Montag, 16. März 2009

Beatsteaks / 25.8.2008 / Arena - Wien

Danke, ick´ war der Sommer oder , Verabschiedung auf Berlinerisch. Die MS Berlin parkte sich als Trostpflaster für den herbeinahenden Herbst noch einmal vor der Wiener Arena ein.
An Bord - erkrankte Matrosen, sonst aber alles neu.

Re-View

Wer hätte das gedacht. Da sitz ich nun tatsächlich ein paar Stunden nach dem wahrscheinlich besten Beatsteaks-Konzert, das meinereiner jemals vor die Linse bekommen hat (und es waren zig davon) im Lonesome Room vor der Stadtgrenze und tipp mir die Finger wund. Schnell muss es gehen, denn die Impressionslawine bahnt sich ihren Weg schon seit Stunden durch die winzigsten Gehirnwindungen - hektisch wie ich zu spüren bekomme und getreu dem Motto: Alles muss raus!!! – passend zu den Sommerschlussverkäufen die mich auf dem Weg in die geliebte Arena aus diversen hässlichen Gewerbeparks am östlichen Rande der Stadt erschlagen.
Wer Beatsteaks Live- Shows kennt, dem bedarf es diesbezüglich normalerweise nach keinen Reviews - zu viele Unikate Dinge passieren jenseits der vermittelbaren Ebene Printmedium. Sachen, die man einfach schlecht bis überhaupt nicht in den üblichen 0815 Kontext einer Review hinein zu platzieren vermag. Natürlich passieren im Grunde bei allen Konzerten unbeschreibliche Sachen, die für jeden Einzelnen einen enormen Stellenwert im Langzeitspeicher namens Gehirn einnehmen, im gegebenen Fall ist es aber immer um eine gewaltige Nuance intimer, persönlicher . Viele der Boyz & Grrlz werden nach ´nem Beatsteaks Konzert schon mal das Gefühl nicht los Arnim, Peter, Bernd, Thorsten und Thomas persönlich oder sogar schon seit Jahren zu kennen. diese Dinge (und noch Viele mehr) haben mich aber geradezu beflügelt, jetzt diese Worte zu tippen und wieder einmal Gedanken-Sharing zu betreiben.
Außerdem sollte man seiner Liebe (und so würd ich das ungeniert seit vielen Jahren nennen) auch mal etwas zurückgeben…..Ungleichgewicht wird, was diese Sache betrifft, sowieso auf ewig herrschen.

Summer in the City

Die Arena ist klarerweise seit Wochen „Completely Sold Out“ – der Soul „himself“ kommt heute allerdings aus Berlin, oder wie später noch Arnim Teutoburg-Weiss feststellen wird: Heute zu Besuch, die Beatsteaks aus Berlin - in Wien!! Über die Stimmung braucht man nicht wirklich viele Worte verlieren. Die Buletten haben die Crowd innerhalb kürzester Zeit dort wo wir sie haben wollen (Ansage: Bernd Kurzke) und alles Andere wäre auch schier unmöglich bei so viel Enthusiasmus und Euphorie in der Erdberger Industrieluft. Apropos: vielleicht hätte ein wenig Regen vorm Konzert nicht geschadet bzw. das eine oder andere Staublungenopfer nicht gefordert. So war die Staubwolke welche hunderte Füße auf den Metern vor der Bühne fabrizierte einfach nur erschreckend finster – passend zur grimmigen Piratenfahne die vom Bühnendach wehte. Tja, die Segel waren gehisst, die MS Berlin auf dem Weg in eine unvergessliche Nacht, umgeben von heftigem Wiener Seegang.
Das Konzert startete mit einem sehr retro/vintage klingenden Inbegriff von einer Rock´n´Roll Nummer, die auf den Namen Have Love (?) hörte und (zumindest meinereiner) Ohren zu einer Prämiere verhalf Die Ähnlichkeit zu ´ner The Blue Van Nummer war meine erste Feststellung dieses Abends, wurde aber wie im Nu verblasen – von der Band, die es immer wieder schafft Livekonzerte abwechslungsreich und interessant zu gestalten. Der perfekte Einstieg in die Intro-Platte, gepaart mit einem Sound der nach Sekunden schon jegliche Zweifel früherer Arena Open Air´s regelrecht aus dem alten Schlachthofgelände blies – einfach nur pickfein. Spätestens jetzt sollten alle Gürtel ein Loch enger geschnallt und die Becherleins halbleer sein. Willkommen zur Sonntagsmesse!!.

Na sach mal

As I please fungiert dann (wie am aktuellen Album) als erste Hymne aus dem Hause Beatsteaks und eigentlich unterstreicht diese Phrase nur die Herangehensweise dieser fünfköpfigen Truppe. Wo Arbeit Spaß macht, da können gut und gerne mal die Späne etwas höher fliegen. Wenn man dazu noch bedenkt, dass ein Krankenstand aufgrund eines spätsommerlichen Grippevirus legitim gewesen wäre, ist das ganze Spektakel umso mehr zu honorieren. Und als dann der in vollster Euphorie agierende Sänger Arnim im Zuge des Konzerts eine überzeugende Message in den Wiener Nachthimmel posaunt, welche das Arena Konzert zu einem der besten in der Bandgeschichte hochtituliert, dann wünscht man sich doch bitte immer den Grippevirus an Board. (klarer Fall: natürlich nicht!!!)
Der Berliner Luxusdampfer, heute passend mit einem in Edler Schale gekleideten Bernd Kurzke an der linken Gitarre, bahnt sich einstweilen den Weg durch die wahrscheinlich perfekteste Setlist, die es je auf nem Beatsteaks Konzert gegeben hat. Ein wunderbarer Querschnitt durch alle Alben (48/49 war zumindest dank Barfrau kurz am Start). In Anbetracht der vielen Hits die aus der Feder dieser Burschen schon den Weg in unser aller Musikregal gefunden haben kein leichtes Unterfangen, wie mir nach dem Konzert auch seitens der Band bestätigt wird. Im Übrigen, so Thomas Götz (Drums) „war die Setlist in Hamburg schon ganz Klasse, aber heute hat einfach alles gepasst – vom Bandinternen Feeling bis hin zum Publikum“ – tja, Wien und Berlin – zwei Städte absolut verschiedenster Charaktereigenschaften und trotzdem oder gerade deswegen können sie nicht voneinander lassen!
Gegen Mitte des Sets kommt es dann zu einem persönlichen Highlight. Vier Nummern in Serie werden auf die Meute losgelassen. Eingeläutet von Not ready to rock (Opener Living Targets), über Panic (Opener Launched), My Revelation (Schlussnummer Smack Smash)bis hin zum Grande Finale - Summer (Schlussnummer Living Targets – except hidden track natürlich!). Eine Wucht, und resultierend daraus (m)ein Endorphinspiegel, der bereits weit über dem Meeresniveau liegt. Eine so perfekte Abfolge von Songs kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern jemals gehört zu haben!

Alte Zeiten für Wien

Generell finde ich, dass die Beatsteaks es diesmal geschafft haben wieder mehr Back To The Roots zu agieren. Natürlich dürfen Showeinlagen oder Publikumschoreographien wie das obligatorische „Hinhockerln“, das kollektive „Durchdrehen“ oder die separate Stimmungsanalyse der jeweiligen Sektoren nicht mehr fehlen, trotzdem sind sie diesmal weit entfernt vom schrillen, teilweise ein bisschen übertriebenen 80er Style und Bühnenglamour der zuletzt gesehenen Konzerte. Kein Bühnenbild bestehend aus zigtausenden Led´s, keine aufs Konzept zugeschnittenen blinkenden Maßanzüge, kein im Minutentakt herabfallender Banner, kein Beastie Boys Cover (nur ein kurzer Sample). Stattdessen blickt eine sehr rough gezeichnete Skizze des Equipments die längste Zeit des Konzerts auf die Berliner herab, was eine sehr angenehme, ja teilweise sogar schon „club-feeling“ mäßige Atmosphäre verbreitet. Auch die Aufstellung der Band, nämlich weiter vorne zum Bühnenrand, kompakt gestaffelt, dazwischen die mittlerweile legendären und sehr edel wirkenden überdimensionalen Glühbirnen, kein Mikroständer zu viel bei den Drums (stattdessen die Overheads unter die Becken verbannt)…sprich: lauter Feinheiten, welche diesmal noch mehr das berüchtigte Zünglein auf der Waage geben. Weiter Glanzpunkte waren die perfekt getimten Coverversionen. Beginnend bei den Supremes, über The Undertones –Tennage Kicks bis hin zur wahrscheinlich brilliantesten Live-Nummer des Sommers 2008 –Faith No More –Easy
Zugabe war natürlich Pflicht, und diese erfüllte Peter Baumann mit einer astreinen Version von Hey Du, einem Song aus dem Berliner Musical Linie 1 , zu welchem gerade eben ein neues, sehr gelungenes Musik/Live -Video veröffentlicht wurde. Und vertraut man seinen Worten, was man bedenkenlos machen kann, dann hatte er sich den ganzen Tag auf diesen Moment gefreut – eine verständliche Sache in Anbetracht der gewaltigen Impression die einem in den Kopf gebrannt werden muss wenn man zigtausende Menschen, eingekesselt zwischen Arena Beisl und dem eleganten Backstein/Glas-Hybriden der Großen Halle incl. einem riesen Schornstein, solo ein Stück Berliner Kulturgut vorträgt. Danach durfte sich Hr. Kurzke noch mal den Frust von der Seel schreien bzw. die Band Dampf ablassen. Nachdem Frieda ihre Bomben dann aber alle gezündet hatte, ging es Hand in Hand dem endgültigen Ende dieser wunderbaren Open Air Nacht zu.

Südamerika und dann mal Urlaub

Und auch für die fleißigen Beatsteaks heißt es jetzt nach zehn langen Jahren permanentem Touren/Recorden, sich endlich mal auf den erspielten Lorbeeren auszuruhen und sich Urlaub, Familie oder sonstigen Dingen zu widmen. Davor wird’s allerdings noch die eine oder andere Show in Südamerika geben, was man ja schlichtweg als guten Ausgangspunkt für Urlaube aller Art sehen kann!
Man darf gespannt sein, wo diese Reise noch hinführen wird. Aus meiner Sicht, sind die „ersten“ Zehn Jahre verdammt schnell vergangen – mit den vielen wunderbaren miteinander verbrachten Stunden verhält es sich nämlich genauso wie mit diesem geschichtsträchtigen Arena Gig im Spätsommer 2008 – abgespeichert auf ewig ….to be continued!!!

*thez*

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