Freitag, 11. Juni 2010

Walter Schreifels und die Sachen mit der Szene


Frühlingsszenarien

Während in anderen Ländern Europas der Frühling schon Vergangenheit ist, oder am anderen Ende der Welt in einem der sieben Laubmeere gebadet wird die der mittlerweile ausklingende Herbst dort erschaffen hat, steht mir hier zu Lande das Wasser bis zum Adamsapfel. Nix wie es sein sollte. Das Wetter größtenteils beschissen, die Aufbruchsstimmung vergangener Tage wäre fast gemeinsam mit den kaiserlichen Gemüsestangerln im Dreck ersoffen, alle meckern herum (inklusive mir), sind gereizt, gestresst und hätte vor kurzem meine lange Unterhose rebelliert, es wäre mittlerweile ein Holzkreuz irgendwo am Areal der Wiener Arena eingeschlagen – „Verzaubert von der unpackbar thighten Leah Shapiro, erfroren in den kalten Hände von Sophie“ würde darauf prangern.
(Das nach eim paar Tagen Sonnenschein nun endlich der Sommer angekommen sein soll, dass kann ich noch gar nicht ganz glauben…)

Nebenbei fühlt sich der temporär eingerissene Arbeitsalltag schneller als erwartet alles andere als gut an, und die Goldbarren, welche die Morgenstund´ einem ja angeblich in den Mund legen sollte, die ruhen offensichtlich weiterhin in der Anekdotenkiste. Dafür kann ich endlich die Unzähligen Scheine die mir so aus dem Hosensack fallen in den Plattenladen tragen, und das ist überhaupt das Beste an so einem saisonalen Job. Tja, zu hedonistisch wird das jetzt aber trotzdem nicht enden.
Die Striche am Kalender werden aber mehr, die Tage weniger und die Vorfreude beiderseits größer.

Der Jungbrunnen

Während man sich also auf der falschen Kalenderseite glaubt, sprudelt wenigstens die niemals versiegende Quelle Musik munter weiter vor sich hin, und spült zum richtigen Zeitpunkt kostbares Gut an die Oberfläche, welches man gerne auch Kübelweise nach Hause schleppt um sich darin zu suhlen, und nicht etwa mit irgendwelchen Barrieren davon abhalten muss wo hin zu gelangen (BP schlachtet sogar DAS noch aus, und segelt seelenruhig unter der Transparenz-Flagge)
Walter Schreifels, Wegbereiter im (Großstadt)Dschungel der Musikgenres, Schlüsselwächter über zirka eine Million verschiedenster Türen, umtriebiger Arbeiter und Weltenbummler, beglückt uns mit seinem lang ersehnten Soloalbum. Passenderweise hat er es, mit einer Mischung aus Hudson River-und Spree-Wasser, An Open Letter To The Scene getauft, und damit jede Menge Platz für Interpretationen geschaffen.
Noch dazu will ihm keiner so richtig abnehmen, dass er erstens mittlerweile 40 Lenze am Buckel hat und zweitens, die Akustikgitarre nicht mehr aus der Hand geben will. Zweiteres stimmt natürlich nur bedingt, lauert doch, nach neunjähriger Pause, endlich, ENDLICH! ein neues Rival Schools Album irgendwo in einem Brownstoner in Williamsburg herum. Und muss dort trotzdem noch bis in den Herbst hinein verharren (wahrscheinlich neben der fix fertigen Moondog Ep, auf die die Welt ebenfalls noch in Form von Plastik wartet).
Bei Releases handelt es sich im Hause Schreifels jedenfalls um offizielle Anlässe, und solche gehören natürlich auch angemessen abgefeiert, am besten mit einer Tour.

Familystyle

Nach zuletzt jahrelangem Herumtingeln mit der Akustikgitarre, das ihn ins Vorstadt in Ottakring genauso führte wie ins Aschewolken-Debakel am Moskauer Flughafen, und einer zwei Jährigen Residenz in Berlin, die schlussendlich im Titel „Dad“ endete, verließ er die Bundeshauptstadt 2009 wieder in Richtung dorthin, wo er Ende der Achtziger Jahre mit der Öffnung des Gorillakäfigs Geschichte weitergeführt bzw. geschrieben hatte. NYC/Brooklyn nämlich.
Und auch anno 2010 kann der Mitbesitzer von Some Records wie eh und je aus einem Repertoire von Musikern schöpfen, das ihm die Möglichkeit bietet sowohl in Asien, Europa oder eben in Amerika auf eine Band zurückgreifen zu können, welche ihm den Liverücken stärkt.
Für die momentane Europatour scharrt er eine, man kann sie ohne Weiteres so bezeichnen, Szene-Allstar-Band um sich.
Akteure, die über die Jahre konsequent ihre Fingerabdrücke in den verschiedensten Ritzen der (musikalischen) Gesellschaftsunterhaltung und der Vertretung von Ideologien hinterlassen haben, finden sich darin wieder. Darunter Wegbegleiter und „best friend“ Arthur Smilios, seines Zeichens Bassist in Gorilla Biscuits bzw. CIV oder eben Drew Thomas, an den Kesseln. Dieser hielt auch schon bei Walking Concert, Walters letztem Bandprojekt, die Taktmaschinerie am Laufen (und davor unter anderem in Bold)
An den Gibson´s tobt sich Dave Hill aus. Ein absolut spaßiger Tausendsassa mit Rampensau-Qualitäten, der offensichtlich alles kann und auch macht (und obwohl es fürs weiterlesen eher kontraproduktiv sein könnte – wühlt euch durch seine Seite, lest seinen (Tour)Blog ,….aber nehmt euch heute nichts mehr vor!!!).
Keyboarder John Herguth war mir bis dato nicht bekannt, fungierte aber in einer Doppelrolle und lieferte gemeinsam mit Garret Klahn (vormals Texas is the Reason) unter dem Namen Atlantic/Pacific einen melancholischen, in Europa allerdings auf ein Duo geschrumpften, Supportact ab, der sich irgendwo zwischen Mac, Synth und Akustikgitarren mit Doppelgesang einnistete. (ganz wunderbar: „Meet Your New Love“)

Society Suckers

Die Szene Wien präsentierte sich mit maximal 50 Interessierten erschreckend leer, allzu große Verwunderung löste das bei mir aber nicht mehr aus. Wir sind halt immer noch im proletarischen Wien, wo gerade andere Szenen boomen. Gut, in manch anderen Städten/Ländern mag es so ein Phänomen auch geben, oder halt überhaupt nicht. Allerdings ist dort der "Rest" mindestens genauso selbstverständlich präsent, und das fühlt sich dann unterm Strich halt einfach gut an.
Massive Bedenken bezüglich der hier zu Lande herrschenden Zustände was die Musikkultur betrifft sind also genehmigt. Da hilft auch ein Popfest nichts, schon gar nicht wenn man es schafft den (seit langer Zeit)miserabelsten Sound hinzubekommen. Irgendwie will´s in Wien meiner Ansicht nach nicht wirklich funken. Ich muss mir bezüglich meiner Raunzerein Einiges anhören, aber es ist nun mal so – woanders zünden solche Sachen, in Wien bedarf es aber z.B. einem (unglaublich desorganisierten und faden) Donaukanaltreiben um wenigstens für einen Tag ein „möchte gern“ Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen. In einer Stadt die alles hat, und viel zu wenig daraus macht.

Walter sings along

Den Musiker Schreifels zu beschreiben ist alles andere als leicht. Darum macht er es auf An Open Letter To The Scene auch gleich selbst. Es ist ein sehr intimes Album geworden (bemerkenswert: der dem verstorbenen Warzone Sänger Ray „Raybeez“ Barbieri gewidmete Song „Open Letter“). Seine Stimme mag gewöhnungsdürftig sein, ebenso seine Harmonien. Das kennt man von Quicksand genauso wie von Rival Schools. Bei seinem Soloprojekt bekommt das Ganze aber auch noch die Mellow-Falte reingebügelt. Und die sitzt, auch auf der Bühne (auch wenn es da schon ein bisschen zügiger und lauter zugeht). Unglaublich, welche Bücher dieser Mann füllen könnte, und auch tut. Es wird einem wieder bewusst, was Musik alles beinhaltet, was es einem gibt, warum es Menschen gibt, die so frei sind und ihre Erlebnisse vertonen, uns diese „nach Hause“ liefern. Laut eigener Aussage befindet er sich im permanenten Schreib- und Skizziermodus.

Jeden Song einzeln zu zerlegen und die Welt hinein zu interpretieren das werde ich, wie so oft, wieder jedem ans Herz legen. Das mit dem Vorpraktizieren lasse ich diesmal aber aus.
Nur so viel: Wer Agnostic Front´s "Society Suckers" (vom Album Victim in Pain), einen so stilvollen Anzug schneidert, der muss nicht nur (mittlerweile) Urgestein sein, sondern vor allem auch eines - Liebhaber.
Auch eine zweite Coverversion hat sich aufs Album geschummelt (abgesehen von CIV´s "Don´t Gotta Prove It", das, so wie das ganze Projekt CIV, ebenfalls aus Walters Feder stammt). Allerdings hat man nur auf der (in verschiedenen Farben und Auflagen erhältlichen) Vinyl LP die Möglichkeit, mit „When You Sleep“ von den wunderbaren My Bloody Valentine die letzte Runde anzukratzen.

Und genau so ehrlich wie diese Platte ausrennt, so begegnet einem Walter auch als Mensch. Inklusive persönlicher Anrede und einem Lächeln. Schön, wenn man über Jahre gewachsene Wertschätzung zurückbekommt.

Walter speaks the words

Den Uniformierten Feinden aus Bayern, und deren Affinität Kleinbusse, die auch nur im Geringsten nach tourenden Musikern ausschauen auseinander zu nehmen, ist es wieder einmal zu verdanken, dass genau diese mit erheblicher Verspätung in Wien eintrafen. Gemütliches Soundchecken und stressfreies Interview waren daher gestorben. Das Konzert war natürlich trotzdem ein Feuerwerk, das so ziemlich alle Walter´schen Projekte beinhaltete. Auch das wunderbare „Summertime“ (im Original von George Gershwin) gab´s als Zugabe, und ein Leuchten in den Augen.

Trotz dem schon ewig andauernden Tag und der Unmenge an unnötiger Strapazen, war Walter so frei, und beantwortete mir nach dem Konzert, also um schätzungsweise 1 Uhr morgens, todmüde und hungrig, die eine oder andere Frage. Lassen wir also den Abend mit ein paar klugen Sätzen Revue passieren, und nehmen An Open Letter To The Scene in die Sommerplaylist auf. Also wenn dieser dann endgültig bleiben sollte.

Walter introducing Walter:

20100520 - who is walter schreifels by thez zellerluoid

Walter the foreigner:

20100520 - walter new - discovering a new scene by thez zellerluoid

About the differences between Berlin & New York City:

20100520 - differences berlin and new york by thez zellerluoid

About the topic of right wing scenes in Europe vs. USA:

20100520 - right wing scenes view by thez zellerluoid

About "An Open Letter To The Scene":

20100520 - about the album and scenes by thez zellerluoid

About the secret of the cover artwork:

20100520 - about the cover by thez zellerluoid

About upcoming projects:

20100520 - about a new album by thez zellerluoid

Why "Summertime" isn`t on the album and the best sweets ever:

20100520 - about summertime and sweets by thez zellerluoid

Mittwoch, 24. März 2010

Die Sterne und deren neue alte Discogalaxie


24 Stunden mit Die Sterne, oder warum manche Tage nie enden sollten. Ein Blick hinter den Vorhang, der jetzt noch eine Spur mehr schimmert, als er es eh schon immer tat.

Zackig oder rund? - Sicher aber klebrig, vermutlich!

So viele Zacken die Sterne auch am Papier haben mögen, aus der Ferne betrachtet sind sie rund. Klein, aber rund. In Echt. Was fällt uns noch so ein? Sie sind gelb, oder weiß, oder eine Mischung aus Beidem, ein irres Licht halt, das es eigentlich schon seit Jahrtausenden nicht mehr gibt, weil sie ja, dingelingeling, schon verglüht sind. Trotzdem funkeln sie, und sind uns Orientierungshilfen durch die Nacht. Sie begleiten uns ein ganzes Leben lang, auch wenn wir nicht wissen wo hier ist. Wir bewundern sie und finden das Gehabe auch irgendwie romantisch, es wird gerne unter ihnen geschmust, und wenn nicht, dann starrt man halt einfach in das schwarze Nichts und sagt vertraute Sachen vor sich hin, während einem die Melodie d´amour den Kopf wäscht. Wenn sie dann vom Himmel fallen macht es sogar den Anschein, als ob ihnen das Weltall zu klein geworden wäre. Wir nutzen diese Gelegenheiten und wünschen uns ganz schnell den sehnlichsten Wunsch, der sowieso nie in Erfüllung gehen wird. Und alles nur, weil wir an Theorien glauben, die uns nicht mal unsere Oma abkaufen würde.
Die Politik und die Medien nutzen dies ebenfalls aus, sehr effizient sogar. Sie suggerieren uns den größten Schwachsinn. Die Regisseure sind sogleich auch die Statisten, in deren eigenem Film und Drehbuch. Leider auch mit dem Vorauswissen, dass dieser noch so scheiße sein kann, ihn das Publikum aber trotzdem zu einem Blockbuster hieven, ihn mit heftigem Applaus feiern wird. So kommt es dann, dass uns braungebrannte Stehenbleiber vor die Nase gesetzt werden die ihren (Lebens)Sternchen immer noch lauthals vor Mikrofonen nachtrauern, oder noch schlimmer, sich eine zugenagelte Realitätsverweigerin im Glanz ihres Mutterkreuzes in der Sonne suhlt, sich gerne das Krönchen aufsetzten würde. Man kann sich echt nicht oft genug fragen, was diejenigen den bitte so ruiniert hat. Zucker? Sicher nicht!
Es ändert sich seit Jahren schon nichts, und trotzdem ist nichts wie wir´s kennen. Irgendwann wird alles nur mehr in Trrrmmer liegen. Verstehen kann man so manches nicht, hinnehmen schon gar nicht, und überstehen ist wieder etwas ganz was anderes.
Man müsste sich öfters „Leck mich!“ denken und sich in einer für sich angemessenen Weise von dem Ganzen Echtheitskabarett rund um einen abschotten – aber dann wären wir ja auch nur Fraß, anständige Kopfnicker und subversiv wäre, richtig, ein Fremdwort. Diesem alles verschlingendem Monstrum würde es natürlich schmecken.
Wenn da wirklich der Glaube entsteht, dass deren Pläne steh´n, dann sollten die mal meine sehen. Es ist aber leider kein Novum, dass man unglaublichen Mut für die normalste Sache der Welt aufbringen muss, nämlich das zu machen, was einen erfüllt, außer man will als Universal Tellerwäscher enden. Eben. Drum sollte auf keinen Fall auch noch die innere Kaltfront genährt werden, denn sonst wird uns das System weiterficken - anstatt wir es.

Willkommen im Convenience - Shop

Was hat das jetzt alles mit Frank Spilker, Thomas Wenzel und Christoph Leich zu tun? Eine ganze Menge. In gewisser Weise eigentlich alles.
Die Sterne haben uns ein Geschenk gemacht, und obwohl sie seit neuestem nur mehr zu Dritt glitzern, tun sie das in einer Intensität, die man die letzten Jahre ein wenig vermisst hatte. Weil sie zu matt geworden waren, sie nicht mehr ausreichend reflektierten, obwohl sie hochqualitative Arbeit ablieferten. Bands, denen jedoch etwas an ihrem Dasein liegt, die checken das, und steuern contra. Ein in der Gesellschaft oft vermisstes Verhaltensmuster. Dass sie jetzt wieder so hoch stehen, ist das Ergebnis einer intensiven, dreijährigen Arbeit, und passierte nicht einfach so plötzlich. Man musste erst wieder ein paar Sachen einrenken, musste Luft zwischen sich lassen und ein paar Themen abarbeiten. Es war sicherlich der logischste Schritt weg von der üblichen Routine. Dazu bedarf es Mut, aber in Wirklichkeit gibt es nicht viele andere Wege zu beschreiten. Ein Riss ist da quasi vorprogrammiert, und trägt auch immer gleich etwas Schmerzhaftes mit sich - schon im Wortlaut. Wenn dann aber Mathias „Munk“ Modica (Gomma Records) diesen zu kitten weiß, ihn wieder glättet, auch noch aufpoliert, wohl dosierte Beats und ein paar blinkende bunte Lichter rundherum baut, dem Ganzen aber immer noch seine seit vielen Jahren aufgebaute authentische Erscheinungsform belässt, dann ist halt einmal nichts mehr wie man es eh schon kannte.
Gerüchte oder sogar Feststellungen, dass Die Sterne jetzt aber plötzlich zur Discokirche konvertiert wären sind natürlich ein Blödsinn sondergleichen. Wer will heutzutage schon noch mit etwas zu tun haben in dem das Wort Kirche steckt. Der Papst vielleicht? Der schafft aktuell eher gerade seiner heißen Luft auch noch eine besiegelte Schriftform zu geben, und scharrt weiterhin eine Menge Arschlöcher um sich?
Außerdem haben Die Sterne seit eh und je eine Menge Groove, Funk und Soul in ihrer Umlaufbahn. Die Popularität zog sich aber meist einen dicken Pullunder drüber oder stylte sich mit einer Tolle. Und das war auch gut so. Und ist es noch immer. Aber anders.
Jetzt ist es halt endgültig raus, auch für diejenigen, die das bis dato nicht so gesehen haben wollen - unter dem Namen (Neo)Disco halt. Ein paar Puristen des Diskurspop oder der Hamburger Schule - Bewegung zu Rote Flora Zeiten werden sich schon wieder finden, und das gar nicht soooo passend finden.
Man kann wirklich sagen, dass Die Sterne jetzt auch die andere Tageshälfte erobert haben. Ob das die Tag-oder Nachtseite ist, das muss jeder einzelne für sich herausfinden.
Mit 24/7 haben wir es aber endlich schriftlich, oder eben geritzt. Sie machen es den entfernten Himmelskörpern gleich und sind, in gewisser Weise, ab sofort rund um die Uhr für uns da. So wie wir halt unser Leben auch darauf umgestellt haben immer abrufbar zu sein. Anfangs ganz schleichend, mittlerweile schwer offensichtlich. Permanente Erreichbarkeit – Usus. Ein Tag ohne Internet oder Statusmeldungen – muss wohl ein schlechter sein.
Die Spirale dreht sich immer schneller, uns wird immer schwindliger und die Sterne die wir sehen, haben da eher negativen Beigeschmack.

Wohin zur Hölle mit den Depressionen?

Frank Spilker hat da den Dreh schon lange raus. Er packt sie in Lyrics. Diesmal glänzt er darin aber auf schon lange nicht mehr dagewesenem Niveau. Seine sozial-und gesellschaftskritische Sicht der Dinge war immer schon sehr zu unterschreiben, hatte immer schon eine sehr anstoßende Wirkung, diesmal kommen aber, für mich, noch zwei wesentliche Faktoren hinzu. Zum Einen sicherlich der, mit dem Alter kommende aber auch von andere Sachen abhängige, Blickwinkel auf die Welt in der wir leben, zum Anderen, dass er, wie er selbst bestätigt, durch den ins Sterneuniversum aufgenommene Echoeffekt eine neue Herangehensweise finden musste seine Beobachtungen zu vertonen. Langsam ist das neue Schnell quasi. Man muss ja erst einmal das Echo abwarten, bevor man schon den nächsten Satz hinterher haut. Das führt dazu, dass 24/7 rund um die Uhr von repetitiven, fast Mantras gleichenden, Vocallines lebt und uns in Endlosschleife z.B. „Ich weiß nicht mehr, was wirklich hilft“ oder „Ich mache nicht mit!“ um die Ohren haut. Nach diesem Prinzip haben Die Sterne immer wieder schon mal aufgekocht, nur diesmal servieren sie es uns auf Albumlänge und mit feinster Garnierung. Das schmeckt hervorragend, und selbst mit vollem Magen fühl man sich nicht schlaff oder dem Einschlafen nahe. Vielmehr ist man hellwach und voller Tatendrang. Wohin also in diesem Zustand?

In die Disco?

… oder doch eher auf den Boden der Realität?
Früher gab es sie in jedem Kaff, die Dorfdisco, und alle sind sie auch brav hin gepilgert, an jenem Ort, wo man dem ganzen Alltag den Mittelfinger zeigen konnte, alles hinter sich ließ, wo Entspannung herrschte und Kräfte gesammelt wurde für z.B. eine neue Arbeitswoche, eine Woche, wo man im besten Fall an einer Vision, einem Ziel arbeitete.
Die Sterne bitten uns allerdings auf den Dancefloor anno 2010. Dieser glänzt zwar immer noch so makellos wie ein frischgeputzter Spiegel, nur reinschauen und sich auch wühlfühlen dabei, das wird immer schwieriger. Viel mehr bekommen wir ein Menschenbild vom ausgelaugten Dasein präsentiert. Vom verdienten Fallenlassenkönnen und Genießen im Schein der Discokugel sind wir weit entfernt, weil der Kopf sich permanent in Sorgen verheddert die bösen Schlingpflanzen gleichen. Die Dorfdisco ist also Geschichte, die Unbekümmertheit genauso. Nichtangebrachtes Sicherheitsdenken und ein brachliegendes Sein, wo von einer Fata Morgana zur nächsten gerobbt wird dafür aber sehr präsent. Die positive Grundspannung lässt nach, vermehrt werden die viel zu einfachen Wege gewählt, die Latte des sich etwas Zutrauens wird drastisch nach unten gehängt, weil das sich selbstverkaufen, sich in die Reihe stellen, sich verleugnen, immer weniger Kraftaufwand kostet. Dafür scheint dann halt am Wochenende im Club Couture die Sonne, zumindest partiell. Die Untertanen – Mentalität fängt halt schon bei einem selbst an, und schraubt sich bis in ungeahnte Höhen.

Gib mir die Kraft Baby

Wenn die Platte dann einmal an Schwung angenommen hat, man immer weiter hinein rutscht in den Krieg gegen den Kapitalismus, gegen die Bösewichte, der Puls nach oben schnellt und man nicht nur gegen das System, sondern auch sich selbst gegenüber Aggressionen schürt, genau dann reicht uns 24/7 die rettende Hand, lässt Frank Spilker ein Stoßgebet von den Lippen, das passender nicht platziert sein könnte. „...wir müssen uns schon etwas trauen…“ heißt es da, und es wird ausnahmsweise sogar die Gitarre zur Hilfe genommen um uns mit aller Kraft dieses Manifest in den Kopf zu meißeln. Denn auch wenn es erscheint als ob alle Türen zu seien, man ansteht, sich nichts mehr tut, keine Bewegung herrscht - Schritte der Veränderung können wir (schon) noch selbst einleiten. Es ist nicht so schwer die Klinke nach unten zu drücken und sich einen neuen Raum aufzuhauen in dem wieder jede Menge Neues, Interessantes, und daraus resultierend auch Motivation wartet. Klar, es ist sicherlich schwieriger als wie gehabt auf die Playtaste zu drücken um die Jammerkassette abzuspulen. Spilker bringt das aber auf den Punkt, bietet Lösungsvorschläge an, und hängt noch ein „Ich zähle nur auf, was mir so einfällt“ dran. Der Weg zur Revolution ist breit genug für alle, und fängt bei jedem einzelnen von uns an. Daher, wechseln wir den Schritt, machen wir nicht mehr mit, bei diesem Theater in endlosen Akten.

Der Himmel…

Einige Wege führen bekanntlich ja auch…..in den Himmel, dem wohl letzten Platz, der ohne Passwort betreten werden kann. Also nehmen wir halt einmal an, dass Petrus auch von einer Arbeitslosenwelle mitgerissen wurde und die Tür offen ließ…
Genau dieser Himmel kann uns aber auf den Kopf fallen, was sein Recht ist, wenn ihm schon das Blau gestohlen wurde, welches uns bei jeder Gelegenheit versprochen wird. Wir stehen jetzt natürlich mit dem Rücken zu Wand wenn dieser Forderungen stellt, haben Erklärungsbedarf, wissen nichts von dieser Abmachung und haben noch dazu nichts als leere Hände vorzuweisen. Aber wie viele Himmel gibt es denn eigentlich? Die Sterne nehmen es gleich mit 44 verschiedenen auf. Vom Elektrohimmel bis zum Esoterikhimmel. Und haben für alle die gleiche Message parat: „Ihr könnt uns mal!!!“ – allerdings nur auf der Vinylversion oder auf der Limited Edition Cd. Eine der beiden sollte man sich aber auf jeden Fall zulegen.

Da wären wir auch schon bei der innovativen Vertriebsidee der Sterne. In Zeiten wie Diesen, wo alles stockt, nur lustigerweise der Vinylabsatz wieder nach oben schnellt, haben auch die Hamburger auf den Zahn der Zeit gehauen.
So wurde zum Beispiel schon letztes Jahr, dem Label Gomma sei Dank, mit Der Riss EP ein sehr cluborientierter Vorbote in die Plattenläden postiert, auf welcher sich mit „Nach Fest kommt Lose“, „Neblige Lichter“ und „Deine Pläne“ gleich drei Feger befinden. Dem nicht genug, wurde auch noch an die Dj´s gedacht, und eine Dubversion (also rein instrumental) dieser EP nachgeschossen, direkt in die Clublandschaft. Diese allerdings NUR als Download. Die drei EP Tracks ersparte man sich dann logischerweise gleich auf der Vinylversion des Albums, dafür wurde „Himmel“ drauf gepackt. Eigentlich ein Wahnsinn, aber auch eine Möglichkeit sich ein Doppel-Vinyl-Album zu ersparen, und somit dem Konsumenten preismäßig entgegen zu kommen. Den Downloadcode für alle Songreleases rund um 24/7 gibt’s nämlich beim Kauf des Albums auf 12“ sowieso dazu. Sowas ist ja fast schon obligatorisch, gut und richtig.
Bei der Limited Edition Cd verhält sich das noch einmal ein bisschen anders. Erstens wurde die Reihenfolge der Songs im Gegensatz zu Vinylversion geändert, somit finden sich die EP Songs gut verteilt, was wiederum dem Durchlauf der Platte gut tut. Und damit sich nach so viel Einsichten und treibender Musik die Situation wieder beruhigt, hat man mit „Ein Glück“ eine typische Die Sterne Nummer im Stile von „Wenn dir St.Pauli auf den Geist geht“ drauf geschummelt. Spätestens dann, gibt man dem Himmel sein Blau wieder zurück, weil man die Rosanaivitätswunschvorstellungsbrille aus dem Handschuhfach kramt.

Posen

Mit diesem Gestell im Gesicht lässt es sich dann natürlich leicht posen. Oder kaschieren. Vielleicht wird man aber auch nur von Momenten eingeholt, die mit der Gegenwart nur eins gemeinsam haben, nämlich Die Sterne.
Aber wie sollen sich Augenblicke, in denen man bewegungslos wie eine Wolke in einem pastellfarbenem Bild, umrandet von Jasmin Wagner Stickern, unter einem Dachschrägenfenster in einem Bett liegend, von sich im diffusen Licht zeigenden Staubvorhänge eingesperrt und auf die nächste C+E Führerscheinstunde wartend, denn auf die Seite drängen lassen. Noch dazu wenn man sich doch so cool und frei gefühlt hat. Damals.
Vielleicht ist es aber auch ganz wichtig kurz in diesen Erinnerungen zu schwelgen, damit man sich ein bisschen von der Leichtigkeit und Unbekümmertheit von vor zehn Jahren wieder abspeichert. Eben im Hier und Jetzt. Es ist ja alles immer gleich um schätzungsweise eine Galaxie leichter, wenn man schon mal weiß, wie sich manche Gefühlszustände anfühlen müssen, denen man auf den Schlichen ist!
Auch Die Sterne mussten lange herum probieren um erst wieder dort zu landen, wo sie sich eigentlich schon immer am wohlsten fühlten. Am Dancefloor! Und deswegen werden sie für mich immer die Punks sein, allerdings die der Boheme - 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.

24/7 ist auf dem bandeigenen Label Materie Records erschienen
Pic: copyright Die Sterne
Quelle: www.diesterne.de

Übrigens: Am 21.April 2010 kann man in der Sternwarte des Wiener WUK Sterne schauen gehen. Ein Happening für die ganze Familie! Weitersagen!!

Donnerstag, 31. Dezember 2009

Jenseits von kopflosem Agieren - No Head On My Shoulders haben Bock auf mehr


Wir schreiben den Dezember 2009, kurz vor Weihnachten. Ganz Wien sieht weiß, stampft durch den wunderbarsten Aggregatzustand des Wassers,den es gibt.Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt lassen unsereiner so schnell wie möglich wieder in warme Stuben verschwinden, während der geschätzte Rest in vorweihnachtlicher Panik die Stadt zum gehassten Ort macht. Warum das so ist, das interessiert mich nicht, vielmehr will ich ein bisschen tiefer in die Gedankenwelt derer schauen die auch jenen Menschen gedenken und helfen, denen ganz andere Sorgen den Mittelpunkt ihres Daseins darstellen.

No Head On My Shoulders, die facettenreichste Band Österreichs, der Hochofen in dem es zur wunderbaren Stilverschmelzung kommt, werden in ein bisschen mehr als 24 Stunden auf der Bühne des Wiener Chelsea stehen und ein Benefiz für das Projekt Ute Bock spielen. Für mich der richtige Zeitpunkt noch einmal kurz in deren bunten vier Wänden in Wien Neubau vorbeizuschauen und mir einen Überblick zu verschaffen, in vielen Belangen.

Die doppelte Tür steht schon offen, Keksgeruch sucht man vergebens, dafür ziehen schon die Klänge eines neuen Songs duftige Schwaden durch das Altbaugemäuer, die einen inmitten eines Bazars, irgendwo im persischen Hinterland, versetzten. In der Wohngemeinschaft herrscht organisiertes Chaos, jenem Lebensumstand den es bedarf, um überhaupt in NHOMS tätig zu sein. Im Schlafwohnstudiozimmer stapeln sich Comics über Keys und Synthies, Flackern Bildschirme statt Adventkränze, krächzen Aschenbecher vor Überfüllung, und ist der Fahrplan durchs neue Album anstelle eines Marienbildes an die Wand gepinnt.
Die Band hat sich nach den Studioaufnahmen in den Halbwinterschlaf begeben und kriecht nur noch für diverse Gigs aus ihren weitverstreuten Löchern. Nur Sänger und Geschichtenschreiber Martin, derjenige, bei dem man nicht so recht weiß ob seine in alle Himmelsrichtungen stehende Haarpracht signifikant für den Gesamtzustand ist, oder mit den Wasseradern in der Wohnung zu tun hat, und Philipp, der stoische Denker und Lenker, der im Banddasein sechs Saiten zum Schreien bringt, haben sich eingefunden. Ersterer werkt noch an den Gesangsspuren, letzterer pendelt, seit neuestem auch mit akademischem Titel, regelmäßig zwischen den Magic Mischrooms und dem Wiener Nachtleben hin und her.

In meiner Tasche befindet sich ein Jahrbuch voller Fragen, ein kleines Spiel und ein Mix aus Mama´s Weihnachtsbäckerei. Das Mikro steht, die Stimmbänder sind geschmiert, die Zigaretten ausgedämpft, na dann lassen wir die zwei einmal zu Wort kommen.

Was ist eure persönliche Motivation bei einem Projekt wie dem Ute Bock Festival mitzumachen?

PHIL: Es kommen regelmäßig Benefizanfragen herein, eigentlich ständig. Da muss man sich die Projekte besonders gut aussuchen die man unterstützen will. Das Flüchtlingsthema ist heute mehr präsent denn je und darum haben wir uns entschieden ein Benefiz für den Verein Ute Bock zu spielen. Ich glaube das ist eine gute Sache.
MARTIN: Du hast in Österreich ganz wenige Leute, die sinnvolle Sachen machen, die Dinge tun, welche anderen Menschen helfen. Ute Bock ist halt eine Institution in Österreich, die es schafft, mit ihrer Arbeit Menschen die nach Österreich kommen und nichts haben, einen Platz oder zumindest ein bisschen etwas zu geben. Da ist das Geringste was wir machen können auf unsere Gage zu verzichten um ihr eben diese Einnahmen zu Gute kommen zu lassen.

Glaubt ihr, dass sich in Zeiten wie diesen, noch jemand Gedanken macht, warum ausgerechnet NHOMS bei "Bock auf Kultur" mitmachen. Was das für Gründe haben könnte, ob das vielleicht mit der Thematik die ihr in eurer Musik behandelt zu tun hat?

M: Prinzipiell glaube ich, dass es den meisten Menschen wirklich egal ist wer, was und warum irgendwo spielt. Es gibt schon ein paar Szenen und Genres wo es z.B. verstärkter um Menschenrechte oder Tierrechte geht, größtenteils nehmen die Leute aber wenig Notiz davon.

Wie kann man als Band diese Thematik der Menschenrechte und Asypolitik näher bringen, das Interesse wecken, damit sich die Leute nach einem Konzert damit auseinander setzen, es als wichtiges Thema ansehen. Genau da muss ja das Bewusstseinsdenken anfangen – bei den Menschen.

M: Es gibt ja verschieden Möglichkeiten das zu machen. Da gibt’s die Bands, die sich auf die Bühne stellen und lauthals hinausschreien was nicht alles schlecht ist, dass man für dies und das kämpfen muss und so weiter. Ich bin halt der Meinung, dass, sobald du einen Menschen bevormundest, du ihm auch schon etwas von seiner Meinungsfreiheit nimmst. Jemand der sich wiederum bevormundet fühlt, wird sowieso nie was machen, weil er sich wie ein Kind behandelt fühlt und maximal sagt: „Jetzt erst recht nicht“. Also das ist mein Ansatz.
P: Ich halte auch nichts davon, wenn eine Band probiert da auf Gehirnwäsche zu tun. Prinzipiell denke ich mir, dass du als Künstler dazu da bist, um die Leute die sich für NHOMS interessieren auf eine solche Veranstaltung zu bringen. Und wenn dann dort Informationsmaterial auf- und der Spirit in der Luft liegt glaube ich, dass man ein paar Leute mehr erreichen kann. Es kann schon eine gute Synergie ergeben wenn man sich prinzipiell für NHOMS interessiert, und dann eben mit diesem Thema vor Ort konfrontiert wird.

Ok, jetzt wissen wir, wie ihr es nicht praktiziert, dass ihr nicht so seid. Auf Informationsmaterial kann man aber auch nicht immer setzen. Wie geben NHOMS ihre Einstellung weiter – auch außerhalb einer Ute Bock Benefizveranstaltung?

M: Du hast als Band ja auch das große Medium Musik und Text. In diesem ganzen Kontext kannst du halt schon Missstände aufzeigen bzw. natürlich auch Dinge die gut laufen.
Wir verpacken Thematiken in Kurzgeschichten. Das war beim alten Album schon so, und ist beim neuen Album noch viel extremer.

Gebt uns kurz Einblick in die Thematik der neuen Platte. Wie spannt ihr den Bogen?

M: Es ist eine Zukunftsgeschichte die von unserem momentanen Zeitpunkt ausgeht. Wir haben probiert zehn Jahre in die Zukunft vor zu denken, haben im Jahr 2020 Geschichten platziert, deren Protagonisten Probleme haben aufgrund dessen, was heutzutage passiert ist. Da gibt es sowohl Songs in denen es um (Asyl)Politik geht bzw. um die Resultate zu der die Politik von heute geführt hat, als auch normale innermenschliche Probleme wie Realitätsverlust oder Selbstfindung behandelt werden.
Wir erzählen das aus der Sicht der guten und der bösen Seite. Letztere stellt für uns eben dieses Konservative, nicht Weiterdenkende, diese Blockierende dar. Klingt vielleicht ein bisschen pauschal gesagt und klischeehaft, wie ein übers Kniebrechen von Rollenbildern, aber so ist es im Prinzip. Der Mensch muss einfach lernen weiterzudenken und über seine eigenen Barrieren zu springen bzw. aufhören anderen Menschen Barrieren in den Weg zu legen. Das muss weggeschafft werden. Asylpolitik ist da z.B. ein großes Thema.

Inwieweit hast dich du als Songwriter mit den neuen Asylgesetzten, welche ja im Jänner 2010 in Kraft treten werden, auseinander gesetzt? Wie ist generell deine Meinung zum Umgang mit Asylanten oder Immigranten in Österreich?

M: Ich beschäftige mich sicherlich nicht so viel damit wie ein Sozialarbeiter, der in diesem Bereich zu tun hat, der über jede Novelle genau wissen muss, aber ich haben mit Sozialarbeitern gesprochen, mit Asylwerbern und mit Leuten die damit zu tun haben. Ich habe mir ein Bild gemacht. Je nachdem von welchem Blickwinkel du das betrachtest, stellen sich halt immer wieder neue Probleme. Unterm Strich ist es so, dass die Asylwerber nur einreichen und warten können. Sie werden die ganze Zeit im Ungewissen gelassen, wissen nicht ob sie da bleiben können, ob sie zurückgeschickt werden, wo vielleicht sogar der Tod auf sie wartet.
Es muss halt echt ein System entwickelt werden das wirklich gut funktioniert, damit die Leute die nach Österreich kommen und unsere Hilfe brauchen diese auch bekommen.

Jetzt gibt es in Österreich die Frau Ute Bock, knapp 70, ein Aushängeschild, mit der man sich schmückt, die mit Preisen überschüttet wird. Im selben Moment sind 60 % der Leute die sie betreut nicht mehr in der Mindestversorgung. Weder sie noch diese Menschen bekommen vom Staat Unterstützung. Es kann doch nicht sein, Gesetz hin oder her, dass ein Staat wie Österreich, dem es ja nicht schlecht geht, da nicht eine Vorreiterrolle übernimmt und diesen Menschen ein menschenwürdiges Dasein schafft. Warum glaubst du ist das Thema Ausländer bzw. Asylwerber so negativ in so vielen Köpfen verankert, vor was haben die Menschen Angst?

P: Ich glaube Xenophobie ist grundsätzlich menschlich, man hat Angst vor etwas das fremd ist, die Frage ist nur, wie man es umsetzt. In der Öffentlichkeit ist das aber leider so, dass durch Wahlergebnisse die rechtspopulistische Parteien in den letzten 20 Jahren enorm aufgeholt haben, es da einen Grundstrom in unserer Gesellschaft gibt. Aber warum das so ist….? Ich kann mir jetzt nicht anmaßen ein System vorzuschlagen, wo alle miteinander gut können.
Wir sind ein reiches Land, die Generationen vor uns haben das alles aufgebaut, waren immer auf Sicherheit bedacht, Geld verdienen, Wirtschaft aufbauen, und haben einfach Angst, dass ihnen etwas weggenommen wird. Wenn ich mit Leuten aus dieser Generation rede bekomme ich genau das als Antwort. Die Leute denken sich wahrscheinlich oft: „Die sind selber schuld, wir haben uns auch alles wieder aufgebaut nach dem Krieg, wieso haben die das nicht geschafft? Pech gehabt!“
Vielleicht ist das der Ursprung des Übels!?
M: Da gibt’s 1000 Gründe. Ich will da mal über den Tellerrand Österreich hinausschauen. Es gibt ja viele Länder in Europa wo das wirklich ganz mies ist. Da ist Österreich wahrscheinlich sogar noch eher im Mittelfeld, das weiß ich nicht so genau.
Dieses Ding namens Integration sehen die Leute immer so an, als ob sie sich Fremdkörper in deren sozioökologisches System holen würden. Genau das soll es aber ja gerade nicht sein. Integration soll ein Miteinander sein, dass Menschen die schon länger da sind auch von der Kultur der anderen lernen können. Es sollte auf Wechselspiel aufbauen. In anderen Ländern funktioniert das viel besser als in Österreich. Es ist irrsinnig schwer in Österreich Anschluss zu finden, einfach, weil der Österreicher für sich gerne nur unter sich ist, also nur in seiner Gruppe. Ich weiß nicht woher das kommt. In sonnigeren Staaten gibt’s sonnigere Gemüter und die Menschen sind auch viel warmherziger. Italien ist zwar auch wärmer, aber naja….das ist ein anderes Kapitel, man kann das nicht generalisieren.

Hier kommt wohl der oft besagte Raunzer in den ÖsterreicherInnen zum Vorschein. Das macht auch vor dem Politikapparat nicht halt, welcher, sogar der von Deutschland mit Entsetzen begutachteten Moslemhetze der FPÖ, keinen Riegel vorschiebt. In Österreich fällt das unter Normalität. „Politiker der anderen Parteien heißen das zwar nicht gut, aber so richtig aufstehen und dagegen etwas unternehmen, das macht auch keiner. Man müsste klar sagen, dass das einfach nicht geht, und Punkt!“, so Martin weiter.
Das Problem ist halt, das man Parteipolitik in Österreich nicht wirklich ernst nehmen kann, dass es sich um das reinste Kasperltheater handelt, die Puppen allerdings fungieren, weil wir ihnen die Macht dazu geben. Diese Leute machen unsere Gesetzte und wir nehmen das auch noch anstandslos hin, obwohl sie weit davon entfernt sind, auf einen Konsens in der Bevölkerung zu treffen. Es fehlt an der breiter gefächerten Sicht der wahren Dinge, es fehlt am Mut den Mund aufzumachen. Die Bequemlichkeit steckt allerdings so sehr in uns Österreichern drin, ist für viele das „No Go“ wenn es darum geht, sich zu öffnen.
„Ich bin eh dafür, dass es denen gut geht, dass andere Leute herkommen, aber aufstehen oder sich vielleicht sogar anfreunden, puhh, da wird schon wieder zu viel verlangt“ – in diese Richtung geht leider unser Temperament.

Im Parlament...

...wird ja oft und gerne nächtelang diskutiert ohne auf einen grünen Zweig zu kommen. Das Thema Asylpolitik, Menschenrechte und Integration würde uns das natürlich auch erlauben, unser Ziel ist es aber, überhaupt einmal wieder das Bewusstseinsdenken der breiten Masse ein wenig anzukurbeln.
Die Menschenrechte wurden 1948 niedergeschrieben und sollten eigentlich den Leitfaden im Umgang mit Menschen darstellen. Ob das wirklich so ist, ob sie einem überhaupt jemals zu Ohren gekommen sind und welche Verletzungen einem genau dieser im nächsten Umfeld einfallen, das wollen wir nun ein wenig hinterleuchten.
Ich habe Quizkarten gebastelt und die unterschiedlichsten Menschenrechte darauf gekritzelt. Sowohl Martin als auch Philipp hab ich gebeten Karten zu ziehen, und sie nach einem ihnen bekannten Verstoß des gezogenen Menschenrechts befragt.

Karte #1: Niemand darf willkürlich festgenommen, in Haft oder des Landes verwiesen werden.

M: Ist halt die Frage nach der Willkür. Was ist willkürlich und was nicht? Wahrscheinlich hast du das in jedem europäischen Land. Einen Grund finde ich mir leicht wenn ich will.

Ein Beispiel. Es ist zehn Jahre her seit der Operation Spring. Damals wurden definitiv Menschen ohne Grund, ohne wirkliche Beweislast festgehalten und eingesperrt. Es gab 120 Prozesse, genau so viele Schuldsprüche und das mit jeweils der Höchststrafe. Da passt die Karte ganz gut die du gehoben hast. Was glaubst du, hat sich in den letzten zehn Jahre geändert?

M: Es hat sich nicht viel geändert. Als Polizei hat man es leicht. Man nimmt jemanden fest und findet irgendetwas. Jeder Mensch hat „Dreck am Stecken“ und plötzlich haben sie auch schon einen Beweis für was weiß ich was. Plötzlich taucht halt irgendetwas auf.

Karte #2: Jeder hat das Recht, in anderen Ländern vor Verfolgung Asyl zu suchen und zu genießen.

M: Da sind wir ja eh wieder in Österreich oder Europa. Amerika ist aber genauso. Es sind ja eh meist die Länder in die keiner hin will anders, im Prinzip.
Eine vorläufige Aufenthaltsgenehmigung bekommt man ja. Also leider nicht immer, aber oft, auch in Österreich. Das ist vielleicht nicht so in Italien oder in Kärnten und dann wird man vielleicht doch nach Traiskirchen geschickt, weil´s halt nicht mehr in Kärnten liegt, aber prinzipiell gibt es das...
Es muss einfach jedem einleuchten, das das ja alles seine Legitimität hat. Menschen nehmen einen wirklich harten Weg auf sich um in die Festung Europa zu gelangen. Die Leute kommen, weil sie Angst haben zu sterben, die höchste Gefahr, wenn man verfolgt wird. Jetzt stelle man sich einmal vor, wie arg man drauf sein muss, um sich z.B. in ein Nussschalenboot zu setzten und übers Meer zu fahren, wenn einem eh nicht der Tod bevorstehen würde im eigenen Land…

Karte #3: Jeder hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit. Dieses Recht schließt die Freiheit ein, seine Religion oder Weltanschauung zu wechseln, sowie die Freiheit dieses alleine oder in Gemeinschaft, öffentlich oder privat durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Kulthandlungen zu bekennen.

P: Da fällt mir einiges ein. Religion war immer schon ein großes Thema warum Kriege angefangen wurden. Am Balkan ist es um Religion gegangen, im Zweiten Weltkrieg war Religion ein Deckmantel für Ermordung, etc.….
Ein bisschen aktueller vielleicht, die Sache mit den Kreuzen in den Klassenzimmern. Da wird quasi aufdoktriniert, dass das christliche Zeichen an der Wand hängt, weil´s eben offiziell unsere Staatsreligion ist. Meine Meinung zu den Kreuzen ist, dass jeder Mensch der in der Klasse sitzt, ein Recht hat sein religiöses Zeichen aufzuhängen. Ich find es nicht richtig, dass in einer Zeit wie heute gesagt wird: „Wir haben eine Religion, das ist das Christentum, das Kreuz bleibt dort hängen“
Auch das Minarettverbot ist vollkommen lächerlich, schon im Generellen, wenn man sich den Menschenrechtsartikel anschaut aber noch viel mehr. Es werden Probleme gesucht.
Viele Menschen sehen das als Bedrohung und als Machtsymbol von einer anderen Gemeinschaft. Warum, weiß ich nicht. Es ist halt echt Xenophobie.

Gibt’s in der Band Mitglieder mit Migrationshintergrund, oder jemanden, der/die dieses System am eigenen Leib verspürt hat?

P: In näherer Umgebung der Band gibt es drei Personen. P., der aus dem ehemaligen Jugoslawien gekommen ist. Er ist plötzlich, von einem Tag auf den anderen, in der zweiten Volksschulklasse neben mir gesessen. Er hat die Sprache von der Pike auf lernen müssen, hat kein Wort Deutsch gesprochen als er gekommen ist und hat sich super integriert.
S., unser Ex-Trompeter. Seine Eltern waren aus Tschechien und waren vor dem Fall des Eisernen Vorhangs, also im Regime, sogar für zwei oder drei Jahre im Gefängnis. Beides Personen mit Hochschulabschluss und einfach nur, weil sie woanders bessere Chancen gesehen haben, einfach nicht mehr im Kommunismus leben wollten.
Und dann N. Er hilft gerade als Substitut aus. Auch er ist aus dem ehemaligen Jugoslawien, von ihm weiß ich aber nicht viel. Es ist natürlich ganz dramatisch wenn deine Freunde so einen furchtbaren Hintergrund und eine so schwierige Vergangenheit haben. Dann merkt man erst wie schwerwiegend das ist, deine Freunde zwischen Leben und Tod gewandelt und glücklicherweise eben in ein Land kamen, wo nicht so menschenunwürdige Gesetzte an der Tagesordnung sind , es kein Regime oder Krieg gibt. Das berührt einen persönlich.


Nach so viel hartem Stoff muss das Ganze natürlich auch wieder ein bisschen aufgelockert werden. Drum lassen wir die beiden einfach einmal drauf los erzählen wie sich der Wachstumsprozess der letzten vier Jahre in der neuen Platte widerspiegelt, was uns musikalisch erwartet, und was uns die Platte auf den Weg mitgeben soll.

Was steht uns für ein bombastischer Geniestreich ins Haus, also dann irgendwann im Frühjahr 2010!

M: Ich hoffe sie kommt 2010 raus, ich hoffe!! (sehr verzweifelt, den Kopf tief im Schritt)
Wir befinden uns gerade in der Schlussphase der Aufnahmen, die noch vor Weihnachten abgeschlossen werden sein sollten. Aber was kann man erwarten:
Es wird kontrastreicher, aber im selben Moment auch viel homogener – was wiederum ein Kontrast ist. Es wird eigentlich paradox. Ja, das neue Album wird ein Paradoxon.

Kann man schon verraten, dass ihr das Ganze auch über einen Comic aufziehen werdet?

M: Ja, wir haben vor ein Comic zum Album zu machen. Also die Bestversion wäre natürlich die Platte auf Vinyl zu pressen und mit einem 30 x 30 Comic zu bestücken. Wir haben uns dafür zehn wirklich weltklasse Zeichner aus Österreich geholt.
Diese Comics, diese Geschichten die sie da erzählen, die basieren auf den Texten, geben entweder den Song wieder oder beleuchten Hintergründe. Manchmal sind es auch nur witzige Einwürf, das ist ziemlich dem Zeichner überlassen, je nachdem welche Art von Humor der hat. Ich muss den Menschen nicht erzählen wie schlecht oder gut alles ist.
In meinen Augen ist es wichtig, wie ich ihnen etwas erklären kann. Comics können da einen gewisse Art von Humor erzeugen, und trotzdem einen ernsten Hintergrund besprechen. Genau das haben wir auch mit unserer Musik vor.

Also pro Song einen Comic, verstehe ich das richtig?

M: Ja. Prinzipiell sind es zehn Kurzgeschichten die im Jahre 2020 spielen. Wir haben uns ein Bild gemacht wie es eben ausschauen könnte.
Es hat eine Krise gegeben, das könnte eine Wirtschaftskrise, ein Bürgerkrieg oder sonst etwas gewesen sein. Das überlassen wir dem Leser/Hörer. Nach dieser Krise ist die Stadt, es spielt in Wien, in zwei große Lager aufgeteilt. Auf der eine Seite die Revolutionären, auf der anderen die Konservativen.
Die Revolutionären wollen Fortschritte, neue Wirtschaftssysteme, dass sich was tut, was ändert, dass nicht alles wird wie im letzten Jahrhundert, sondern das sich in Zukunft auch die ganze Politsystematik an die Bedürfnissen der Menschen anpasst.
Die Konservativen hingegen finden, dass das vergangene Jahrhundert super war, das sie das alles noch einmal wieder erleben wollen, weil es ihnen ja gut gegangen ist.
Diese beiden Blöcke stehen sich also gegenüber, darum geht es eigentlich, das stellt den Hauptplot dar.
Die Geschichten werden von Leuten beider Seiten erzählt und behandeln bestimmte Thematiken. Textlich spannt sich das von „look a like“ H.C. Strache Werbetexen der konservativen Seite bis hin zur Blauäugigkeit, die es braucht, der anderen.

Ihr zeichnet in euren Texten also eine Welt in die wir eintauchen sollen, fordert, dass man seine Fantasie mehr spielen lassen sollte. Und verstärkt das durch den Comic.

M: Schau, in nicht englisch sprachigen Ländern ist es oft der Fall, dass Texte nicht wirklich präsent sind. Da sind Hooklines die man sich merkt, man denkt aber nicht wirklich darüber nach was da eigentlich gesungen wird. Die Comics versinnbildlichen das was in Worten stattfindet, unterstützen das graphisch. Wir wollen die Leute wieder mehr dazu bringen zu lesen, wollen, dass sie Inhalte aufsaugen. Es wird viel zu wenig gelesen. (kann sich ein Grinsen nicht verkneifen)

Wie spiegeln sich diese Thematiken in der Instrumentierung? Da wurde ja mit dem ersten Album etwas Beachtliches, Schräges vorgelegt.

M: Musikalisch ist das genauso. Dadurch, dass die Stadt in zwei Hälften geteilt ist, braucht es natürlich auch eine Musik der Kontraste. Wir spannen da einen Bogen von Lateinamerika bis wahrscheinlich nach Nietzing in Niederösterreich, oder so. Es kommt alles vor. Ich sag mal, es handelt sich um ein sehr homogenes Stilswitching. Das macht die neue Platte aus, es ist super viel vorhanden, aber anders als bei der alten Platte viel erwachsener, durchdachter, und trotzdem emotional.

Wenn ihr jetzt persönlich aber auch musikalisch in die Zukunft schaut, so wie das das Album ja schon macht, was wären eure Wünsche und Ziele für die nächste Zeit?

M: Mir ist halt aufgefallen das viele Leute die etwas am Herzen gehabt haben, sowohl künstlerisch als auch soziopolitisch, die Dinge vermitteln wollen, erst einmal weggegangen sind, weil sie hier einfach kein Medium gefunden haben um das auszudrücken. Dadurch ist in Wien halt nie etwas weitergegangen. Das ändert sich gerade wie ich finde. Leute kommen wieder nach Wien, sind hier gerne, leben gerne da und versuchen auch kulturell wieder etwas mitzubringen. Trouble Over Tokyo ist da ein gutes Beispiel. Es tut sich schön langsam wieder was auf, es ergibt sich schön langsam eine Kunst und Kulturszene wo auch der Geist der Bevölkerung aufgerüttelt wird, und bestimmte politische Dinge anders gesehen werden. Das soll so weitergehen, bitte.
P: Wir haben uns fast vier Jahre Zeit gelassen für das neue Werk, keine Mühen, keine Kosten und keinen persönlichen Aufwand gescheut, wir haben alles gegeben was wir in uns haben, um das was wir am letzten Album erschufen, zu toppen. Ich glaube das Ergebnis spricht für sich, es ist viel reifer, anspruchsvoller geworden.
Ich wünsche mir daher, dass wir ein neues Publikum erschließen, ein bisschen ein gemischteres. Jugendliche waren immer unsere größte Zielgruppe, und das soll auch weiterhin so sein, dennoch sehe ich in NHOMS mehr als nur Lieferanten für Party- und Saufmusik. Ich würde damit auch gerne mehr die Musikliebhaber ansprechen.
Wir machen keinen Ska, da wurden wir wirklich in eine Schublade gedrängt. Das führt oft zu Missverständnissen, nach wie vor. Das sollte sich ein für allemal ändern.

Gibt’s Bands in Österreich mit denen ihr gerne in Verbindung gebracht werden würdet, mit denen ihr euch eine Tour gut vorstellen könntet?

P: Naja, ein bisschen in diese Balkanrichtung, Weltmusik teilweise. Ich glaube Fatima Spar machen da so etwas. Aber sonst……
Ich hab mich ein bisschen umgeschaut welche Labels für uns in Frage kommen würden, aber so richtig Bands wo wir wie die Faust aufs Auge passen, die gibt’s eigentlich nicht. Ich finde halt, jede Band, auch die Großen, haben alle irgendwie ihren eigenen Stil kreiert. Da sehe ich uns auch, dass wir uns da einfügen können, auch mit unserer eigenen Nische. Eine Band mit ähnlichem Stil zu finden, das würde uns gar nicht so viel weiter bringen. Es gibt ja auch schon in Österreich ein paar Beispiele für wirklich anspruchsvolle Musik, Trouble Over Tokyo oder Velojet, und das ist auch unser Ziel - anspruchsvolle Musik zu machen.

Ein paar abschließende Worte an die Welt, die Fans da draußen?

P: Öffnet die Herzen, öffnet die Ohren, geht mit Nächstenliebe durch die Welt, seid konstruktiv, haut nichts zusammen, baut was auf, baut was richtig leiwondes auf. Das ist meine Botschaft an die Menschheit.

Ich danke!

Wir auch!

Donnerstag, 24. Dezember 2009

Red Lights Flash sind wieder unterwegs, und gaben mir Einblick in deren Gedankenwelt anno 2009


Ich stell die Frage nach der Blitzfarbe relativ oft. Lomografieren ist nämlich mein Leben, und das sollte bitte spaßig bleiben, egal wie farblos da draußen alles zu sein scheint. Man muss dem halt entgegenwirken, sich vorbeugend schützen. Unzufriedenheit ist da der erste Schritt zum Erfolg, nur anfangen zu gehen, das muss man schon selbst. Red Lights Flash haben´s uns vorgemacht, und auch gleich eine Brücke geschlagen. Am anderen Ende fand sich nach fünfjähriger Bauphase dann For Your Safety, ein Album, deren Titel Programm ist. Bitte persönlich nehmen! Man ist einer besseren Welt nach diesen fünfzehn wirklich facettenreichen Songs auf jeden Fall ein schönes Stück näher gekommen. So, und jetzt bitte wieder lächeln! Darf´s ein bisschen mehr rot sein!?

Was haben Red Lights Flash die letzten fünf Jahre gemacht? Wurde permanent am neuen Album gearbeitet? Ich nehme an,jeder von euch hat auch anderswertige Verpflichtungen?

Nachdem wir 2004 Free… auf AF-Records veröffentlicht haben sind wir viel auf Tour gegangen. Unter anderem mit Rise Against, ein paar Touren mit Antiflag, A Wilhelm Scream, Strike Anywhere und haben dann eigentlich ziemlich früh mit den Arbeiten zu For Your Safety begonnen. Wir haben uns die Latte aber extrem hoch gelegt, weil wir eben schon seit elf Jahren als Band und in dieser Besetzung zusammenspielen und echt etwas machen wollten, das für uns eine neue Stufe darstellt.
Dadurch, dass wir die Band nicht hauptberuflich machen können, haben alle ein Leben neben der Band, auch abgeschlossene Studien und sind im Musikwesen oder in anderen Bereichen aktiv.

Trotzdem sind fünf Jahre eine lange Zeit…

Wir wollten aber, dass das Album perfekt wird, haben vielleicht wirklich zwei oder drei Pre-Productions zu viel gemacht und da mehr „Less Talk, More Rock - Attitüde“ walten lassen müssen. Rückblickend kann man halt sagen, dass es zwar lange gedauert hat, wir aber 100% zufrieden sind. Es ist wirklich das Beste was wir bis jetzt gemacht haben und auch die Resonanzen sind bis dato überwältigend.
Viele Leute reagieren so, indem sie sagen, RLF klingen wie RLF, das ist ein eigener Sound und das ist das beste Kompliment, das man als Band bekommen kann.

Songs wie „End Of History“ konnte man auch schon auf der Provokant Wertvoll - Split EP mit Rentokill aus dem Jahre 2006 finden. Müssen solche Hits so lange liegen bevor sie es auf ein Album schaffen, ist da der Anspruch bandintern sehr hoch?

(Lacht) Man kann sagen, das ist ein Song, der das alte RLF in die For Your Safety – Ära hinübergetragen hat. „The End Of History“ ist genau dieser Übergang vom alten Style in die neue Richtung wo wir uns wohlfühlen.

Wie haben sich RLF in der neuen Ära verändert, was wird anders gemacht, wie geht man jetzt an die Sache heran?

Wir haben uns noch mehr mit Songwriting, den Texten und dem Thema, wie man diese beiden Komponenten bestmöglich zusammenbringen und viele Leute berühren kann, beschäftigt. Ebenfalls viel mit den Stimmen.
Musik ist ein wunderbares Instrument um etwas zu bewegen. Wir sind eigentlich mit dem Satz „Let Feelings Talk“ an die Aufnahmen herangegangen, wollten nicht nur, so wie bei den letzten Alben, wirtschaftliche oder sozialpolitische Probleme ansprechen, sondern ein bisschen mehr von uns preisgeben. Das Ganze auf eine andere Eben hieven, eine Persönlichere, Erwachsenere.
Man muss schauen, dass es interessant bleibt. Wir wollen keine Band sein die zehn Jahre das Gleiche macht. Nichts gegen andere Bands die das machen, die ihre Nische gefunden haben und das auch durchziehen, das ist super. Uns reicht das nicht, wir orientieren uns vielleicht mehr an so Bands die in kunstvollere Richtungen gehen, so wie Dredg zum Beispiel. Wir versuchen einen Brückenschlag zu machen, und haben das mit For Your Safety meiner Meinung nach gut geschafft. Es ist facettenreicher.

Euer aktuelles Album For Your Safety wurde über das selbst gegründete Label RLF - Records released. Was war ausschlaggebend dafür? Habt ihr trotz wirklich guter Kontakte kein Label gefunden das euren Vorstellungen entsprochen hat, oder war es ein logischer Schritt um den DIY-Gedanken ebenfalls auf ein neues Niveau zu heben?

Wir haben einfach kein Label gefunden, das uns das bieten konnte, was nicht über unser eigenes Netzwerk hinaus geht. Dieses ist stetig gewachsen, wir haben Kontakt zu großen Bands und sind befreundet mit wirklich wichtigen Personen in dem Business.
Die Sache ist aber, dass sich AF-Records und Fat Wreck Chords aus Europa zurückgezogen haben, auch Burning Heart ist aus Berlin wieder weg. Die Situation für Labels ist wirklich nicht gut zur Zeit, es hat keiner Geld, du musst dir die ganze Aufnahme sowieso schon selber zahlen, was sich halt bei diversen Produktionen über zehntausend Euro erstreckt, und dann bieten sie dir an, dass sie die Pressung zahlen, geben dir ein keines Promobudget und du musst die ganzen Rechte aufgeben.
Dadurch, dass wir schon so lange dabei sind und ich mich selbst viel mit Musikmanagment beschäftige, war das ein logischer Schritt. Gerade in Zeiten von Krisen muss man sich selbst auf die Beine stellen, somit eine logische Weiterführung des DIY - Gedanken, der uns schon seit elf Jahren begleitet.

Werden in Zukunft auch andere Bands über RLF - Records releasen?

Es kann sicher als Plattform für diverse andere Projekte dienen, primär geht es uns aber einmal darum, unsere Musik selber vertreiben zu können, dass wir einfach die Kontrolle über das Ganze haben. Wir lizensieren das Album jetzt in verschiedenen Territorien an andere Labels, die Rechte bleiben bei uns, der Vertrieb für z.B. Italien geht dann über ein anderes Label, im konkreten Fall No Reason Records.

Kann ich das Album auch schon in Deutschland beziehen?

Das Album ist überall beziehbar. Auf Amazon kann man es bestellen, und es ist weltweit in den I-Tunes - Stores downloadbar. An einem Vertrieb in Deutschland arbeiten wir noch, das hat aber aus den genannten Gründen vorerst einmal nicht funktioniert.

RLF und Rentokill sind hart tourende Bands. Bertl (Drummer Rentokill) meinte, dass es trotz 120-130 Shows im Jahr und wirklich guten Slots in ganz Europa verdammt schwierig ist, was die finanzielle Situation betrifft. An nebenbei Arbeiten ist aber auch nicht zu denken. Was macht ihr für eure eigene Sicherheit?

Es sind immer zwei Seiten. Das was Rentokill machen, haben wir ja auch schon alles gemacht. Wir haben aber einfach gemerkt, dass, wenn wir weiter so viel spielen, wir uns auflösen werden. Es ist unglaublich anstrengend wenn du so viel unterwegs bist, nach Hause kommst, und deine Rechnungen nicht bezahlen kannst.
Wir haben gesagt, wir wollen einfach mit unserer Musik glücklich sein, und das können wir nur, wenn wir unser Leben mit der Band das wir die letzten Jahre geführt haben, ins Leben als 30 Jährige rüberbringen.
Deswegen konzentrieren wir uns mehr auf die Musik. Wir wollen darin wachsen, auch vermehrt in die künstlerische Richtung gehen und dann Konzerte spielen die uns persönlich wichtig sind, wo es um uns geht und nicht, so blöd das auch klingt und wir haben das wirklich auch jahrelang gemacht und es war super, an einem Dienstag irgendwo in Nottingham vor fünfzehn Leuten.
Man muss sich abheben vom Rest, sonst ist man eine von den tausenden Bands die von einem Pub ins nächste tingeln. Es ist für eine Band wie uns 2009 einfach nicht mehr möglich 150 Shows zu spielen.

Einen befriedigenden Mittelweg zu finden ist sicherlich kein leichtes Unterfangen. Muss man den Begriff Musik für sich selbst neu definieren?

Musik ist eine wunderbare Kunstform. Man muss sich schon die Frage stellen: „Wie kann ich nach elf Jahren noch interessant sein, wie werde ich nicht langweilig“.
Da haben wir wirklich hohe Ansprüche an uns selber und sind auch sehr selbstkritisch, was uns sicherlich auch Steine in den Weg gelegt hat. Vielleicht hätten wir als wir auf AF-Records waren, wo genau diese Schiene gefragt ist, das viele Spielen, genau das machen können. Immer nur das. Wir sind da aber ein bisschen anders und ich bin froh, dass wir es sind. Es ist einfach viel interessanter wenn nicht ein Album wie das andere klingt, Bands stetig wachsen und sich neu erfinden.
Das dies nicht der leichteste Weg ist, das ist klar. Für uns war 2008 und 2009 sehr hart, und es ist sicherlich schwierig für einen 20 Jährigen das zu verstehen, aber wenn du 30 bist, dann weißt du besser was dir das Leben alles bringen kann, und irgendwann ist Easy-Easy-Party halt vorbei.

Wie seid ihr auf das Albumcover gekommen. Ihr habt Dürers Hände aus dem Jahre 1508 um vier Finger erleichtert! Ich habe den Artwork-Gedanken von der künstlerischen Seite her aufgerollt, sehe darin das Gegenteil von Humanismus, jener Epoche, in der Dürer der bedeutendste Künstler war, und deren Kernfrage aktueller kaum sein könnte. Ich bin aber bekannt für komplizierte Denkansätze!!

Werner (Bassist und Sänger) beschäftigt sich sehr viel mit Kunst. Er hat immer schon die Artworks und Merchlinien entworfen.
Die betenden Hände die zur Waffe werden symbolisieren das, was Religionen mit uns Menschen anstellen, wie sehr sie uns beeinflussen und für wie wenig Halt sie verantwortlich sind. Sie werden als Machtinstrument benutzt um Konflikte herbei zu schwören.
Werner hat für diese Platte auf diesem Handschema aufgebaut. Das ganze Artwork, alle Zeichnungen im Booklet, sind durchzogen von der Thematik Glaube und Gewalt in Verbindung mit den Händen.
Wir planen auch gerade Kunstdrucke mit diesen Zeichnungen anfertigen zu lassen, die dann in limitierter Auflage erhältlich sein sollten.

Wie schaut der weitere Plan für 2010 aus. Gibt es schon konkrete Anhaltspunkte für die ersten Monate? Ich nehme an ihr seid fleißig am Tour organisieren?

Wir arbeiten in Österreich mit Novamusic zusammen, genauer gesagt mit Thomas Zsifkovits, der 1998 schon unsere ersten größeren Supportsachen gemanagt hat. Mit For Your Safety sind wir wieder mit ihm in Kontakt gekommen und der macht uns jetzt die Shows in Österreich und ich glaube, da werden wir in nächster Zeit auch echt coole Sachen spielen.
Was international kommt, kann ich noch nicht sagen. Wir sind natürlich dran an Touren, werden im März Italien und Frankreich machen, mit Uncommon Men From Mars. Dann schauen wir weiter.

Ist Amerika aufgrund eurer Kontakte ebenfalls ein Thema?

Ganz schwierig. Wir haben das schon probiert zu realisieren, als wir noch auf AF-Records waren, aber die Kosten sind einfach immens hoch, sodass sich das keine Band und kein Label leisten kann. Es wäre nicht das Ding da rüber zu fahren und Shows zu spielen, nur bringt das so nichts. Wenn du dort drüben Fuß fassen willst, musst du acht Monate im Jahr in Amerika spielen.
Es ist ein extrem hartes Pflaster für europäische Bands. Du kannst das als Urlaub machen, ein paar Wochen rüber fliegen, dir die Flüge selbst zahlen und drauf los spielen. Ob dadurch die Band vorankommt, bezweifle ich. Und ich will nichts machen, was der Band nichts bringt.
Wir sind sicher keine Band die ungeplant wo hinfährt und auf „Scheiß drauf!“ spielt. Wenn wir was machen, dann muss das Sinn ergeben, dann müssen wir das Potenzial für uns als Band sehen, dass sich daraus etwas entwickeln kann. Und das ist in Amerika ganz schwierig, weil es sind ja auch nicht gerade wenige amerikanische Bands unterwegs (lacht).
Es wäre super, wenn wir eine große Tour kriegen würden. Antiflag haben uns schon versucht rüber zu holen, wenn du dann aber Kosten von 5000 Euro oder mehr aus eigener Tasche zu tragen hast, dann schaut das Ganze schon wieder anders aus. Dann kannst du dir die nächste Platte nicht mehr so leisten wie du das willst, es ist schwierig.
Wir werden auf jeden Fall probieren For Your Safety auch international so gut wie möglich zu präsentieren. That´s the goal.

Gibt’s eine richtungsweisende LP, eine, nach der die Lust Musik zu machen so richtig an Fahrt angenommen hat?

Nirvana - Nevermind. Ohne diese Platte würde es RLF mit Sicherheit nicht geben. Es hat vorher natürlich Metallica, Guns `n` Roses und jede Menge Metalbands gegeben, aber dann ist Nirvana gekommen….
Wenige Bands schaffen das, sowas kannst du auch nicht planen. Für Millionen von Menschen ist danach ihr Leben anders verlaufen.
Ich wollte unbedingt in einer Band spielen und mir die Welt anschauen. Einfach anders sein. Ohne den Erflog von Nirvana hätte es sicher so Dinge wie Green Day, Rancid, Offspring etc. nicht gegeben. Man kann das als die zweite Punkrevolution sehen. 1977, 1991,…

Was rennt gerade im RLF Tourbus?

Die neue Biffy Clyro. Ich habe sie gestern hier (Anm. Flex/Wien) gesehen und wenn man einmal gehört hat, was die Burschen zu dritt für einen Sound machen, dann versteht man auch, warum sie von Muse als Support mit auf Tour genommen wurden.

Danke für das ausführliche Interview!

Gerne, bis nachher!!

*Antwortgeber war Chris, Gitarrist in RLF.

Samstag, 12. Dezember 2009

A fifteen minute loveaffair...


Andy Butler and his Project Hercules and Love Affair found themselfs in Vienna - recording music, analyzing the city a little bit and putting disco into the cellar of the 2nd district. A very welcome...

I´ve heard that you were in vienna since a few weeks. Also for making a video with marfloW and aswell recording stuff in the studio of Patrick Pulsinger. How did it came to this collaboration?

Andy Butler: Actually Wolfram Eckert (marfloW) is the fellow who brought me to Vienna and suggested I´ve sort working with Patrick Pulsinger in the studio. And I was ready to take the work I´d been doing. I spent about a year for recording new material and I needed to bring it somewhere to sort of put the final touches on it, finesse the music and mix the record. So Patrick was the one to do it.
Yeah, and Wolfram also asked me to be in his video, so I was in his video. It´s one of his new songs and I think one of the guys from Holy Ghost (DFA) is singing on it.

Enough time to make you a picture, how the people are, how the clubscene is, the mentality, etc...?
How would you describe Vienna for somebody in a few words?


A.B.: I Love Vienna, because the clima is perfect. I am getting older and so that´s why the clima becomes more important for me than ever (lauging). It´s a beautiful city and the people are sweet. But I hadn´t done that much clubbing. Of everyone, I have probably been here the most, I deejayed at Pratersauna which was fun.
Hm, yeah, the food is good, the people are good looking……

H & L A is a bunch of people who are gay, lesbian or transgender. What do you think about the issue of homosexuality in Vienna. Did you have time for impressions of this scene here. I mean, a girlfriend of mine was here for several weeks and searched for a connection, but the only thing she said was, that it feels like to many people thinking homosexuality is a hype, that´s why it feels sort of strange and unreal here. In Barcelona for example it feels more natural, more filled with love, more authentic. What do you think?

A.B.: Hmm. I mean dont really know the gayscene here in vienna. I hadn´t gone out to gay clubs or such like this but it was prevalent when staying on the Naschmarkt. I recognized that this area is quite gay friendly, I saw a lot of rainbowflags and I´ve heard about some gay clubs. It seems like a welcoming community and nice city for a gay lifestyle. But I dont know much about it, I hadn´t really done much gaystuff here.

Which clubs would you recommend me if I would go to NYC or San Francisco?

Shaun: I like Santos Partyhouse in NYC. Hmmm, in San Francisco…
A.B.:...Honey Soundsystem...
Shaun: Yeah, Honey Soundsystem is great.
Daniella: In Berlin we have the Berghain. After Alexanderplatz it´s the most remarakable monument in Berlin. We had all been there, it´s like school

Yeah, I know the Berghain, it´s great. I was there two or three years ago and saw Andy deejaying there. It was sort of luck, because a few weeks before, I´d heard about H & L A for the first time, so it was a cool impression.

A.B.: And do you think I did a good job?

Yes, absolutely. Haha!
Is there a connection between Berlin and NYC for you, in various styles?

A.B.: Yes, there is, I mean in a way. Directly some people connected me to Berlin. Musicproducers for example. Someone who is sort of a mentor in a way to me, named Daniel Wang, who lives in Berlin now. He used to live in NYC and he was very instructive and pushed me, encouraged me as an artist and in writting disco music and stuff. He moved to Berlin, years ago, so I always knew in the back of my mind that I wanted to go and see what´s going on there, because someone who had admired so much had moved there.
And I also meet Daniella years ago in Berlin, like five years ago maybe, so in the back of my mind aswell I was always like „I wanna see this girl again, wanna work with that girl!“

So, could you imagine to live in Berlin for a while? But, you moved from NYC to San Francisco before a while, right?

A.B.: I was in San Francisco but I actually moved to a small town in the middle of America called Denver (laughing).

But that´s your hometown!?

A.B.: Yeah, but I like a quiet life, I like the mountaintowns, climate kind of like Vienna. It´s good for me. I couldn´t live in Berlin, I don´t think. It´s maybe too busy, I am a little bit of a homebuddy actually. What about you, you live in Barcelona? (at Kim Ann asking)
Kim Ann: Yeah, I am now in Barcelona. I mean, I think everyone that lives in NYC, a lot of them moved to Berlin. I don´t know if I could live there, but I really like to visit, I love Berlin.

So, how long did you live in Barcelona?

K.A.: I live there since one year.

Oh, you actually live there. Cool. I saw H & L A there at Espacio Móvistar, but I didn´t like the location. It was sort of too much artificial, too steril. For me, H & L A always needs a location with a lot of sex appeal, which is sort of sleazy.

H & L A: Yeahhhhhhhhhhhhhh!!

Do you have the possibility to demand like „Hey, we like to play this club or this venue“ when booking the tour, going to a city?

A.B.: We don´t usually call the shots like that. I mean, the truth is that, when we play in a more intimate setting or in a place that has a good energy to it, it makes all the difference. So, I mean, I wish we could play only cool places, but sometimes we have to play like in Mexico…..
Shaun: Oh yeah, it was in Guadalajara. It was amazing.
A.B.: Yeah, but it was in like something that was like a caféteria…
Daniella: Some kind of a town bar, with leather sofas..
Shaun: ...and linoleum floors...
K.A.: ...kinky peoples...haha
A.B.: The venue is always super important. Hopefully tonight will be great at Fluc.
K.A.: Yesssss…

What are the conditions for doing a remix of someones track? For sure you get a lot of stuff, no?

A.B.: Generally there has to be a really strong melody somewhere in the music, or it has to be really aestheticly strong, you know, ruded in some very specific style. So I like it if there is a good vocal, obviously I am surrounded by vocalists, so I like a good vocal, a good melody or a really good aesthetic, good style.

Kim Ann, you´re a Dj aswell. Which one was the first record y´d bought with your own money?

K.A.: The first record I´d ever bought with my own money was actually „Supersonic“ when I was eleven years old.

"Supersonic"? I am not sure if I know this track?

K.A.: What?!! J.J.Fad (making the beat with the mouth)

Andy, I saw you have a comic tattoo on your left arm. Are comics important for you?

A.B.: Actually it comes from a record, so records are important to me. It comes from an old punkrock record.

I have a few more questions. Can you tell me a lie about H & L A!

K.A.: Ohhh, that´s fun!
A.B.: Let´s see, who´s the best liar in the group…??
(all discussing and laughing – but eventually Shaun´s the one)
Shaun: They are terrible to work with. Andy is a tyrant and he´s actually 45.
A.B.: Don´t spread lies about me girl!!! (to Shaun)
Daniella: His real haircolor is black.
Shaun: Haha, he´s a natural brunette.

So, how is it right now for you. For the first album, you had plenty much time, you started for fun. Right now you have the pressure of making an album within a year or something. Do you find the time to write new stuff, how do you manage it till the final end of a song.

A.B.: It´s been challenging, you know. We spent of almost a year with touring, so I had to start learning how to write music on the road, which I did. I kind of found myself with drawing and writing music. So some of the music is actually also older, again. It´s old sketches that were from before the first record. So some of the old music has developed and become what it is now and then new music has been written. I still really try to find time to write music, but it´s hard, because before I didn´t have a timeline or any pressure. I just kind of did it for fun. But I have to keep it fun, I can´t put the pressure so much on me. I think the new songs are good songs, we´ll gonna play a bunch of them tonight. The new collaboraters have brought so much to the music and stuff, so I think it´s gonna be a good record.

Will Antony (Hegarty) and Nomi appear on the new record aswell?

A.B.: No. Both were guestvocalists the first time around, both kind of were soloartists and have their carrer in motion. It´s very exciting to me to work with new people, and in the back of my mind as I said I wanted to work with Daniella for a long time so when that opportunity arose I was like „Oh my god!!“. And Shawn was just somehow we met up and it seemd to work really well. I would like to work with new vocalist and new musicans as well. A lot of the musicans that played on the first record don´t appear on this new record. And there is a new co-producer as well. So it´s a pretty new cast of characters all together.

You talked in an interview about a project which would be more extreme than H&LA. For sure it was not the Sidetracked LP. Do you already work on this project?

A.B.:(innocent watching) I would like to make probably like a very extreme heavy metal projekt with my younger brother. This is a dream of mine(laughing)

A few words at the end: What´s Sidetracked for you?

A.B.: Sidetracked was kind of a opportunity to show my deejaying. Just to play the aesthetic.

Thanks!


H & L A: Thanks.....for the sweets, hehe!

Mittwoch, 25. November 2009

Portugal.The Man ......and the thing with the RZA!

Vienna again, nice to have you here one more time. Put off your shoes and feel like home, especially when you don´t have one. Zachary Scott Carothers, basser in Portugal.The Man, talking about touring, money, silhouette art, loops, Hip Hop and why it would be absolutely awesome to work with the RZA.

How did you know each other? I red that some of you played in a group called Anatomy of the Ghost as well?

ZACH:We know each other were we started from Alaska. Yeah,John and I were in a band called Anatomy of a Ghost. We know each other from the highschool, while he played a while my in my shity highshool band too. I had no idea that he can sing so we brought him down from organ to sing for that band and we toured for probably a year and a half or so.
When that band broke up, pretty much right after it was done, he had been talking about doing kind of a solo side project thing called Portugal.The Man and I liked to do that thing with him. So we got a couple of guys in Alaska, we moved back and started it. Over the years we lost a few people so we got Jason on drums and Ryan for organ. Actually one of the guys who starte P.TM with us is playing in The Builders & The Butchers tonight. It´s kind of a cool tour right know because they are really good friends of us.

P.TM means also live improvisation. For me a very important point to see the truth qualitys of a band. Do you know some bands which are doing that kind of show live aswell? I was thinking about another band but, equal that I go to a lot of concerts, I don´t remember not even one group.

ZACH:Yeah, we do a lot of that.
Puh, a band?.....no, not totally. We got a few friends that do like little jams but we´ve got kind of a weird thing. Half of it is improved and there´s a lot of jams but some of them are structured. Well, we have like signals and stuff like that when to go into another part or when to get heavier, slower, things like that. There are some structured jams but a lot of them is just improved and it´s fun, you know. It keeps us on the dose of musicans and it´s more interesting. When u play every day a show with nearly the same set, it´s boring for us and boring for the people. So we keep the fun alive with jaming around.

Your new album is called The Satanic Satanist.
You said once, that the title of an album is always the first thing you have. Church Mouth for example seemed to be a album with religious topics, but it wasn´t. How is it with The Satanic Satanist, what´s the signification of it. I know that blues is the work of the devil…


ZACH:I mean, Church Mouth had some undertones. But Johns lyrics are also pretty vague, but actually not if you really know the guy. They are really matter effect but he thinks of everything in a very weird way. It´s the same thing with The Satanic Satanist. We knew that we wanna to do more of a pop orientated record, more straight forward songs and we wanted to be generaly happy and colourful. We thought of a lot, you know , black metal fans who actually not by our album and pretty got bombed out but we haven´t heard pretty much about that so far.

I was listening to the new album a lot of times, got myself also deeper into the lyrics. My result: It´s a record about mother earth. About the truth things that always were and will be and how we fail to respect them. Am I right?

ZACH:Yeah. Pretty much. It´s got a lot of that. A lot of things that John learned growing up between a certain period of time when he was moving around Alaska and this things he learned from his family and such and then kind of puting that into like what´s going on today and stuff, for sure.

What do you think about the popularity of P.TM in europe, especially in Austria and Germany. Why happened the breakthrough here and not in the USA. Is the peoples view of music so different there?

ZACH:This year it´s kind of the same size in both places now, but at first there was Germany with the Visions magazine where they gave us album of the month right away and also Defiance Records, a small recordlabel who liked to release our albums in europe. So they want us to come over and play a tour and we were like „Holy shit, we just put one record out and get to go to europe, that´s so crazy“.
So we came over here to europe and I feel like, especially in Germany and Austria, yeah and Switzerland too, they were very open against our music.

What about the crowd?

ZACH:There aren´t a lot of clicks, there´s not a lot of separation, it´s just, you know, people like what they like. In the states a lot of times when you get to our shows people dresses certain way and there´s certain age group. You know there´s 18 to 28 in almost every show. And it´s different here. We have really young people and we have like 65 or 70 year old couples in our shows.

For sure because your music is not for a special group of ages. It´s for everyone and fullpacked with various styles.

ZACH:Yeah, we all like a lot of different kinds of music, and we never wanna stick to one thing, so growing all the time is a great topic.



You recorded the last album with very vintage equipment. Was this warmer sound intentet or were there suddenly tons of vintage stuff in the studio?

ZACH:No, we knew that. It was awesome. That was on of the reasons that we went there. We never done that before. On all the other records it was all....you know, the equipment that we brought in was a lot of vintage gear, because we use it, and that´s why it was there. But everything they had was Marshall, Mesa Boogie, like brand new stuff, all on Pro Tools and everything and we were like „Ähhhhh, I don´t totally dig that“ and so, we finally forked up enough money to go into a real studio. They just had rooms full of amps. We just got to go in and choose which one we wanted. And I think John played probably fifteen ot twenty amps on the record. And the guys they were working there, they worked in the same spot for like seventeen years. So they know every amp how it´s gonna sound in this room or in this room.

Where was the studio?

ZACH:They are called Camp Street Studios, in Boston. And Paul Q. Kolderie the guy we worked with, also worked on the first Radiohead Record, with the Pixies, he did a lot of stuff in the 90´s. He is so knowledgeable about music and it was a really fun experience. I think we will continue to do that for sure, to go into studios like that.
We just couldn´t ever afforded before, but now since we´re doing a little better we just say that. None of us make any money. We just take all the money we do from touring and we spend it on recording the next album, so that´s just a cycle. So every time we are touring we like to put out a better record, so it´s just fun. Slowly but surely.

I red that u would like to produce an album with the RZA. You said, „That would be the shit“. Why? Is this style of music important for P.TM? What would be your expectations when working with him? I never recognized that Hip Hop or Rap influenced your musik.

ZACH:Oh yeah, that would be awesome. Well, we like Hip Hop a lot but it´s more the production side of Hip Hop, we like doing a lot of beats. We have a new record that is done, that wont be coming out some next year and we´re going in january to do another one. So before the next one even comes out we´ll already have two for the next year, that´s pretty ridiculous. Yeah, and that one is a litte more Hip Hop, it´s far as like the beats go, we used a lot of loops and a lot of samples and stuff like that. But the reason why we like the RZA is meanly when he uses his old 60ties and 70ties soul loops instead of a lot of Hip Hop that uses, you know, really new loops. We´ll like useing the old stuff. You know when he did this work on soundtracks for Tarantino movies, like Kill Bill. Yeah, that´s more the reason why we want work with him. For that just old soul kind of aspect, we think thats really cool. Yeah, we´re big in the soul.

But don´t you think that, when producing the album with RZA, it could sound more like these typically american mainstream thing?

ZACH:Yeah, I dont know if he would. I mean we dont really know. We like to see what he do with it. You know half of it it´s kind of joke, because we don´t know if RZA would ever actually would work with us. You know, he´s not my favourite out of the Wu Tang Clan or anything like that, but I think we could do some cool stuff together. But it might be fun if we could start with an EP or having him do a remix of a couple of songs or something like that. That would be absolutely awesome.

The new artwork is awesome. A silhouette Art. When I look at it, I know, that it wasn´t that easy to realise for sure, because everybody is talking about crises and so on. How had you managed this guys?

ZACH:Oh, it was very expensive. But the thing is that we pay for our own records. We pay for the recording and for the cd packaging. So we have a licencing deal with our label and they chip in a little bit of money but whatever they say, our budget is not that we can do this, but well, we will pay for the rest we can. And we also saved money on a lot of spots, because it is just one piece of cardboard with technically one die - cut. So, if you have an album with on a lot of different things and a lots of cuts on a lot of different pieces of cardboards it´s more expensive. So, they really only charge us for only one die - cut. And there´s no plastic used on at all so we saved money there.

You know, for me this is a very important fact of buying a record. I dont buy that much cd´s, normaly only vinyl, but you´ve done it there as well. How do you prefer listening to music?

ZACH:Yeah, for sure, me too. What sucks is, that I buy them and we´re always on tour, I don´t have a home or anything like that. My record player is in storage since three years and I haven´t touched it. Yeah, and that sucks, because when I am travelling all I got is my mp3 player, but I am excited that I actually get a place. We´re thinking about that we actually getting an apartment this winter. I am pretty excited.

So, you don´t have an apartment or anything in Portland right now?

ZACH:No, I don´t own a bed, I don´t own a tv. We live on tour, yeah pretty much.

So that´s the reason for going on tour aswell?

ZACH:Well, we love it. But it´s always busy, you know and if we´re not on tour, we are recording. And when we do have time off, I stay with friends. It does never really made sense having a home, you know. I could maybe afford it, maybe (laughing), but you know when I am gone ten month of the year and I am paying for a whole year, it´s kind of weird.
It kind of sucks, when we pull back into town and like, ähhmm, we´re coming back home on 9th of december and it´s kind of weird because it´s like „Wow, home, finally I haven´t been here for month, I am gonna go to get a hotel room actually“ That sucks!
And an austrian hotel for a couple of days we´ll not need to find. We´ll organize a couch to sleep on or something like that.



What about experiences with drugs. How are they!? I ask this, because when I look to your artwork, the music, the relases every year, the colours, this question cames automatically to me. Austria and Germany are defenitelly to much conservative in these things. Had you ever problems with drugs over here?

ZACH:Last time we played here, we pulled over outside of Munich, and they found like the tiniest little bit of weed in the bag from our drummer and he went to jail. We like almost missed a show, he had to take a train over here, it was pretty terrible. We don´t do that many drugs. I mean I have when I was a kid, but basicly I don´t function on it very well and we don´t want to carry, espescially after the last time, so – no pot in the band. I dont accomplish anything really, I used to. When I was younger I could do whatever drug and I could like go to work, could do things. If I get stoned now, I don´t wanna do anything, and I always got so much shit to do, you know. We are always recording, always touring, I always have to talk to people or play a show. And I can´t do any of that stuff when I am high. I´d like to a little bit in the future, but also it kind of feels weird, I feel I can getting at this point, I don´t know, where I am to old for it. But it´s kind of weird because I am from Alaska and live in Portland and a lot of people do drugs in both those places, but never any bad drugs. Usually it´s just like weed or very lite illusitions that we did in the past.

So, drugs are not the reason for your colour explosions on the albums?

ZACH:Drugs had nothing to do with that. Honestly, I think what probably is, we´re influenced by art that was influenced by drugs. Or sometimes you never been know. I just red an interview about Pink Floyd. And apparently Pink Floyd didn´t do any drugs. I was like „ What the fuck!“ – That´s what got me into drugs when I was a kid was Pink Floyd. I was kind of disappointed. I got plenty of bad advices, but not drugs.

Last Question: Where will you stay during Christmas

ZACH:Well, we´re going back to Alaska. I will stay in my mum´s house for a while, over the holidays. I always go back and stay with mum, that´s cool. We´re big on family.

Thanks so much for the interview. Here are some sweets called "Tortenecken". You have to try it. Have fun!

ZACH:Wow, you´re crazy. We love sweets. Thanks. See you after the show.