Montag, 16. März 2009

Crazy Sonic + Smacs & Patrick Kong / 13.12.2008 / Sala BeCool - Barcelona


Flexschallplatten - Nite !!

Black Jack oder Poker???...pfff sag ich….interessiert mich beides keinen Zentimeter…viel mehr würd´s nach ein paar eher ruhigeren Wochenenden wieder mal in den Beinen jucken…..und auch die Ohren schreien förmlich danach, einmal wieder mal mit guter elektronischer Musik durchspült zu werden.
Anderorts hätte man vielleicht Schwierigkeiten sich diesen Wunsch auch prompt zu erfüllen, es sei denn, man transformiert sich selbst zum Dj und feiert seine eigene Elektroparty, in meinem aktuellen Fall - irgendwo am Gang zwischen Küche und Winamp.......und retour!
Aber zum Glück befinden wir uns in Barcelona…somit stellt sich die Frage erst gar nicht. Orangen haben in Spanien gerade eben Hochsaison, Elektro das ganze Jahr über….
Dass Österreich zurzeit speziell auf dem Elektrohouse/House/Techhouse/Techno Sektor eine starke Hand vorzuweisen hat, verdankt es sicherlich maßgeblich dem Label Flexschallplatten. Ein mittlerweile seit 2006 bestehendes, eigentlich zum 5 jährigen Jubiläum des Clubs CRAZY (jeden Dienstag im Flex/Wien – iniziert durch Crazy Sonic itself) aus der Taufe gehobene Plattform, die mit DJ´s wie den oben genannten und weiteren tonangebenden Künstlern, z.B. Ken Hayakawa, Fauna, Staudinger & Schreder, caTekk, Flight 101 und El Gonzo ein fettes Repertoire im Plattenkoffer hat. Labelnites in der Größenordnung a la Ed Banger Rec. oder wie sie alle heißen finden hier im Wochentakt statt, wenn aber Wien zu Besuch ist und die Anwesenden genauso zu begeistern weiß, dann hat dass damit zu tun, dass aus dieser Stadt gerade die Beats kommen, die man hier vergeblich sucht. In Barcelona gibt´s zwar die beste Bitterschokolade, der Melange kommt aber aus Wien.

Vienna Calling

Gestern war es dann endlich so weit. Die Speerspitze der rund um den Wiener Club Flex kursierenden Szene, Crazy Sonic und das Duo Smacs & Patrick Kong, drehten sich an den Reglern durch die verregnete Dezembernacht. Es war bereits das zweite Mal, dass hier eine Brücke übers Mittelmeer geschlagen wurde (erstmalig fand das Ganze im "Raum" statt), generell stellt es sich aber als schwierig heraus in dieser Stadt ein Set zu bekommen. Kontakte und die Pflege genau dieser, das ist wie so oft der Schlüssel zum Erfolg – und von solch einem kann man nach diesem gelungenen Freitagabend ohne Zweifel sprechen.
Die Location, eine vom ersten Eindruck her eher steril wirkende Bude in einer etwas unpraktisch zu erreichenden Gegend im oberen Drittel der Stadt, entpuppte sich im Laufe des Abends zu einem feinen, tanzbaren Club. Hat mir vor Beginn des Sets von Smacs & Patrick Kong der Veranstalter noch erläutert, zwar die beste Anlage „aqui“ zu haben, mit jener vom Wiener Flex aber keine Vergleiche ziehen zu wollen, so muss ich gestehen, dass der Sound in diesem doch eher dem U4 ähnelndem Ort hervorragend war.
Das Solo – Set von Crazy Sonic ist mir aufgrund der länger als erwarteten Anreise fast zur Gänze entgangen, als auf Smacs` erster Scheibe eine digitalisierte Stimme von Mushrooms und den damit verknüpften Erinnerungen (oder auch nicht) beginnt einen Beat zu begleiten, bin ich schon ganz Ohr. In Gemeinschaftsarbeit basteln die Beiden feinsäuberlich die nächsten 2 Stunden mit ihren selbstproduzierten Nummern ein astreines Set zusammen, eine feine Selektion an verspielten, verschachtelten, sehr komplexen Soundmustern, die brachial durch Mark und Bein gehen, und nicht nur zur Verselbstständigung meines Schuhwerks führen. Da wird mit sanften Handbewegungen die Technoschraube in unsere Gehirne gewunden, da wird abgewartet und schier endlos nach oben rennenden Melodien einen Tick nach dem herbeigewünschten Punkt gecuttet – nur um einen Sekundenbruchteil später mit einer knallhart einsetzenden Bassline alles endgültig dem Erdboden gleich zu machen – und außerdem ganz unbemerkt eine neuen Tune begonnen zu haben. Nebenbei wird das Set von Flächen durchzogen, die in etwa so klingen, also würde man einem mit 200 bar prall gefüllten Luftdruckkompressor das Ventil mit einem Vorschlaghammer abköpfen. Es zischt, man nimmt aus schier unendlichen Weiten die interessantesten Geräusche wahr und wenn man nicht gerade darauf bedacht ist Smacs & Patrick Kong auf die Finger zu schauen, könnte man genauso gut ein beliebiges Datum in seinen „Timecomputer“ eingeben, es sich im Schalensitz seines imaginären De Lorean bequem machen und, umgeben von den tausenden blinkende Instrumenten, lässig durch die Zeit reisen. Weil mit zeitlos lässt sich genau der Zustand beschreiben, den mir diese Musik vermittelt.
Immerhin grenzt es schon an eine Art Provokation, wenn die seit Minuten im Takt - gen begrenzten schwarzen Himmel - ausgefahrene Hand den angedachten Moment mit einem erlösenden „Durchziehen“ besiegelt, nur um dann erst recht wieder feststellen zu müssen, ein weiteres Mal nicht „On Time“ gewesen zu sein – dass der Dj wieder ausgefuchster hantierte und einem genau dadurch zeigt warum er die Möglichkeit hat, sein Können in Barcelona zur Schau stellen zu können. Weil all diese Burschen einfach eine derartige Klasse besitzen, mit dieser aber in Gesprächen sehr reserviert umgehen und sorgfältig haushalten. Dafür wird einem, auf diesem Sektor als sich schlicht und einfach Leihe bezeichnenden, sogar nach der zehnten Frage um 7:30 A.M. logisch erläutert, wie es im Endeffekt zum hier gehörten Endresultat kommt – auf eine sehr sympathische Art und Weise.
Im Anschluss an das Set der Beiden wurde nochmal kräftig durchgemischt, ein feines Ping-Pong zwischen Smacs, Kong, Crazy Sonic und dem Organisator angerissen und im Kollektiv der bereits fortgeschrittene Tag begrüßt. Die noch reichlich Anwesende Partycrowd hätte auf jeden Fall noch gerne ne Weile abgetanzt, nachdem der letzt Beat aber in den Katakomben des Clubs verhallte, blieb uns leider nichts anderes übrig, als wieder an die verregnete Oberfläche zu kriechen – mit dem einzigen Unterschied, dass es nicht mehr ganz so dunkel war.
Es war eine feine Nacht, viel mehr als nur Balsam für meine Ohren und das Spektrum an Dingen die man wieder zu schätzen lernt, wenn man im Ausland verweilt, ist wieder um ein Kapitel reicher!

Ein Kaffehaus mit regem Ansturm

Was die Zukunft dieses cremigen Wiener Melange in Barcelona betrifft, bin ich guter Dinge. Ich gehe sogar soweit, dass ich behaupte, diese Stadt wird das Interesse an Bitterschokolade verlieren. Wer weiß, vielleicht findet die nächste Flexschallplatten -Nite mit erweitertem Line-Up und bereits im Razzmatazz statt. Ich bin mir sicher, nicht nur ich hätte da meine Freude daran…..
..bis dahin heißt es für mich weiterhin die Compilations Flexistik und den Crazy Sampler#1 durch meine Playlist zu jagen…..für diejenigen die im Moment auch noch über den nötigen Groschen und einen Turntable verfügen, lohnt sich ein Blick auf die jeweilige Site der Dj´s. In deren Vinyljungle man sich schon gerne mal verirren kann……..vielleicht landet der Eine oder die Andere ja ebenfalls in Barcelona!;-)
…to be continued….
*thez*

Photo: copyright by Smacs & Patrick Kong/Dr. Flash & Nowemb

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