten bieten sich in nächster Zeit zur Genüge.

…warum allerdings bereits in drei Stunden der tägliche Arbeitsalltag beginnt, nur um mich wieder brutal aus der so heilen, allerdings temporär vorherrschenden Welt zu reißen, dass konnte mir an diesem Abend nicht mal eine Göttin beantworten….

Photo: copyright by Parov Stelar

*thez*/020408*

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen