Montag, 16. März 2009

Dredg / 2.9.2008 / 2DAW - Wiesen


Wenn die Bay Area mit dem Erdbeerland kollidiert - Die Progwolken aus San Francisco hat es endlich wieder nach Österreich verschlagen, wo sie das schönste Unwetter auf uns herabließen.

Highquality

Seit ein paar Tagen beschäftigt mich eine Frage: Wie bin ich vor Jahren eigentlich auf Dredg aus San Francisco gestoßen..hmmm???
Bis heute gibt’s diesbezüglich nur Mutmaßungen - manchmal muss man Sachen aber nicht so lange beleuchten bis sie ausgeblichen sind, sondern einfach mal den Gedanken an sich schätzen, dass es überhaupt so weit gekommen ist, sich mit einer so komplexen Band wie dieser auseinander zu setzen.
Obwohl…..das wär sogar ein bisschen untertrieben, denn Dredg ist für mich seit Jahren viel mehr als bloße Hintergrundmusik ……eigentlich artete das Ganze schon kurz nach der Entdeckung aus – in ein gefährliches Labyrinth bestehend aus jeder Menge Gefühlen, grenzenloser Leidenschaft, plötzlich auftretender Logik, brutalster Gänsehaut, niemals enden sollenden Autofahrten ans andere Ende der Welt, vergleichsweise lockeren 14 Stunden Flügen, emotionale Highs in längst kapitulierenden Zuständen der bravourös außer Gefecht gesetzten Wahrnehmungssysteme , etc. ……..die Liste an Ereignissen ist schier unendlich lange fortsetzbar – nur der gemeinsame Nenner ist stets der selbe, lässt sich in Gavin Hayes (Vox, Slide Guitar), Mark Engels (Leadguitar), Dino Campanella (Drums, Piano) und Drew Roulette (Bass, Effects) unterteilen. Das Ganze in eine Klammer gesetzt und jeder Rechner dieser Welt wird seine Schwierigkeiten haben, ein aufzeigbares Ergebnis auszuspucken. ……Zu reich an Variablen scheint diese Gleichung zu sein. Dass mir ausgerechnet Wiesen ermöglicht, ein paar Schritte vorwärts in dieser seit langem offenen Rechnung zwischen mir und der Band zu machen, ist da ein positiver Nebeneffekt. Obwohl ein paar Faktoren den Ablauf massiv verzerren sollten, aber dazu später im Text.
Jetzt einen mächtigen Rundumschlag in die Tiefen der letzten Lp´s zu machen wäre fahrlässig – immerhin richtet sich der Grundgedanke diese Blogs doch darauf, auch gelesen zu werden. Jucken würd es mich allerdings gewaltig in den Fingerspitzen……doch gerade bei Dredg ist es schwer die Musik zu vermitteln ohne in eine stundenlange euphorische Hochphase meinerseits zu kippen. Zu oft hab ich dies versucht, zu oft bin ich auf taube Ohren gestoßen – offensichtlich will ich immer noch nicht wahrhaben, dass es nicht jedermanns Sache ist…..
Fest steht, und das muss einfach raus: Hier handelt es sich um eine Band, die die Gabe besitzt ergreifende Konzeptalben zu erschaffen. Musik, die auch ohne Vocals schon Türen zu öffnen vermag – in Kombination mit Diesen aber dazu führt, sich einen neuen Kopf anfertigen lassen zu müssen! (Hier ergibt alles einen Sinn – check it out)

Auf Dredg

Abgesehen vom Enormen Output der Musik, hätte ich dieses Unterfangen auch fast in Anspruch nehmen müssen, denn wenn man die Klänge die einem an diesem Tag alles bedeuten schon aus der Ferne hört, liegt es nahe seinen Kopf vor Wut in eine der massiven Wiesener Holzblock - Barickaden zu rammen. Ich kann mich nämlich nicht erinnern in den letzten Jahren jemals die Opener Nummer eines ungemein bedeutenden Konzerts verpasst zu haben – bei Dredg hab ich das dann doch erstmalig geschafft…..
Die Gründe dafür sind vielschichtig und erstrecken sich vom zu früh angesetzten Slot der Band, bis hin zum üblichen Tangenten-Stau, gepaart mit ein paar …ähhmmm…Dummheiten kurz vor Beginn der Show.
Als Gavin Hayes aber seine Ode to the sun anstimmte war all der vorherrschende Stress im Nu verflogen und eine unbeschreibliche Befriedigung stellte sich ein, als ich die Band das erste Mal wahrhaftig vor mir sah!
Aufgrund der zeitlichen Situation und der eher überschaubaren Fanbase in diesem Lande war das architektonisch schwer elegante Zelt natürlich spärlich besucht. Und obwohl mich im Speziellen die Stagetime -Situation im Vorfeld irrsinnig geärgert hatte, weil und da wurde meine Vermutung doch prompt bestätigt, das Line Up einfach schwer von der vorherrschenden Freunderlwirtschaft der darauffolgenden Band (die übliche Österreichische Poserpoppunkpseudohypewasweissichwas-Schiene) bestimmt wurde, war mir das jetzt sogar ganz recht. Jede Menge Platz, Augenkontakt und doch ein paar Mitsingende Kehlen vor der Bühne, die für wirklich gute Stimmung sorgten…..
Im Übrigen bin ich natürlich ein großer Fan von der Idee Einheimische Bands zu supporten….ehrlich gesagt hätte ich da aber nicht an die übliche Verdächtigen gedacht, sondern ein bisschen tiefgründiger geschaut……..denn „da unten“ verbirgt sich enorme Qualität…..
Auch der Band dürfte die nicht so rege Anteilnahme nicht wirklich Nahe gegangen sein. Immerhin wurde die Alpenrepublik die letzten Jahre geschickt umschifft –Bassist Drew Roulette recherchierte nach dem Konzert auf meine Frage nach dem letzten Österreich Gig in den Tiefen seines Langzeitspeichers……..der kurz darauf einen Support von Alien Ant Farm aus dem Jahre Schnee ausspuckte…

Der Kopf längst auf Reisen

Das Konzert erfüllte also von der ersten gehörten Sekunde an meine Erwartungen, auch weil die Stücke genauso perfekt umgesetzt wurden wie auf Tonträger arrangiert. Mark Engels erschuf sichtlich in sich gekehrt die schönsten, sphärischsten Flächen mit seiner Gitarre während Dino mit seinem aggressiven Drumming mühelos Rythmuswechsel und verschobene/vorgezogeneTakte am laufende Band kreierte. Es kickte in so einer enormen aber gut abgemischten Lautstärke, dass jegliche ablenkenden Gedanken schon meilenweit vor der Idee, jemals einmal ablenken zu können von diesem Mix aus knackiger Snare und wuchtigem Beckensound erschlagen wurden.
Mit dieser Methode, der engelhaften Stimme von Gavin Hayes und dem perfekt eingesetzen Basspiel incl. Effektmalerei von Roulette, arbeitete sich die Band durch eine Setlist, die im gleichen Sinne von dem Meisterstück El Cielo (2002) sowie der Letzten, noch aktuellen und den Modernen Rock sicherlich noch auf Jahre prägenden Platte Catch Without Arms (2005) durchzogen war.
Das eine oder andere Stück der im Februar erscheinenden Platte wurde dem Publikum natürlich auch nicht vorenthalten! Um sich ein bisschen eine Vorstellung bezüglich der Herangehensweise und dem Aufnahmeprozess der Band machen zu können, sollte man sich aber ein paar Minuten Zeit nehmen und einen Blick auf das Videotagebuch riskieren. Abgesehen vom wunderbaren neuen Musikschaffen der Kreativköpfe bekommt man auch eine gewaltige Portion San Francisco Life vor Augen geführt, was – in meinem Fall – für schweres Reisefieber sorgt.
Während des zeittechnisch eher bescheidenen Gastspiels wurde die einzelne Klasse der 1995 gegründeten Band mehrmals aufgezeigt. So stellt es für den Drummer sichtlich kein Problem dar, zusätzlich zu seinem punktgenauen Progressiv- Schlagzeugspiels mit einer Hand das Stage-Piano zu bedienen und für den Sound der Band so extrem wichtige Elemente beizusteuern, während der linke Stick locker unter der Achsel geklemmt dem ganzen Schauspiel auf die Finger schaute – nur um ein paar Sekunden später wieder verdroschen zu werden. Besonders der Epos Bug Eyes überzeugte nicht zuletzt aufgrund dieser Darbietung enorm.
Ebenfalls eine Erwähnung wert ist in diesem Zusammenhang das Slide –Guitar Spiel von Gavin Haynes am Anfang der Nummer. Keine Ahnung wie oft ich schon diesen Schlagzeugaufbau ,gepaart mit der kreischenden wummernden Guitar, auf Schlagzeuge, Oberschenkel, Autolenkräder, Übungspads, Tische etc. geklopft habe. Wahrscheinlich eines der effektivsten Intro´s die sich in meiner Sammlung befinden. Leider wurden Nummern wie Zebraskin, Catch Without Arms, Matroshka (The Ornament) und wie sie alle heißen ausgespart, meine Erwartungshaltung wurde trotzdem auf der ganzen Linie erfüllt.
Spätestens seit Donnerstag sollten dann aber mit rotem Edding die Tage bis zum Release vom Kalender gekillt werden….für manche Menschen ein unvorstellbarer Schritt in Zeiten der Digital Music Library , im Fall von Dredg normalerweise schon allein aufgrund der kreativen, verschachtelten Messages im Artwork ein Pflichtkauf für jeden bei dem Liebe zur Musik nicht schon beim Play-Knopferl aufhört!! Hauptverantwortliche für die Illustrationen sind übrigens Haynes und Roulette, die speziell bei der letzten Platte ein perfekt aufs Thema zugeschnittenes Artwork kreierten, dass mir immer wieder aufs Neue aufzeigt, dass Logik wunderschön und alles -sagend sein kein…….Für das lässigste T-Shirt-Design des Sommers war dann aber doch Dino verantwortlich.

Arche Noah

Man darf gespannt sein, mit welcher Meisterleistung uns die Kalifornier ins Jahr 2009 katapultieren. Spätestens dann wird man sie auch im Zuge einer Headliner Show in Österreich zu Gesicht bekommen…falls der Kopf bis dahin der enormen Gehirnwäsche stand hält!
Der Rest des Festivals war, aus meiner Sicht natürlich, nicht erwähnenswert…….oh doch, eine Sache sei noch gesagt – Punkto Publikum und genereller Einschätzung der Großteils doch eher 16+ Jährigen gebe ich der Musikkultur in diesem Land keine Zukunft mehr. Ein einziges herausgeputztes Kasperltheater, eigentlich fast schon eine Mixtur aus Gschnas und All You Can Eat – Championship……..bei letzterem gab es offensichtlich nur GewinnerInnen…..
…das Wort Schrecklich trifft meinen Gesamteindruck nicht mal annähernd in Worten…..

*thez*

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