Donnerstag, 31. Dezember 2009

Jenseits von kopflosem Agieren - No Head On My Shoulders haben Bock auf mehr


Wir schreiben den Dezember 2009, kurz vor Weihnachten. Ganz Wien sieht weiß, stampft durch den wunderbarsten Aggregatzustand des Wassers,den es gibt.Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt lassen unsereiner so schnell wie möglich wieder in warme Stuben verschwinden, während der geschätzte Rest in vorweihnachtlicher Panik die Stadt zum gehassten Ort macht. Warum das so ist, das interessiert mich nicht, vielmehr will ich ein bisschen tiefer in die Gedankenwelt derer schauen die auch jenen Menschen gedenken und helfen, denen ganz andere Sorgen den Mittelpunkt ihres Daseins darstellen.

No Head On My Shoulders, die facettenreichste Band Österreichs, der Hochofen in dem es zur wunderbaren Stilverschmelzung kommt, werden in ein bisschen mehr als 24 Stunden auf der Bühne des Wiener Chelsea stehen und ein Benefiz für das Projekt Ute Bock spielen. Für mich der richtige Zeitpunkt noch einmal kurz in deren bunten vier Wänden in Wien Neubau vorbeizuschauen und mir einen Überblick zu verschaffen, in vielen Belangen.

Die doppelte Tür steht schon offen, Keksgeruch sucht man vergebens, dafür ziehen schon die Klänge eines neuen Songs duftige Schwaden durch das Altbaugemäuer, die einen inmitten eines Bazars, irgendwo im persischen Hinterland, versetzten. In der Wohngemeinschaft herrscht organisiertes Chaos, jenem Lebensumstand den es bedarf, um überhaupt in NHOMS tätig zu sein. Im Schlafwohnstudiozimmer stapeln sich Comics über Keys und Synthies, Flackern Bildschirme statt Adventkränze, krächzen Aschenbecher vor Überfüllung, und ist der Fahrplan durchs neue Album anstelle eines Marienbildes an die Wand gepinnt.
Die Band hat sich nach den Studioaufnahmen in den Halbwinterschlaf begeben und kriecht nur noch für diverse Gigs aus ihren weitverstreuten Löchern. Nur Sänger und Geschichtenschreiber Martin, derjenige, bei dem man nicht so recht weiß ob seine in alle Himmelsrichtungen stehende Haarpracht signifikant für den Gesamtzustand ist, oder mit den Wasseradern in der Wohnung zu tun hat, und Philipp, der stoische Denker und Lenker, der im Banddasein sechs Saiten zum Schreien bringt, haben sich eingefunden. Ersterer werkt noch an den Gesangsspuren, letzterer pendelt, seit neuestem auch mit akademischem Titel, regelmäßig zwischen den Magic Mischrooms und dem Wiener Nachtleben hin und her.

In meiner Tasche befindet sich ein Jahrbuch voller Fragen, ein kleines Spiel und ein Mix aus Mama´s Weihnachtsbäckerei. Das Mikro steht, die Stimmbänder sind geschmiert, die Zigaretten ausgedämpft, na dann lassen wir die zwei einmal zu Wort kommen.

Was ist eure persönliche Motivation bei einem Projekt wie dem Ute Bock Festival mitzumachen?

PHIL: Es kommen regelmäßig Benefizanfragen herein, eigentlich ständig. Da muss man sich die Projekte besonders gut aussuchen die man unterstützen will. Das Flüchtlingsthema ist heute mehr präsent denn je und darum haben wir uns entschieden ein Benefiz für den Verein Ute Bock zu spielen. Ich glaube das ist eine gute Sache.
MARTIN: Du hast in Österreich ganz wenige Leute, die sinnvolle Sachen machen, die Dinge tun, welche anderen Menschen helfen. Ute Bock ist halt eine Institution in Österreich, die es schafft, mit ihrer Arbeit Menschen die nach Österreich kommen und nichts haben, einen Platz oder zumindest ein bisschen etwas zu geben. Da ist das Geringste was wir machen können auf unsere Gage zu verzichten um ihr eben diese Einnahmen zu Gute kommen zu lassen.

Glaubt ihr, dass sich in Zeiten wie diesen, noch jemand Gedanken macht, warum ausgerechnet NHOMS bei "Bock auf Kultur" mitmachen. Was das für Gründe haben könnte, ob das vielleicht mit der Thematik die ihr in eurer Musik behandelt zu tun hat?

M: Prinzipiell glaube ich, dass es den meisten Menschen wirklich egal ist wer, was und warum irgendwo spielt. Es gibt schon ein paar Szenen und Genres wo es z.B. verstärkter um Menschenrechte oder Tierrechte geht, größtenteils nehmen die Leute aber wenig Notiz davon.

Wie kann man als Band diese Thematik der Menschenrechte und Asypolitik näher bringen, das Interesse wecken, damit sich die Leute nach einem Konzert damit auseinander setzen, es als wichtiges Thema ansehen. Genau da muss ja das Bewusstseinsdenken anfangen – bei den Menschen.

M: Es gibt ja verschieden Möglichkeiten das zu machen. Da gibt’s die Bands, die sich auf die Bühne stellen und lauthals hinausschreien was nicht alles schlecht ist, dass man für dies und das kämpfen muss und so weiter. Ich bin halt der Meinung, dass, sobald du einen Menschen bevormundest, du ihm auch schon etwas von seiner Meinungsfreiheit nimmst. Jemand der sich wiederum bevormundet fühlt, wird sowieso nie was machen, weil er sich wie ein Kind behandelt fühlt und maximal sagt: „Jetzt erst recht nicht“. Also das ist mein Ansatz.
P: Ich halte auch nichts davon, wenn eine Band probiert da auf Gehirnwäsche zu tun. Prinzipiell denke ich mir, dass du als Künstler dazu da bist, um die Leute die sich für NHOMS interessieren auf eine solche Veranstaltung zu bringen. Und wenn dann dort Informationsmaterial auf- und der Spirit in der Luft liegt glaube ich, dass man ein paar Leute mehr erreichen kann. Es kann schon eine gute Synergie ergeben wenn man sich prinzipiell für NHOMS interessiert, und dann eben mit diesem Thema vor Ort konfrontiert wird.

Ok, jetzt wissen wir, wie ihr es nicht praktiziert, dass ihr nicht so seid. Auf Informationsmaterial kann man aber auch nicht immer setzen. Wie geben NHOMS ihre Einstellung weiter – auch außerhalb einer Ute Bock Benefizveranstaltung?

M: Du hast als Band ja auch das große Medium Musik und Text. In diesem ganzen Kontext kannst du halt schon Missstände aufzeigen bzw. natürlich auch Dinge die gut laufen.
Wir verpacken Thematiken in Kurzgeschichten. Das war beim alten Album schon so, und ist beim neuen Album noch viel extremer.

Gebt uns kurz Einblick in die Thematik der neuen Platte. Wie spannt ihr den Bogen?

M: Es ist eine Zukunftsgeschichte die von unserem momentanen Zeitpunkt ausgeht. Wir haben probiert zehn Jahre in die Zukunft vor zu denken, haben im Jahr 2020 Geschichten platziert, deren Protagonisten Probleme haben aufgrund dessen, was heutzutage passiert ist. Da gibt es sowohl Songs in denen es um (Asyl)Politik geht bzw. um die Resultate zu der die Politik von heute geführt hat, als auch normale innermenschliche Probleme wie Realitätsverlust oder Selbstfindung behandelt werden.
Wir erzählen das aus der Sicht der guten und der bösen Seite. Letztere stellt für uns eben dieses Konservative, nicht Weiterdenkende, diese Blockierende dar. Klingt vielleicht ein bisschen pauschal gesagt und klischeehaft, wie ein übers Kniebrechen von Rollenbildern, aber so ist es im Prinzip. Der Mensch muss einfach lernen weiterzudenken und über seine eigenen Barrieren zu springen bzw. aufhören anderen Menschen Barrieren in den Weg zu legen. Das muss weggeschafft werden. Asylpolitik ist da z.B. ein großes Thema.

Inwieweit hast dich du als Songwriter mit den neuen Asylgesetzten, welche ja im Jänner 2010 in Kraft treten werden, auseinander gesetzt? Wie ist generell deine Meinung zum Umgang mit Asylanten oder Immigranten in Österreich?

M: Ich beschäftige mich sicherlich nicht so viel damit wie ein Sozialarbeiter, der in diesem Bereich zu tun hat, der über jede Novelle genau wissen muss, aber ich haben mit Sozialarbeitern gesprochen, mit Asylwerbern und mit Leuten die damit zu tun haben. Ich habe mir ein Bild gemacht. Je nachdem von welchem Blickwinkel du das betrachtest, stellen sich halt immer wieder neue Probleme. Unterm Strich ist es so, dass die Asylwerber nur einreichen und warten können. Sie werden die ganze Zeit im Ungewissen gelassen, wissen nicht ob sie da bleiben können, ob sie zurückgeschickt werden, wo vielleicht sogar der Tod auf sie wartet.
Es muss halt echt ein System entwickelt werden das wirklich gut funktioniert, damit die Leute die nach Österreich kommen und unsere Hilfe brauchen diese auch bekommen.

Jetzt gibt es in Österreich die Frau Ute Bock, knapp 70, ein Aushängeschild, mit der man sich schmückt, die mit Preisen überschüttet wird. Im selben Moment sind 60 % der Leute die sie betreut nicht mehr in der Mindestversorgung. Weder sie noch diese Menschen bekommen vom Staat Unterstützung. Es kann doch nicht sein, Gesetz hin oder her, dass ein Staat wie Österreich, dem es ja nicht schlecht geht, da nicht eine Vorreiterrolle übernimmt und diesen Menschen ein menschenwürdiges Dasein schafft. Warum glaubst du ist das Thema Ausländer bzw. Asylwerber so negativ in so vielen Köpfen verankert, vor was haben die Menschen Angst?

P: Ich glaube Xenophobie ist grundsätzlich menschlich, man hat Angst vor etwas das fremd ist, die Frage ist nur, wie man es umsetzt. In der Öffentlichkeit ist das aber leider so, dass durch Wahlergebnisse die rechtspopulistische Parteien in den letzten 20 Jahren enorm aufgeholt haben, es da einen Grundstrom in unserer Gesellschaft gibt. Aber warum das so ist….? Ich kann mir jetzt nicht anmaßen ein System vorzuschlagen, wo alle miteinander gut können.
Wir sind ein reiches Land, die Generationen vor uns haben das alles aufgebaut, waren immer auf Sicherheit bedacht, Geld verdienen, Wirtschaft aufbauen, und haben einfach Angst, dass ihnen etwas weggenommen wird. Wenn ich mit Leuten aus dieser Generation rede bekomme ich genau das als Antwort. Die Leute denken sich wahrscheinlich oft: „Die sind selber schuld, wir haben uns auch alles wieder aufgebaut nach dem Krieg, wieso haben die das nicht geschafft? Pech gehabt!“
Vielleicht ist das der Ursprung des Übels!?
M: Da gibt’s 1000 Gründe. Ich will da mal über den Tellerrand Österreich hinausschauen. Es gibt ja viele Länder in Europa wo das wirklich ganz mies ist. Da ist Österreich wahrscheinlich sogar noch eher im Mittelfeld, das weiß ich nicht so genau.
Dieses Ding namens Integration sehen die Leute immer so an, als ob sie sich Fremdkörper in deren sozioökologisches System holen würden. Genau das soll es aber ja gerade nicht sein. Integration soll ein Miteinander sein, dass Menschen die schon länger da sind auch von der Kultur der anderen lernen können. Es sollte auf Wechselspiel aufbauen. In anderen Ländern funktioniert das viel besser als in Österreich. Es ist irrsinnig schwer in Österreich Anschluss zu finden, einfach, weil der Österreicher für sich gerne nur unter sich ist, also nur in seiner Gruppe. Ich weiß nicht woher das kommt. In sonnigeren Staaten gibt’s sonnigere Gemüter und die Menschen sind auch viel warmherziger. Italien ist zwar auch wärmer, aber naja….das ist ein anderes Kapitel, man kann das nicht generalisieren.

Hier kommt wohl der oft besagte Raunzer in den ÖsterreicherInnen zum Vorschein. Das macht auch vor dem Politikapparat nicht halt, welcher, sogar der von Deutschland mit Entsetzen begutachteten Moslemhetze der FPÖ, keinen Riegel vorschiebt. In Österreich fällt das unter Normalität. „Politiker der anderen Parteien heißen das zwar nicht gut, aber so richtig aufstehen und dagegen etwas unternehmen, das macht auch keiner. Man müsste klar sagen, dass das einfach nicht geht, und Punkt!“, so Martin weiter.
Das Problem ist halt, das man Parteipolitik in Österreich nicht wirklich ernst nehmen kann, dass es sich um das reinste Kasperltheater handelt, die Puppen allerdings fungieren, weil wir ihnen die Macht dazu geben. Diese Leute machen unsere Gesetzte und wir nehmen das auch noch anstandslos hin, obwohl sie weit davon entfernt sind, auf einen Konsens in der Bevölkerung zu treffen. Es fehlt an der breiter gefächerten Sicht der wahren Dinge, es fehlt am Mut den Mund aufzumachen. Die Bequemlichkeit steckt allerdings so sehr in uns Österreichern drin, ist für viele das „No Go“ wenn es darum geht, sich zu öffnen.
„Ich bin eh dafür, dass es denen gut geht, dass andere Leute herkommen, aber aufstehen oder sich vielleicht sogar anfreunden, puhh, da wird schon wieder zu viel verlangt“ – in diese Richtung geht leider unser Temperament.

Im Parlament...

...wird ja oft und gerne nächtelang diskutiert ohne auf einen grünen Zweig zu kommen. Das Thema Asylpolitik, Menschenrechte und Integration würde uns das natürlich auch erlauben, unser Ziel ist es aber, überhaupt einmal wieder das Bewusstseinsdenken der breiten Masse ein wenig anzukurbeln.
Die Menschenrechte wurden 1948 niedergeschrieben und sollten eigentlich den Leitfaden im Umgang mit Menschen darstellen. Ob das wirklich so ist, ob sie einem überhaupt jemals zu Ohren gekommen sind und welche Verletzungen einem genau dieser im nächsten Umfeld einfallen, das wollen wir nun ein wenig hinterleuchten.
Ich habe Quizkarten gebastelt und die unterschiedlichsten Menschenrechte darauf gekritzelt. Sowohl Martin als auch Philipp hab ich gebeten Karten zu ziehen, und sie nach einem ihnen bekannten Verstoß des gezogenen Menschenrechts befragt.

Karte #1: Niemand darf willkürlich festgenommen, in Haft oder des Landes verwiesen werden.

M: Ist halt die Frage nach der Willkür. Was ist willkürlich und was nicht? Wahrscheinlich hast du das in jedem europäischen Land. Einen Grund finde ich mir leicht wenn ich will.

Ein Beispiel. Es ist zehn Jahre her seit der Operation Spring. Damals wurden definitiv Menschen ohne Grund, ohne wirkliche Beweislast festgehalten und eingesperrt. Es gab 120 Prozesse, genau so viele Schuldsprüche und das mit jeweils der Höchststrafe. Da passt die Karte ganz gut die du gehoben hast. Was glaubst du, hat sich in den letzten zehn Jahre geändert?

M: Es hat sich nicht viel geändert. Als Polizei hat man es leicht. Man nimmt jemanden fest und findet irgendetwas. Jeder Mensch hat „Dreck am Stecken“ und plötzlich haben sie auch schon einen Beweis für was weiß ich was. Plötzlich taucht halt irgendetwas auf.

Karte #2: Jeder hat das Recht, in anderen Ländern vor Verfolgung Asyl zu suchen und zu genießen.

M: Da sind wir ja eh wieder in Österreich oder Europa. Amerika ist aber genauso. Es sind ja eh meist die Länder in die keiner hin will anders, im Prinzip.
Eine vorläufige Aufenthaltsgenehmigung bekommt man ja. Also leider nicht immer, aber oft, auch in Österreich. Das ist vielleicht nicht so in Italien oder in Kärnten und dann wird man vielleicht doch nach Traiskirchen geschickt, weil´s halt nicht mehr in Kärnten liegt, aber prinzipiell gibt es das...
Es muss einfach jedem einleuchten, das das ja alles seine Legitimität hat. Menschen nehmen einen wirklich harten Weg auf sich um in die Festung Europa zu gelangen. Die Leute kommen, weil sie Angst haben zu sterben, die höchste Gefahr, wenn man verfolgt wird. Jetzt stelle man sich einmal vor, wie arg man drauf sein muss, um sich z.B. in ein Nussschalenboot zu setzten und übers Meer zu fahren, wenn einem eh nicht der Tod bevorstehen würde im eigenen Land…

Karte #3: Jeder hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit. Dieses Recht schließt die Freiheit ein, seine Religion oder Weltanschauung zu wechseln, sowie die Freiheit dieses alleine oder in Gemeinschaft, öffentlich oder privat durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Kulthandlungen zu bekennen.

P: Da fällt mir einiges ein. Religion war immer schon ein großes Thema warum Kriege angefangen wurden. Am Balkan ist es um Religion gegangen, im Zweiten Weltkrieg war Religion ein Deckmantel für Ermordung, etc.….
Ein bisschen aktueller vielleicht, die Sache mit den Kreuzen in den Klassenzimmern. Da wird quasi aufdoktriniert, dass das christliche Zeichen an der Wand hängt, weil´s eben offiziell unsere Staatsreligion ist. Meine Meinung zu den Kreuzen ist, dass jeder Mensch der in der Klasse sitzt, ein Recht hat sein religiöses Zeichen aufzuhängen. Ich find es nicht richtig, dass in einer Zeit wie heute gesagt wird: „Wir haben eine Religion, das ist das Christentum, das Kreuz bleibt dort hängen“
Auch das Minarettverbot ist vollkommen lächerlich, schon im Generellen, wenn man sich den Menschenrechtsartikel anschaut aber noch viel mehr. Es werden Probleme gesucht.
Viele Menschen sehen das als Bedrohung und als Machtsymbol von einer anderen Gemeinschaft. Warum, weiß ich nicht. Es ist halt echt Xenophobie.

Gibt’s in der Band Mitglieder mit Migrationshintergrund, oder jemanden, der/die dieses System am eigenen Leib verspürt hat?

P: In näherer Umgebung der Band gibt es drei Personen. P., der aus dem ehemaligen Jugoslawien gekommen ist. Er ist plötzlich, von einem Tag auf den anderen, in der zweiten Volksschulklasse neben mir gesessen. Er hat die Sprache von der Pike auf lernen müssen, hat kein Wort Deutsch gesprochen als er gekommen ist und hat sich super integriert.
S., unser Ex-Trompeter. Seine Eltern waren aus Tschechien und waren vor dem Fall des Eisernen Vorhangs, also im Regime, sogar für zwei oder drei Jahre im Gefängnis. Beides Personen mit Hochschulabschluss und einfach nur, weil sie woanders bessere Chancen gesehen haben, einfach nicht mehr im Kommunismus leben wollten.
Und dann N. Er hilft gerade als Substitut aus. Auch er ist aus dem ehemaligen Jugoslawien, von ihm weiß ich aber nicht viel. Es ist natürlich ganz dramatisch wenn deine Freunde so einen furchtbaren Hintergrund und eine so schwierige Vergangenheit haben. Dann merkt man erst wie schwerwiegend das ist, deine Freunde zwischen Leben und Tod gewandelt und glücklicherweise eben in ein Land kamen, wo nicht so menschenunwürdige Gesetzte an der Tagesordnung sind , es kein Regime oder Krieg gibt. Das berührt einen persönlich.


Nach so viel hartem Stoff muss das Ganze natürlich auch wieder ein bisschen aufgelockert werden. Drum lassen wir die beiden einfach einmal drauf los erzählen wie sich der Wachstumsprozess der letzten vier Jahre in der neuen Platte widerspiegelt, was uns musikalisch erwartet, und was uns die Platte auf den Weg mitgeben soll.

Was steht uns für ein bombastischer Geniestreich ins Haus, also dann irgendwann im Frühjahr 2010!

M: Ich hoffe sie kommt 2010 raus, ich hoffe!! (sehr verzweifelt, den Kopf tief im Schritt)
Wir befinden uns gerade in der Schlussphase der Aufnahmen, die noch vor Weihnachten abgeschlossen werden sein sollten. Aber was kann man erwarten:
Es wird kontrastreicher, aber im selben Moment auch viel homogener – was wiederum ein Kontrast ist. Es wird eigentlich paradox. Ja, das neue Album wird ein Paradoxon.

Kann man schon verraten, dass ihr das Ganze auch über einen Comic aufziehen werdet?

M: Ja, wir haben vor ein Comic zum Album zu machen. Also die Bestversion wäre natürlich die Platte auf Vinyl zu pressen und mit einem 30 x 30 Comic zu bestücken. Wir haben uns dafür zehn wirklich weltklasse Zeichner aus Österreich geholt.
Diese Comics, diese Geschichten die sie da erzählen, die basieren auf den Texten, geben entweder den Song wieder oder beleuchten Hintergründe. Manchmal sind es auch nur witzige Einwürf, das ist ziemlich dem Zeichner überlassen, je nachdem welche Art von Humor der hat. Ich muss den Menschen nicht erzählen wie schlecht oder gut alles ist.
In meinen Augen ist es wichtig, wie ich ihnen etwas erklären kann. Comics können da einen gewisse Art von Humor erzeugen, und trotzdem einen ernsten Hintergrund besprechen. Genau das haben wir auch mit unserer Musik vor.

Also pro Song einen Comic, verstehe ich das richtig?

M: Ja. Prinzipiell sind es zehn Kurzgeschichten die im Jahre 2020 spielen. Wir haben uns ein Bild gemacht wie es eben ausschauen könnte.
Es hat eine Krise gegeben, das könnte eine Wirtschaftskrise, ein Bürgerkrieg oder sonst etwas gewesen sein. Das überlassen wir dem Leser/Hörer. Nach dieser Krise ist die Stadt, es spielt in Wien, in zwei große Lager aufgeteilt. Auf der eine Seite die Revolutionären, auf der anderen die Konservativen.
Die Revolutionären wollen Fortschritte, neue Wirtschaftssysteme, dass sich was tut, was ändert, dass nicht alles wird wie im letzten Jahrhundert, sondern das sich in Zukunft auch die ganze Politsystematik an die Bedürfnissen der Menschen anpasst.
Die Konservativen hingegen finden, dass das vergangene Jahrhundert super war, das sie das alles noch einmal wieder erleben wollen, weil es ihnen ja gut gegangen ist.
Diese beiden Blöcke stehen sich also gegenüber, darum geht es eigentlich, das stellt den Hauptplot dar.
Die Geschichten werden von Leuten beider Seiten erzählt und behandeln bestimmte Thematiken. Textlich spannt sich das von „look a like“ H.C. Strache Werbetexen der konservativen Seite bis hin zur Blauäugigkeit, die es braucht, der anderen.

Ihr zeichnet in euren Texten also eine Welt in die wir eintauchen sollen, fordert, dass man seine Fantasie mehr spielen lassen sollte. Und verstärkt das durch den Comic.

M: Schau, in nicht englisch sprachigen Ländern ist es oft der Fall, dass Texte nicht wirklich präsent sind. Da sind Hooklines die man sich merkt, man denkt aber nicht wirklich darüber nach was da eigentlich gesungen wird. Die Comics versinnbildlichen das was in Worten stattfindet, unterstützen das graphisch. Wir wollen die Leute wieder mehr dazu bringen zu lesen, wollen, dass sie Inhalte aufsaugen. Es wird viel zu wenig gelesen. (kann sich ein Grinsen nicht verkneifen)

Wie spiegeln sich diese Thematiken in der Instrumentierung? Da wurde ja mit dem ersten Album etwas Beachtliches, Schräges vorgelegt.

M: Musikalisch ist das genauso. Dadurch, dass die Stadt in zwei Hälften geteilt ist, braucht es natürlich auch eine Musik der Kontraste. Wir spannen da einen Bogen von Lateinamerika bis wahrscheinlich nach Nietzing in Niederösterreich, oder so. Es kommt alles vor. Ich sag mal, es handelt sich um ein sehr homogenes Stilswitching. Das macht die neue Platte aus, es ist super viel vorhanden, aber anders als bei der alten Platte viel erwachsener, durchdachter, und trotzdem emotional.

Wenn ihr jetzt persönlich aber auch musikalisch in die Zukunft schaut, so wie das das Album ja schon macht, was wären eure Wünsche und Ziele für die nächste Zeit?

M: Mir ist halt aufgefallen das viele Leute die etwas am Herzen gehabt haben, sowohl künstlerisch als auch soziopolitisch, die Dinge vermitteln wollen, erst einmal weggegangen sind, weil sie hier einfach kein Medium gefunden haben um das auszudrücken. Dadurch ist in Wien halt nie etwas weitergegangen. Das ändert sich gerade wie ich finde. Leute kommen wieder nach Wien, sind hier gerne, leben gerne da und versuchen auch kulturell wieder etwas mitzubringen. Trouble Over Tokyo ist da ein gutes Beispiel. Es tut sich schön langsam wieder was auf, es ergibt sich schön langsam eine Kunst und Kulturszene wo auch der Geist der Bevölkerung aufgerüttelt wird, und bestimmte politische Dinge anders gesehen werden. Das soll so weitergehen, bitte.
P: Wir haben uns fast vier Jahre Zeit gelassen für das neue Werk, keine Mühen, keine Kosten und keinen persönlichen Aufwand gescheut, wir haben alles gegeben was wir in uns haben, um das was wir am letzten Album erschufen, zu toppen. Ich glaube das Ergebnis spricht für sich, es ist viel reifer, anspruchsvoller geworden.
Ich wünsche mir daher, dass wir ein neues Publikum erschließen, ein bisschen ein gemischteres. Jugendliche waren immer unsere größte Zielgruppe, und das soll auch weiterhin so sein, dennoch sehe ich in NHOMS mehr als nur Lieferanten für Party- und Saufmusik. Ich würde damit auch gerne mehr die Musikliebhaber ansprechen.
Wir machen keinen Ska, da wurden wir wirklich in eine Schublade gedrängt. Das führt oft zu Missverständnissen, nach wie vor. Das sollte sich ein für allemal ändern.

Gibt’s Bands in Österreich mit denen ihr gerne in Verbindung gebracht werden würdet, mit denen ihr euch eine Tour gut vorstellen könntet?

P: Naja, ein bisschen in diese Balkanrichtung, Weltmusik teilweise. Ich glaube Fatima Spar machen da so etwas. Aber sonst……
Ich hab mich ein bisschen umgeschaut welche Labels für uns in Frage kommen würden, aber so richtig Bands wo wir wie die Faust aufs Auge passen, die gibt’s eigentlich nicht. Ich finde halt, jede Band, auch die Großen, haben alle irgendwie ihren eigenen Stil kreiert. Da sehe ich uns auch, dass wir uns da einfügen können, auch mit unserer eigenen Nische. Eine Band mit ähnlichem Stil zu finden, das würde uns gar nicht so viel weiter bringen. Es gibt ja auch schon in Österreich ein paar Beispiele für wirklich anspruchsvolle Musik, Trouble Over Tokyo oder Velojet, und das ist auch unser Ziel - anspruchsvolle Musik zu machen.

Ein paar abschließende Worte an die Welt, die Fans da draußen?

P: Öffnet die Herzen, öffnet die Ohren, geht mit Nächstenliebe durch die Welt, seid konstruktiv, haut nichts zusammen, baut was auf, baut was richtig leiwondes auf. Das ist meine Botschaft an die Menschheit.

Ich danke!

Wir auch!

Donnerstag, 24. Dezember 2009

Red Lights Flash sind wieder unterwegs, und gaben mir Einblick in deren Gedankenwelt anno 2009


Ich stell die Frage nach der Blitzfarbe relativ oft. Lomografieren ist nämlich mein Leben, und das sollte bitte spaßig bleiben, egal wie farblos da draußen alles zu sein scheint. Man muss dem halt entgegenwirken, sich vorbeugend schützen. Unzufriedenheit ist da der erste Schritt zum Erfolg, nur anfangen zu gehen, das muss man schon selbst. Red Lights Flash haben´s uns vorgemacht, und auch gleich eine Brücke geschlagen. Am anderen Ende fand sich nach fünfjähriger Bauphase dann For Your Safety, ein Album, deren Titel Programm ist. Bitte persönlich nehmen! Man ist einer besseren Welt nach diesen fünfzehn wirklich facettenreichen Songs auf jeden Fall ein schönes Stück näher gekommen. So, und jetzt bitte wieder lächeln! Darf´s ein bisschen mehr rot sein!?

Was haben Red Lights Flash die letzten fünf Jahre gemacht? Wurde permanent am neuen Album gearbeitet? Ich nehme an,jeder von euch hat auch anderswertige Verpflichtungen?

Nachdem wir 2004 Free… auf AF-Records veröffentlicht haben sind wir viel auf Tour gegangen. Unter anderem mit Rise Against, ein paar Touren mit Antiflag, A Wilhelm Scream, Strike Anywhere und haben dann eigentlich ziemlich früh mit den Arbeiten zu For Your Safety begonnen. Wir haben uns die Latte aber extrem hoch gelegt, weil wir eben schon seit elf Jahren als Band und in dieser Besetzung zusammenspielen und echt etwas machen wollten, das für uns eine neue Stufe darstellt.
Dadurch, dass wir die Band nicht hauptberuflich machen können, haben alle ein Leben neben der Band, auch abgeschlossene Studien und sind im Musikwesen oder in anderen Bereichen aktiv.

Trotzdem sind fünf Jahre eine lange Zeit…

Wir wollten aber, dass das Album perfekt wird, haben vielleicht wirklich zwei oder drei Pre-Productions zu viel gemacht und da mehr „Less Talk, More Rock - Attitüde“ walten lassen müssen. Rückblickend kann man halt sagen, dass es zwar lange gedauert hat, wir aber 100% zufrieden sind. Es ist wirklich das Beste was wir bis jetzt gemacht haben und auch die Resonanzen sind bis dato überwältigend.
Viele Leute reagieren so, indem sie sagen, RLF klingen wie RLF, das ist ein eigener Sound und das ist das beste Kompliment, das man als Band bekommen kann.

Songs wie „End Of History“ konnte man auch schon auf der Provokant Wertvoll - Split EP mit Rentokill aus dem Jahre 2006 finden. Müssen solche Hits so lange liegen bevor sie es auf ein Album schaffen, ist da der Anspruch bandintern sehr hoch?

(Lacht) Man kann sagen, das ist ein Song, der das alte RLF in die For Your Safety – Ära hinübergetragen hat. „The End Of History“ ist genau dieser Übergang vom alten Style in die neue Richtung wo wir uns wohlfühlen.

Wie haben sich RLF in der neuen Ära verändert, was wird anders gemacht, wie geht man jetzt an die Sache heran?

Wir haben uns noch mehr mit Songwriting, den Texten und dem Thema, wie man diese beiden Komponenten bestmöglich zusammenbringen und viele Leute berühren kann, beschäftigt. Ebenfalls viel mit den Stimmen.
Musik ist ein wunderbares Instrument um etwas zu bewegen. Wir sind eigentlich mit dem Satz „Let Feelings Talk“ an die Aufnahmen herangegangen, wollten nicht nur, so wie bei den letzten Alben, wirtschaftliche oder sozialpolitische Probleme ansprechen, sondern ein bisschen mehr von uns preisgeben. Das Ganze auf eine andere Eben hieven, eine Persönlichere, Erwachsenere.
Man muss schauen, dass es interessant bleibt. Wir wollen keine Band sein die zehn Jahre das Gleiche macht. Nichts gegen andere Bands die das machen, die ihre Nische gefunden haben und das auch durchziehen, das ist super. Uns reicht das nicht, wir orientieren uns vielleicht mehr an so Bands die in kunstvollere Richtungen gehen, so wie Dredg zum Beispiel. Wir versuchen einen Brückenschlag zu machen, und haben das mit For Your Safety meiner Meinung nach gut geschafft. Es ist facettenreicher.

Euer aktuelles Album For Your Safety wurde über das selbst gegründete Label RLF - Records released. Was war ausschlaggebend dafür? Habt ihr trotz wirklich guter Kontakte kein Label gefunden das euren Vorstellungen entsprochen hat, oder war es ein logischer Schritt um den DIY-Gedanken ebenfalls auf ein neues Niveau zu heben?

Wir haben einfach kein Label gefunden, das uns das bieten konnte, was nicht über unser eigenes Netzwerk hinaus geht. Dieses ist stetig gewachsen, wir haben Kontakt zu großen Bands und sind befreundet mit wirklich wichtigen Personen in dem Business.
Die Sache ist aber, dass sich AF-Records und Fat Wreck Chords aus Europa zurückgezogen haben, auch Burning Heart ist aus Berlin wieder weg. Die Situation für Labels ist wirklich nicht gut zur Zeit, es hat keiner Geld, du musst dir die ganze Aufnahme sowieso schon selber zahlen, was sich halt bei diversen Produktionen über zehntausend Euro erstreckt, und dann bieten sie dir an, dass sie die Pressung zahlen, geben dir ein keines Promobudget und du musst die ganzen Rechte aufgeben.
Dadurch, dass wir schon so lange dabei sind und ich mich selbst viel mit Musikmanagment beschäftige, war das ein logischer Schritt. Gerade in Zeiten von Krisen muss man sich selbst auf die Beine stellen, somit eine logische Weiterführung des DIY - Gedanken, der uns schon seit elf Jahren begleitet.

Werden in Zukunft auch andere Bands über RLF - Records releasen?

Es kann sicher als Plattform für diverse andere Projekte dienen, primär geht es uns aber einmal darum, unsere Musik selber vertreiben zu können, dass wir einfach die Kontrolle über das Ganze haben. Wir lizensieren das Album jetzt in verschiedenen Territorien an andere Labels, die Rechte bleiben bei uns, der Vertrieb für z.B. Italien geht dann über ein anderes Label, im konkreten Fall No Reason Records.

Kann ich das Album auch schon in Deutschland beziehen?

Das Album ist überall beziehbar. Auf Amazon kann man es bestellen, und es ist weltweit in den I-Tunes - Stores downloadbar. An einem Vertrieb in Deutschland arbeiten wir noch, das hat aber aus den genannten Gründen vorerst einmal nicht funktioniert.

RLF und Rentokill sind hart tourende Bands. Bertl (Drummer Rentokill) meinte, dass es trotz 120-130 Shows im Jahr und wirklich guten Slots in ganz Europa verdammt schwierig ist, was die finanzielle Situation betrifft. An nebenbei Arbeiten ist aber auch nicht zu denken. Was macht ihr für eure eigene Sicherheit?

Es sind immer zwei Seiten. Das was Rentokill machen, haben wir ja auch schon alles gemacht. Wir haben aber einfach gemerkt, dass, wenn wir weiter so viel spielen, wir uns auflösen werden. Es ist unglaublich anstrengend wenn du so viel unterwegs bist, nach Hause kommst, und deine Rechnungen nicht bezahlen kannst.
Wir haben gesagt, wir wollen einfach mit unserer Musik glücklich sein, und das können wir nur, wenn wir unser Leben mit der Band das wir die letzten Jahre geführt haben, ins Leben als 30 Jährige rüberbringen.
Deswegen konzentrieren wir uns mehr auf die Musik. Wir wollen darin wachsen, auch vermehrt in die künstlerische Richtung gehen und dann Konzerte spielen die uns persönlich wichtig sind, wo es um uns geht und nicht, so blöd das auch klingt und wir haben das wirklich auch jahrelang gemacht und es war super, an einem Dienstag irgendwo in Nottingham vor fünfzehn Leuten.
Man muss sich abheben vom Rest, sonst ist man eine von den tausenden Bands die von einem Pub ins nächste tingeln. Es ist für eine Band wie uns 2009 einfach nicht mehr möglich 150 Shows zu spielen.

Einen befriedigenden Mittelweg zu finden ist sicherlich kein leichtes Unterfangen. Muss man den Begriff Musik für sich selbst neu definieren?

Musik ist eine wunderbare Kunstform. Man muss sich schon die Frage stellen: „Wie kann ich nach elf Jahren noch interessant sein, wie werde ich nicht langweilig“.
Da haben wir wirklich hohe Ansprüche an uns selber und sind auch sehr selbstkritisch, was uns sicherlich auch Steine in den Weg gelegt hat. Vielleicht hätten wir als wir auf AF-Records waren, wo genau diese Schiene gefragt ist, das viele Spielen, genau das machen können. Immer nur das. Wir sind da aber ein bisschen anders und ich bin froh, dass wir es sind. Es ist einfach viel interessanter wenn nicht ein Album wie das andere klingt, Bands stetig wachsen und sich neu erfinden.
Das dies nicht der leichteste Weg ist, das ist klar. Für uns war 2008 und 2009 sehr hart, und es ist sicherlich schwierig für einen 20 Jährigen das zu verstehen, aber wenn du 30 bist, dann weißt du besser was dir das Leben alles bringen kann, und irgendwann ist Easy-Easy-Party halt vorbei.

Wie seid ihr auf das Albumcover gekommen. Ihr habt Dürers Hände aus dem Jahre 1508 um vier Finger erleichtert! Ich habe den Artwork-Gedanken von der künstlerischen Seite her aufgerollt, sehe darin das Gegenteil von Humanismus, jener Epoche, in der Dürer der bedeutendste Künstler war, und deren Kernfrage aktueller kaum sein könnte. Ich bin aber bekannt für komplizierte Denkansätze!!

Werner (Bassist und Sänger) beschäftigt sich sehr viel mit Kunst. Er hat immer schon die Artworks und Merchlinien entworfen.
Die betenden Hände die zur Waffe werden symbolisieren das, was Religionen mit uns Menschen anstellen, wie sehr sie uns beeinflussen und für wie wenig Halt sie verantwortlich sind. Sie werden als Machtinstrument benutzt um Konflikte herbei zu schwören.
Werner hat für diese Platte auf diesem Handschema aufgebaut. Das ganze Artwork, alle Zeichnungen im Booklet, sind durchzogen von der Thematik Glaube und Gewalt in Verbindung mit den Händen.
Wir planen auch gerade Kunstdrucke mit diesen Zeichnungen anfertigen zu lassen, die dann in limitierter Auflage erhältlich sein sollten.

Wie schaut der weitere Plan für 2010 aus. Gibt es schon konkrete Anhaltspunkte für die ersten Monate? Ich nehme an ihr seid fleißig am Tour organisieren?

Wir arbeiten in Österreich mit Novamusic zusammen, genauer gesagt mit Thomas Zsifkovits, der 1998 schon unsere ersten größeren Supportsachen gemanagt hat. Mit For Your Safety sind wir wieder mit ihm in Kontakt gekommen und der macht uns jetzt die Shows in Österreich und ich glaube, da werden wir in nächster Zeit auch echt coole Sachen spielen.
Was international kommt, kann ich noch nicht sagen. Wir sind natürlich dran an Touren, werden im März Italien und Frankreich machen, mit Uncommon Men From Mars. Dann schauen wir weiter.

Ist Amerika aufgrund eurer Kontakte ebenfalls ein Thema?

Ganz schwierig. Wir haben das schon probiert zu realisieren, als wir noch auf AF-Records waren, aber die Kosten sind einfach immens hoch, sodass sich das keine Band und kein Label leisten kann. Es wäre nicht das Ding da rüber zu fahren und Shows zu spielen, nur bringt das so nichts. Wenn du dort drüben Fuß fassen willst, musst du acht Monate im Jahr in Amerika spielen.
Es ist ein extrem hartes Pflaster für europäische Bands. Du kannst das als Urlaub machen, ein paar Wochen rüber fliegen, dir die Flüge selbst zahlen und drauf los spielen. Ob dadurch die Band vorankommt, bezweifle ich. Und ich will nichts machen, was der Band nichts bringt.
Wir sind sicher keine Band die ungeplant wo hinfährt und auf „Scheiß drauf!“ spielt. Wenn wir was machen, dann muss das Sinn ergeben, dann müssen wir das Potenzial für uns als Band sehen, dass sich daraus etwas entwickeln kann. Und das ist in Amerika ganz schwierig, weil es sind ja auch nicht gerade wenige amerikanische Bands unterwegs (lacht).
Es wäre super, wenn wir eine große Tour kriegen würden. Antiflag haben uns schon versucht rüber zu holen, wenn du dann aber Kosten von 5000 Euro oder mehr aus eigener Tasche zu tragen hast, dann schaut das Ganze schon wieder anders aus. Dann kannst du dir die nächste Platte nicht mehr so leisten wie du das willst, es ist schwierig.
Wir werden auf jeden Fall probieren For Your Safety auch international so gut wie möglich zu präsentieren. That´s the goal.

Gibt’s eine richtungsweisende LP, eine, nach der die Lust Musik zu machen so richtig an Fahrt angenommen hat?

Nirvana - Nevermind. Ohne diese Platte würde es RLF mit Sicherheit nicht geben. Es hat vorher natürlich Metallica, Guns `n` Roses und jede Menge Metalbands gegeben, aber dann ist Nirvana gekommen….
Wenige Bands schaffen das, sowas kannst du auch nicht planen. Für Millionen von Menschen ist danach ihr Leben anders verlaufen.
Ich wollte unbedingt in einer Band spielen und mir die Welt anschauen. Einfach anders sein. Ohne den Erflog von Nirvana hätte es sicher so Dinge wie Green Day, Rancid, Offspring etc. nicht gegeben. Man kann das als die zweite Punkrevolution sehen. 1977, 1991,…

Was rennt gerade im RLF Tourbus?

Die neue Biffy Clyro. Ich habe sie gestern hier (Anm. Flex/Wien) gesehen und wenn man einmal gehört hat, was die Burschen zu dritt für einen Sound machen, dann versteht man auch, warum sie von Muse als Support mit auf Tour genommen wurden.

Danke für das ausführliche Interview!

Gerne, bis nachher!!

*Antwortgeber war Chris, Gitarrist in RLF.

Samstag, 12. Dezember 2009

A fifteen minute loveaffair...


Andy Butler and his Project Hercules and Love Affair found themselfs in Vienna - recording music, analyzing the city a little bit and putting disco into the cellar of the 2nd district. A very welcome...

I´ve heard that you were in vienna since a few weeks. Also for making a video with marfloW and aswell recording stuff in the studio of Patrick Pulsinger. How did it came to this collaboration?

Andy Butler: Actually Wolfram Eckert (marfloW) is the fellow who brought me to Vienna and suggested I´ve sort working with Patrick Pulsinger in the studio. And I was ready to take the work I´d been doing. I spent about a year for recording new material and I needed to bring it somewhere to sort of put the final touches on it, finesse the music and mix the record. So Patrick was the one to do it.
Yeah, and Wolfram also asked me to be in his video, so I was in his video. It´s one of his new songs and I think one of the guys from Holy Ghost (DFA) is singing on it.

Enough time to make you a picture, how the people are, how the clubscene is, the mentality, etc...?
How would you describe Vienna for somebody in a few words?


A.B.: I Love Vienna, because the clima is perfect. I am getting older and so that´s why the clima becomes more important for me than ever (lauging). It´s a beautiful city and the people are sweet. But I hadn´t done that much clubbing. Of everyone, I have probably been here the most, I deejayed at Pratersauna which was fun.
Hm, yeah, the food is good, the people are good looking……

H & L A is a bunch of people who are gay, lesbian or transgender. What do you think about the issue of homosexuality in Vienna. Did you have time for impressions of this scene here. I mean, a girlfriend of mine was here for several weeks and searched for a connection, but the only thing she said was, that it feels like to many people thinking homosexuality is a hype, that´s why it feels sort of strange and unreal here. In Barcelona for example it feels more natural, more filled with love, more authentic. What do you think?

A.B.: Hmm. I mean dont really know the gayscene here in vienna. I hadn´t gone out to gay clubs or such like this but it was prevalent when staying on the Naschmarkt. I recognized that this area is quite gay friendly, I saw a lot of rainbowflags and I´ve heard about some gay clubs. It seems like a welcoming community and nice city for a gay lifestyle. But I dont know much about it, I hadn´t really done much gaystuff here.

Which clubs would you recommend me if I would go to NYC or San Francisco?

Shaun: I like Santos Partyhouse in NYC. Hmmm, in San Francisco…
A.B.:...Honey Soundsystem...
Shaun: Yeah, Honey Soundsystem is great.
Daniella: In Berlin we have the Berghain. After Alexanderplatz it´s the most remarakable monument in Berlin. We had all been there, it´s like school

Yeah, I know the Berghain, it´s great. I was there two or three years ago and saw Andy deejaying there. It was sort of luck, because a few weeks before, I´d heard about H & L A for the first time, so it was a cool impression.

A.B.: And do you think I did a good job?

Yes, absolutely. Haha!
Is there a connection between Berlin and NYC for you, in various styles?

A.B.: Yes, there is, I mean in a way. Directly some people connected me to Berlin. Musicproducers for example. Someone who is sort of a mentor in a way to me, named Daniel Wang, who lives in Berlin now. He used to live in NYC and he was very instructive and pushed me, encouraged me as an artist and in writting disco music and stuff. He moved to Berlin, years ago, so I always knew in the back of my mind that I wanted to go and see what´s going on there, because someone who had admired so much had moved there.
And I also meet Daniella years ago in Berlin, like five years ago maybe, so in the back of my mind aswell I was always like „I wanna see this girl again, wanna work with that girl!“

So, could you imagine to live in Berlin for a while? But, you moved from NYC to San Francisco before a while, right?

A.B.: I was in San Francisco but I actually moved to a small town in the middle of America called Denver (laughing).

But that´s your hometown!?

A.B.: Yeah, but I like a quiet life, I like the mountaintowns, climate kind of like Vienna. It´s good for me. I couldn´t live in Berlin, I don´t think. It´s maybe too busy, I am a little bit of a homebuddy actually. What about you, you live in Barcelona? (at Kim Ann asking)
Kim Ann: Yeah, I am now in Barcelona. I mean, I think everyone that lives in NYC, a lot of them moved to Berlin. I don´t know if I could live there, but I really like to visit, I love Berlin.

So, how long did you live in Barcelona?

K.A.: I live there since one year.

Oh, you actually live there. Cool. I saw H & L A there at Espacio Móvistar, but I didn´t like the location. It was sort of too much artificial, too steril. For me, H & L A always needs a location with a lot of sex appeal, which is sort of sleazy.

H & L A: Yeahhhhhhhhhhhhhh!!

Do you have the possibility to demand like „Hey, we like to play this club or this venue“ when booking the tour, going to a city?

A.B.: We don´t usually call the shots like that. I mean, the truth is that, when we play in a more intimate setting or in a place that has a good energy to it, it makes all the difference. So, I mean, I wish we could play only cool places, but sometimes we have to play like in Mexico…..
Shaun: Oh yeah, it was in Guadalajara. It was amazing.
A.B.: Yeah, but it was in like something that was like a caféteria…
Daniella: Some kind of a town bar, with leather sofas..
Shaun: ...and linoleum floors...
K.A.: ...kinky peoples...haha
A.B.: The venue is always super important. Hopefully tonight will be great at Fluc.
K.A.: Yesssss…

What are the conditions for doing a remix of someones track? For sure you get a lot of stuff, no?

A.B.: Generally there has to be a really strong melody somewhere in the music, or it has to be really aestheticly strong, you know, ruded in some very specific style. So I like it if there is a good vocal, obviously I am surrounded by vocalists, so I like a good vocal, a good melody or a really good aesthetic, good style.

Kim Ann, you´re a Dj aswell. Which one was the first record y´d bought with your own money?

K.A.: The first record I´d ever bought with my own money was actually „Supersonic“ when I was eleven years old.

"Supersonic"? I am not sure if I know this track?

K.A.: What?!! J.J.Fad (making the beat with the mouth)

Andy, I saw you have a comic tattoo on your left arm. Are comics important for you?

A.B.: Actually it comes from a record, so records are important to me. It comes from an old punkrock record.

I have a few more questions. Can you tell me a lie about H & L A!

K.A.: Ohhh, that´s fun!
A.B.: Let´s see, who´s the best liar in the group…??
(all discussing and laughing – but eventually Shaun´s the one)
Shaun: They are terrible to work with. Andy is a tyrant and he´s actually 45.
A.B.: Don´t spread lies about me girl!!! (to Shaun)
Daniella: His real haircolor is black.
Shaun: Haha, he´s a natural brunette.

So, how is it right now for you. For the first album, you had plenty much time, you started for fun. Right now you have the pressure of making an album within a year or something. Do you find the time to write new stuff, how do you manage it till the final end of a song.

A.B.: It´s been challenging, you know. We spent of almost a year with touring, so I had to start learning how to write music on the road, which I did. I kind of found myself with drawing and writing music. So some of the music is actually also older, again. It´s old sketches that were from before the first record. So some of the old music has developed and become what it is now and then new music has been written. I still really try to find time to write music, but it´s hard, because before I didn´t have a timeline or any pressure. I just kind of did it for fun. But I have to keep it fun, I can´t put the pressure so much on me. I think the new songs are good songs, we´ll gonna play a bunch of them tonight. The new collaboraters have brought so much to the music and stuff, so I think it´s gonna be a good record.

Will Antony (Hegarty) and Nomi appear on the new record aswell?

A.B.: No. Both were guestvocalists the first time around, both kind of were soloartists and have their carrer in motion. It´s very exciting to me to work with new people, and in the back of my mind as I said I wanted to work with Daniella for a long time so when that opportunity arose I was like „Oh my god!!“. And Shawn was just somehow we met up and it seemd to work really well. I would like to work with new vocalist and new musicans as well. A lot of the musicans that played on the first record don´t appear on this new record. And there is a new co-producer as well. So it´s a pretty new cast of characters all together.

You talked in an interview about a project which would be more extreme than H&LA. For sure it was not the Sidetracked LP. Do you already work on this project?

A.B.:(innocent watching) I would like to make probably like a very extreme heavy metal projekt with my younger brother. This is a dream of mine(laughing)

A few words at the end: What´s Sidetracked for you?

A.B.: Sidetracked was kind of a opportunity to show my deejaying. Just to play the aesthetic.

Thanks!


H & L A: Thanks.....for the sweets, hehe!

Mittwoch, 25. November 2009

Portugal.The Man ......and the thing with the RZA!

Vienna again, nice to have you here one more time. Put off your shoes and feel like home, especially when you don´t have one. Zachary Scott Carothers, basser in Portugal.The Man, talking about touring, money, silhouette art, loops, Hip Hop and why it would be absolutely awesome to work with the RZA.

How did you know each other? I red that some of you played in a group called Anatomy of the Ghost as well?

ZACH:We know each other were we started from Alaska. Yeah,John and I were in a band called Anatomy of a Ghost. We know each other from the highschool, while he played a while my in my shity highshool band too. I had no idea that he can sing so we brought him down from organ to sing for that band and we toured for probably a year and a half or so.
When that band broke up, pretty much right after it was done, he had been talking about doing kind of a solo side project thing called Portugal.The Man and I liked to do that thing with him. So we got a couple of guys in Alaska, we moved back and started it. Over the years we lost a few people so we got Jason on drums and Ryan for organ. Actually one of the guys who starte P.TM with us is playing in The Builders & The Butchers tonight. It´s kind of a cool tour right know because they are really good friends of us.

P.TM means also live improvisation. For me a very important point to see the truth qualitys of a band. Do you know some bands which are doing that kind of show live aswell? I was thinking about another band but, equal that I go to a lot of concerts, I don´t remember not even one group.

ZACH:Yeah, we do a lot of that.
Puh, a band?.....no, not totally. We got a few friends that do like little jams but we´ve got kind of a weird thing. Half of it is improved and there´s a lot of jams but some of them are structured. Well, we have like signals and stuff like that when to go into another part or when to get heavier, slower, things like that. There are some structured jams but a lot of them is just improved and it´s fun, you know. It keeps us on the dose of musicans and it´s more interesting. When u play every day a show with nearly the same set, it´s boring for us and boring for the people. So we keep the fun alive with jaming around.

Your new album is called The Satanic Satanist.
You said once, that the title of an album is always the first thing you have. Church Mouth for example seemed to be a album with religious topics, but it wasn´t. How is it with The Satanic Satanist, what´s the signification of it. I know that blues is the work of the devil…


ZACH:I mean, Church Mouth had some undertones. But Johns lyrics are also pretty vague, but actually not if you really know the guy. They are really matter effect but he thinks of everything in a very weird way. It´s the same thing with The Satanic Satanist. We knew that we wanna to do more of a pop orientated record, more straight forward songs and we wanted to be generaly happy and colourful. We thought of a lot, you know , black metal fans who actually not by our album and pretty got bombed out but we haven´t heard pretty much about that so far.

I was listening to the new album a lot of times, got myself also deeper into the lyrics. My result: It´s a record about mother earth. About the truth things that always were and will be and how we fail to respect them. Am I right?

ZACH:Yeah. Pretty much. It´s got a lot of that. A lot of things that John learned growing up between a certain period of time when he was moving around Alaska and this things he learned from his family and such and then kind of puting that into like what´s going on today and stuff, for sure.

What do you think about the popularity of P.TM in europe, especially in Austria and Germany. Why happened the breakthrough here and not in the USA. Is the peoples view of music so different there?

ZACH:This year it´s kind of the same size in both places now, but at first there was Germany with the Visions magazine where they gave us album of the month right away and also Defiance Records, a small recordlabel who liked to release our albums in europe. So they want us to come over and play a tour and we were like „Holy shit, we just put one record out and get to go to europe, that´s so crazy“.
So we came over here to europe and I feel like, especially in Germany and Austria, yeah and Switzerland too, they were very open against our music.

What about the crowd?

ZACH:There aren´t a lot of clicks, there´s not a lot of separation, it´s just, you know, people like what they like. In the states a lot of times when you get to our shows people dresses certain way and there´s certain age group. You know there´s 18 to 28 in almost every show. And it´s different here. We have really young people and we have like 65 or 70 year old couples in our shows.

For sure because your music is not for a special group of ages. It´s for everyone and fullpacked with various styles.

ZACH:Yeah, we all like a lot of different kinds of music, and we never wanna stick to one thing, so growing all the time is a great topic.



You recorded the last album with very vintage equipment. Was this warmer sound intentet or were there suddenly tons of vintage stuff in the studio?

ZACH:No, we knew that. It was awesome. That was on of the reasons that we went there. We never done that before. On all the other records it was all....you know, the equipment that we brought in was a lot of vintage gear, because we use it, and that´s why it was there. But everything they had was Marshall, Mesa Boogie, like brand new stuff, all on Pro Tools and everything and we were like „Ähhhhh, I don´t totally dig that“ and so, we finally forked up enough money to go into a real studio. They just had rooms full of amps. We just got to go in and choose which one we wanted. And I think John played probably fifteen ot twenty amps on the record. And the guys they were working there, they worked in the same spot for like seventeen years. So they know every amp how it´s gonna sound in this room or in this room.

Where was the studio?

ZACH:They are called Camp Street Studios, in Boston. And Paul Q. Kolderie the guy we worked with, also worked on the first Radiohead Record, with the Pixies, he did a lot of stuff in the 90´s. He is so knowledgeable about music and it was a really fun experience. I think we will continue to do that for sure, to go into studios like that.
We just couldn´t ever afforded before, but now since we´re doing a little better we just say that. None of us make any money. We just take all the money we do from touring and we spend it on recording the next album, so that´s just a cycle. So every time we are touring we like to put out a better record, so it´s just fun. Slowly but surely.

I red that u would like to produce an album with the RZA. You said, „That would be the shit“. Why? Is this style of music important for P.TM? What would be your expectations when working with him? I never recognized that Hip Hop or Rap influenced your musik.

ZACH:Oh yeah, that would be awesome. Well, we like Hip Hop a lot but it´s more the production side of Hip Hop, we like doing a lot of beats. We have a new record that is done, that wont be coming out some next year and we´re going in january to do another one. So before the next one even comes out we´ll already have two for the next year, that´s pretty ridiculous. Yeah, and that one is a litte more Hip Hop, it´s far as like the beats go, we used a lot of loops and a lot of samples and stuff like that. But the reason why we like the RZA is meanly when he uses his old 60ties and 70ties soul loops instead of a lot of Hip Hop that uses, you know, really new loops. We´ll like useing the old stuff. You know when he did this work on soundtracks for Tarantino movies, like Kill Bill. Yeah, that´s more the reason why we want work with him. For that just old soul kind of aspect, we think thats really cool. Yeah, we´re big in the soul.

But don´t you think that, when producing the album with RZA, it could sound more like these typically american mainstream thing?

ZACH:Yeah, I dont know if he would. I mean we dont really know. We like to see what he do with it. You know half of it it´s kind of joke, because we don´t know if RZA would ever actually would work with us. You know, he´s not my favourite out of the Wu Tang Clan or anything like that, but I think we could do some cool stuff together. But it might be fun if we could start with an EP or having him do a remix of a couple of songs or something like that. That would be absolutely awesome.

The new artwork is awesome. A silhouette Art. When I look at it, I know, that it wasn´t that easy to realise for sure, because everybody is talking about crises and so on. How had you managed this guys?

ZACH:Oh, it was very expensive. But the thing is that we pay for our own records. We pay for the recording and for the cd packaging. So we have a licencing deal with our label and they chip in a little bit of money but whatever they say, our budget is not that we can do this, but well, we will pay for the rest we can. And we also saved money on a lot of spots, because it is just one piece of cardboard with technically one die - cut. So, if you have an album with on a lot of different things and a lots of cuts on a lot of different pieces of cardboards it´s more expensive. So, they really only charge us for only one die - cut. And there´s no plastic used on at all so we saved money there.

You know, for me this is a very important fact of buying a record. I dont buy that much cd´s, normaly only vinyl, but you´ve done it there as well. How do you prefer listening to music?

ZACH:Yeah, for sure, me too. What sucks is, that I buy them and we´re always on tour, I don´t have a home or anything like that. My record player is in storage since three years and I haven´t touched it. Yeah, and that sucks, because when I am travelling all I got is my mp3 player, but I am excited that I actually get a place. We´re thinking about that we actually getting an apartment this winter. I am pretty excited.

So, you don´t have an apartment or anything in Portland right now?

ZACH:No, I don´t own a bed, I don´t own a tv. We live on tour, yeah pretty much.

So that´s the reason for going on tour aswell?

ZACH:Well, we love it. But it´s always busy, you know and if we´re not on tour, we are recording. And when we do have time off, I stay with friends. It does never really made sense having a home, you know. I could maybe afford it, maybe (laughing), but you know when I am gone ten month of the year and I am paying for a whole year, it´s kind of weird.
It kind of sucks, when we pull back into town and like, ähhmm, we´re coming back home on 9th of december and it´s kind of weird because it´s like „Wow, home, finally I haven´t been here for month, I am gonna go to get a hotel room actually“ That sucks!
And an austrian hotel for a couple of days we´ll not need to find. We´ll organize a couch to sleep on or something like that.



What about experiences with drugs. How are they!? I ask this, because when I look to your artwork, the music, the relases every year, the colours, this question cames automatically to me. Austria and Germany are defenitelly to much conservative in these things. Had you ever problems with drugs over here?

ZACH:Last time we played here, we pulled over outside of Munich, and they found like the tiniest little bit of weed in the bag from our drummer and he went to jail. We like almost missed a show, he had to take a train over here, it was pretty terrible. We don´t do that many drugs. I mean I have when I was a kid, but basicly I don´t function on it very well and we don´t want to carry, espescially after the last time, so – no pot in the band. I dont accomplish anything really, I used to. When I was younger I could do whatever drug and I could like go to work, could do things. If I get stoned now, I don´t wanna do anything, and I always got so much shit to do, you know. We are always recording, always touring, I always have to talk to people or play a show. And I can´t do any of that stuff when I am high. I´d like to a little bit in the future, but also it kind of feels weird, I feel I can getting at this point, I don´t know, where I am to old for it. But it´s kind of weird because I am from Alaska and live in Portland and a lot of people do drugs in both those places, but never any bad drugs. Usually it´s just like weed or very lite illusitions that we did in the past.

So, drugs are not the reason for your colour explosions on the albums?

ZACH:Drugs had nothing to do with that. Honestly, I think what probably is, we´re influenced by art that was influenced by drugs. Or sometimes you never been know. I just red an interview about Pink Floyd. And apparently Pink Floyd didn´t do any drugs. I was like „ What the fuck!“ – That´s what got me into drugs when I was a kid was Pink Floyd. I was kind of disappointed. I got plenty of bad advices, but not drugs.

Last Question: Where will you stay during Christmas

ZACH:Well, we´re going back to Alaska. I will stay in my mum´s house for a while, over the holidays. I always go back and stay with mum, that´s cool. We´re big on family.

Thanks so much for the interview. Here are some sweets called "Tortenecken". You have to try it. Have fun!

ZACH:Wow, you´re crazy. We love sweets. Thanks. See you after the show.

Freitag, 13. November 2009

Ashes of Pompeii - Arena 3-Raum - 8.11.2009


Ashes of Pompeii, eine Band wie ein Vulkanausbruch, nur besser. Irgendwie hatten trotzdem alle schon vorher die Flucht ergriffen, nur das Fragezeichen ist geblieben.

Neue Liebe: Unter anderem Marburg

"The more you know, the less you can remember"
Was für ein Satz. Vor allem aber: Was für eine Band die dahinter steht.
Ashes of Pompeii, ein seit 2004 bestehendes Quartett aus Marburg/Deutschland, und hierzulande bisher durch den Rost gefallen wie die Asche im Ofen. Unverständlicherweise, denn hat man zum Beispiel einmal „Recording the Fall“ gehört, haben sie dich auch schon gebrandmarkt, wirst du dich IMMER an sie erinnern.
Eigentlich sind AOP für mich viel mehr als bloß eine Band – immer schon, und seit der neuen Platte noch mehr. Sie sind seit Jahren verantwortlich für die Musik, die immer funktioniert, der Beweis, dass es sich auszahlt, sich seit jeher stundenlang durch Musikrezessionen und Magazine zu fressen, in diversesten Plattenläden von einem Bein aufs nächste zu steigen weil man schon nicht mehr stehen kann, es da aber noch die eine Platte gibt die man sich anhören muss. Seit gestern sind sie auch nicht mehr nur die Unbekannten die bis dato ausschließlich durch ihr musikalisches Output eine dicke Freundschaft mit mir eingegangen waren.

Killing time with you is all that I wanna do
while all the others are making plans


Sie waren schon dabei als ich mitten in der Nacht mit dem Taxi durch Rio irrte, starrten mit mir regungslos in den nächtlichen Himmel über den Dächern von Salvador de Bahia, begleiteten mich auf Flügen, wo ich schon vor betreten des sogenannten Flugzeugs mit meinem Leben abgeschlossen hatte, beruhigten mich, als ich schwer in Mitleidenschaft gezogen von pursten kolumbianischen Heilkräutern, in irgendeiner Holzhütte an der Pazifikküste liegend, nicht mehr wusste wo Himmel und Erde ist, beziehungsweise ob es das alles überhaupt noch gibt oder sich einfach nur Hölle schimpft. Über die Momente, in denen sie mich in den letzten neun Monaten nicht hängen ließen, darüber werde ich dann demnächst ein Buch schreiben. Sie waren einfach immer dabei, wie ein guter Freund, wie jemand den man dafür schätzt, dass er solche Bruchteile eines Lebens mit dir teilt. Für alles das, kann ich einfach nur danken.

You are lost in this city
You missed the last exit long before


Dann ist da plötzlich dieser 8. November 2009, AOP erstmals in Wien – und ganze fünf Leute haben es auch wirklich aufs Konzert geschafft. Und ich bin wieder am Boden der Realität gelandet, versteh das Ganze nach einer schlecht darüber geschlafenen Nacht kein bisschen besser.
Musik ist ein sehr breit angelegtes Medium, die Befriedigungspalette der Szenen, Stile und Ansichtsweisen in scheinbar unendlich viele Teile zerfranst. Dabei decken AOP schon immer ein viel größeres Teilstück ab, funktionieren dort, wo sich Stile und Szenen überschneiden. Mit ihrem neuen Album Accidental Goals noch mehr als je zuvor. AOP hatten keine Erwartungshaltung bei ihrem ersten Gastspiel in Österreich, mir tut aber heute noch das Herz weh. Warum? Ganz einfach. Weil es für mich derzeit so gut wie keine Band gibt, weder aus Österreich noch aus Deutschland, die Musik so auf den Punkt bringt wie diese vier Jungs, die mir einen Konzertbesuch wie eine gewaltige Explosion erscheinen lassen kann. Ihr Set ist aufgeladen. Vom richtig unter die Haut gehenden Emocore der früheren Jahre über die Instrumentalparts wie sie eine gewisse Band aus San Francisco vor einigen Tagen fast an selbiger Stelle vorgezeigt hatte, von einem virtuosen Schlagzeuggewerke das kickt wie Sau und einer Stimme, die prädestinierter nicht sein könnte. Von Gitarren die alles wegblasen was ihnen in den Weg kommt, sich aber auch in die luftigsten Höhen aufschaukeln. Von einem Bass der sich in die Lücken dazwischen setzt und bleibt. Ein Set, das aber auch mit Momenten glänzt, in denen man sich einfach nur treiben lassen kann, wo einem Samples und Instrumental Parts von beiden Seiten packen und zum scheinbar harmlosen, unterm Dach hängenden Ventilator emporheben, ehe dich dieser in tausend Stücke zerfetzt, wieder zu Boden regnen lässt - weil er plötzlich, so wie die Nummer, wieder an Fahrt angenommen hat.

Without photographs and souvenirs
it would feel as if nothing has ever happend


Nach dreijähriger Kreativphase in denen die selbst auferlegten Hausaufgaben gewissenhaft gemacht wurden, in denen man gewachsen ist, in vielen Belangen, in denen an Zielen gearbeitet wurde, mit jeder Menge Herzblut und Vorstellungen, genau dann legen sie mit Accidental Goals ein wunderbares Album ins Plattenregal. Ein Album das deutlich reifer, ausgefeilter klingt als der wirklich gute Vorgänger. Textlich geprägt von Gedanken die einem unweigerlich einschießen wenn man sich beschäftigt mit der uns aufs Aug gedrückten heilen Welt, wenn letztendlich nur mehr die Emotionen sagen wohin die Reise gehen muss. Über die zufälligen Sachen des Lebens, Sachen die passieren wenn man dran bleibt an seinen Idealen, wenn man sie weiter hat, die Sucht auf den Moment, wenn man überrascht wird von etwas das man einfach nicht weiß, bevor man es nicht probiert hat.

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Seismograph:

Vor dem Konzert traf ich die Bande zu Spinatstrudel und Bier – und hatte auch ein paar Fragen mitgebracht.

Ihr spielt unzählige Shows, tourt quer durch Deutschland und habt auch schon England abgeklappert. Österreich ist bis dato auf der Strecke geblieben, warum hat´s so lange gedauert – eine Sache die mit eurer alten Heimat, Lockjaw Records, zusammenhängt?

Tobi: Wir hatten bei der ersten Platte auch in Deutschland keinen Vertrieb – haben die Platte auf Konzerten verkauft. Das mit Lockjaw Records ist irgendwie über Freunde passiert die auch auf diesem Label waren. Der Kontakt nach Österreich hat sich einfach nicht ergeben. Es gibt nicht so die Bands aus Österreich mit denen wir Konzerte spielen oder touren, es fehlt einfach ein bisschen die Connection.

Kennt ihr Bands aus Österreich?

AOP: Red Lights Flash (!!!Neue Platte!!!: For your Safety und am 11. Dezember live im Wiener Flex), die haben wir mal gemeinsam mit Alexisonfire gesehen.

Drei Jahre ist es her, dass euer letztes Album erschienen ist. Habt ihr durchgehend an neuem Material gewerkt und getourt oder ist die Band eher so nebenbei gelaufen, habt ihr euch auf andere Sachen konzentriert?

Tobi: Nö, wir haben konstant Konzerte gespielt seit der letzten Platte. Es waren so an die 150 Gigs schätze ich. Vor der ersten Platte waren es so um die 50, also ist schon viel passiert in den zwei Jahren. Wir haben im Mai aufgenommen, und haben ein Jahr vorher angefangen Songs zu schreiben. Wir sind eben nicht die Allerschnellsten.
2007 haben wir viel gespielt, also so um die 50 Shows, was verhältnismäßig viel ist für uns. Auch weil Lukas in Köln wohnt und wir uns bezüglich Proben und so Sachen ziemlich gut absprechen müssen. Dann kam auch noch dieses England Ding mit der Tour dazu, 2007 im Herbst war das.
Tja, 2008 haben wir dann eigentlich nur Songwritting betrieben, haben auch zwei Mal so ne Preproduction aufgenommen in Studios. Wir wollten uns viel Zeit für die zweite Platte nehmen.
Lukas: Ich studiere Tontechnik, aber hab mir die Platte zum Zeitpunkt der Aufnahme noch nicht ganz zugetraut. Darum waren wir auch in einem Studio in Koblenz. Also eigentlich das Studio von Kurt Ebelhäuser bzw. Blackmail. Wir haben nicht mit ihm aufgenommen, sondern mit zwei Typen die wir kennen, aber in seinem Studio halt.
Aber in Zukunft wäre es natürlich von Vorteil, wenn ich das Ganze selbst machen könnte. Ich hab zwar die Preproduction gemacht, aber wie gesagt, ich hab mich noch nicht ganz so bereit gefühlt, beim nächsten Album sollte es aber schon klappen.

Wie lange habt ihr am neuen Album gearbeitet?

Michi: Insgesamt waren es so zwei Jahre. Also wir waren im Mai im Studio, haben aber auch schon letztes Jahr aufgenommen. Man muss sagen, dass wir jetzt mit dem neuen Label (Papership Records) in diese Richtung super Unterstützung bekommen. Wir sind jetzt auch in der Position, dass wir in Deutschland einen Vertrieb haben, also man kann unsere CD jetzt auch auf Amazon bestellen.

Ihr wart ja auf einem englischen Label. Jetzt seid ihr wieder in Deutschland unter Vertrag. Normalerweise streben Bands ja danach, auf ein ausländisches, englisches Label zu gelangen. Bei euch ist es umgekehrt. Wart ihr enttäuscht, konnte das Label nicht das verwirklichen, was ihr euch erwartet hattet.

Lukas: Eigentlich war es einfach zu früh. Wir waren nicht auf dem Status, dass es sich für uns auch gelohnt hat. Wir haben uns halt gedacht „ ein Label aus England, voll geil, klar machen wir“. Und auch die Tour und so, das war alles sehr fein, aber es hat uns eigentlich nicht viel gebracht. Eigentlich nur uns persönlich, und eine Menge Spaß haben wir auch gehabt. Die Tour und so, das hat uns halt echt nochmal näher zusammengebracht, auch weil es gegen Ende des Jahres war als wir viel gespielt hatten, wir dann irgendwie besser gewusst haben in welche Richtung es mit der kommenden CD gehen sollte.
Wir sind halt eine deutsche Band und bis wir immer nach England kommen….naja.
Wir wollen halt viel spielen und da sind die Möglichkeiten in England sicherlich begrenzter. Da kennen uns halt viel weniger Leute als in Deutschland, drum haben wir bei der aktuellen Platte einfach gar nicht an diese Möglichkeit gedacht oder es versucht. Es war, ohne dass wir darüber geredet haben, einfach klar, dass wir da in diese Richtung keine Ambitionen reinstecken werden.
War eine schöne Erfahrung in England zu sein, aber muss nicht sein.

Viele Bands werden immer professioneller, experimentieren mit Computerprogrammen, recorden, bauen sich ihr eigenes Studio. Ihr habt auf der neuen Platte auch ein bisschen mit dem Element Elektronik angefangen zu spielen. Wie hat sich das seit dem letzten Album entwickelt?

Lukas: Das hat Live angefangen, ich weiß gar nicht warum. Ich glaube Tobi hat damit angefangen, weil er mal auf einem Sometree Konzert so ein Kaos Pad gesehen hat das der Typ dort bedient hatte. Tobi hat aber recht schnell bemerkt, dass die Möglichkeiten ein bisschen begrenzt sind.
Durch mein Studium hab ich halt angefangen mit Computerprogrammen herumzuspielen, Samples zu machen und probiert dann das irgendwie reinzuwursten – und es hat einfach immer Spaß gemacht. Es ist halt interessant, diese neue Komponente. Es nimmt jetzt nicht die Überhand, aber was Neues macht immer Spaß, man muss sich halt immer ein bisschen weiterentwickeln.
Tobi: Wir hatten ja auch schon bei der letzten Platte nach den Aufnahmen ein bisschen herumgespielt. Die Lust darauf hatten wir echt schon vorher würd ich sagen, das hat sich nicht daraus ergeben indem wir gesagt haben, dass wir was komplett Neues machen müssen. Es war halt vorher schon da, wir hatten nur nicht die Möglichkeiten und konnten es einfach noch nicht so umsetzten.

Accidental Goals, ein auf den ersten Blick vielleicht verstörender Albumtitel. Ich interpretiere ihn für mich insofern, da mir auch eher ein Accidental Goal passiert ist, ich mich plötzlich für Sachen interessiere die ich vor einiger Zeit einfach noch nicht angedacht hatte, jetzt aber in diese Richtung probiere Schritte zu machen, mich weiterzuentwickeln. Darum sitze ich auch heute hier. Kann man das auf den Titel umlegen?

Lukas: Es passt ganz gut auf die ganze Band. Wir kannten uns davor halt gar nicht, und seit 5 Jahren verbringen wir halt viel Zeit miteinander:
Michi: Ich würde sagen, du hast das schon richtig durchschaut.
Nolte: Ja, ein cooler Ansatz. Auf diesen Trichter wär ich so noch nicht gekommen, aber lässig. Is eine gute Ansichtsweise, definitiv.
Auf was wir das bezogen haben war glaub ich aber eher aufs Songwritting, dass man sich ohne Plan, mit leerem Kopf im Proberaum trifft und schaut was dabei rauskommt. Hingehen, schreiben und herum probieren, dann entsteht was, egal ob du es gewollt hast oder nicht.

Ich hab mir das Artwork jetzt ein bisschen länger angeschaut und naja, anfangs hab ich geglaubt es ist ein Haus, das sich in einer Wasserlache spiegelt. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Aber es wurde definitiv etwas drüber gelegt, oder?

Tobi: Ne, eigentlich ist es Photoshop frei. Wir haben lange überlegt was wir machen. Also nicht jetzt nur vom Motiv, sonder wie wir das Artwork generell umsetzen. Wir haben dann jemanden aus Marburg kennen gelernt, so einen Grafiker. Wir haben uns halt lange mit dem unterhalten, haben uns so unsere Gedanken gemacht und er hat auch eine Menge Ideen herangebracht. Eines Tages hat er uns dann von seinem Projekt erzählt und es uns gezeigt. Er hat mit Polaroids herumexperimentiert. Also während des Entwicklungsprozesses aufgerissen und Flüssigkeiten wie z.B. Spülmittel rein geschüttet, sie auf die Heizung gelegt und so weiter. Polaroidtransformation. Als Motive hatte er Hochhäuser und Einkaufszentren gesammelt.

Ich kenne die neue Platte leider noch nicht gänzlich, im Song „forget.forget“ gibt es aber diesen wunderbaren Satz – The more you know, the less u can remember!
Dieser Satz ist sehr interpretationsfähig – ich für mich definiere dadurch gerade sehr viel – weil in einer Phase steckend, wo ich mir Unmengen von neuen Sachen und Informationen aneignen will, weil ich überschüttet werde von Neuem, weil ich es erstmals zulasse - mir es aber auch gerade vorkommt als würde ich weniger wissen als vorher. Auf was ist der Satz bezogen.


Michi: Eigentlich ist es genau das.
Tobi: Ich hab irgendwann dieses forget, forget im Kopf gehabt – ich weiß nicht warum, ich bin ja da nicht so interessiert darin, aber ich studiere halt Philosophie, also eigentlich hab ich da gar nicht mehr so Bock drauf. Aber wir hatten da halt mal Wahrnehmung und Gedächtnis und ich fand das halt super interessant weil man halt total überflutet wird. Jeden Tag gibt es hunderte neue Platte zum Beispiel, die man auch gratis im Internet anhören kann oder sich runterladen. Aber das meiste landet dann ja doch erst nur auf der Festplatte und du hörst es dir nicht an. Das fand ich eigentlich sehr cool, dass du, obwohl du so viele Möglichkeiten hast, dich eigentlich nur mit den Sachen beschäftigst, die dir wichtig sind. Dann haben wir uns, so wie immer eigentlich, mit Idee zusammengesetzt und weitergesponnen. Songwritting passiert meist zu viert, Texte teilweise alleine, aber auch schon zusammen.

Habt ihr euch bewusst probiert ein bisschen vom Wörtchen Emocore, das man euch ja gerne aufgepickt hat, zu distanzieren?

Lukas: Kann man schon sagen. Wir wollten versuchen so wenig Klischees wie möglich auf die Platte zu packen. Wir sind jetzt nicht mit einer Antihaltung oder so in die Platte gegangen. Die Wahl des Studios z.B. war aber schon sehr bewusst gewählt, weil wir einfach gewisse Vorstellungen vom Sound hatten. Wir waren überhaupt nicht unzufrieden mit dem alten Album, aber in der Retrospektive betrachtet wollten wir halt schon vom Sound her was anderes machen, wir wollten mehr Wärme drin haben. Wir sind schon zufrieden mit der neuen Platte, also vom Sound her auf jeden Fall, und auch vom Songwritting. Wir haben uns da jetzt keine Grenzen gesetzt wo wir gesagt haben „das machen wir nicht“ oder so. Wir hatten sicherlich beim vorigen Album diverse Anlehnungen an andere Bands, wo wir uns dachten, wow, das hört sich gut an. Ich glaube es ist einfach ein Reifungsprozess als Künstler - von Album zu Album. Wir sammeln zum Beispiel schon jetzt irgendwie Gedanken in Richtung – wie geht es weiter. Man versucht halt ständig sich Gedanken zu machen.
Nolte: Ein wichtiger Punkt ist, welche Musik man selber hört. Und ich glaube das hat sich bei uns halt in der Vergangenheit ein wenig geändert. Wir hören schon noch so Emocore und so, aber es kommt noch ganz viel anderes Zeug dazu, was ein schwerwiegeneder Punkt ist.

Warum der Name? Interessiert ihr euch für die Stadt und deren eigentlich schrecklichen Grund für die Verankerung in der Geschichte?

Tobi: Inhaltlich hat das damit nichts zu tun. Wir hatten damals ein paar Namen und haben einfach gelost, und dann wurde es halt der.
Lukas: Er ist von The Mars Volta geklaut, die haben es in einer Textzeile auf „Deloused…“
Wir sind jetzt nicht die riesen Fans von The Mars Volta, aber es hat sich gut angehört, das war der Hauptgrund. Ist zwar immer noch ein recht lasches Argument, aber ich find´s irgendwie geil, immer noch.
Uns verbindet also nichts mit Pompeii oder so.

Eines steht somit fest: Ashes of Pompeii gehören vermehrt auf die Bühnen hier zu Lande. Wenn man bedenkt wie viele wirklich schlechte Bands man an diversen Abenden oder als Support über sich ergehen lassen muss, kann man zum bisherigen Nichtaufscheinen der Marburger in Konzertkalendern ganz Österreichs nur mit ratlosen Kopfschütteln quittieren.

Schreien, was man sich denkt

Die eigentlich Hauptband Todd Anderson hinterließen ebenfalls starken Eindruck. Hardcore auf Deutsch – in Zukunft sicher wieder mehr.
Den engagierten Leuten rund um Papership Records wünsch ich auf ihrer hoffentlich noch langen Reise viele Erfolgsmomente. Nur weil Piraten überall lauern, ist das noch lange kein Grund sich nicht ins musikalische Wellenbad zu schmeißen.
Bis bald auf hoher See.

Fotos gibts wieder HIER