Dienstag, 23. Juni 2009


Garage Punk rules my Life –
The Incredible Staggers machten Pitstop in Barcelona!


Caminando

Alles Neue bringt der Frühling…. oder so. Zumindest kann ich nicht behaupten, dass ich in den letzten Wochen vieles in Doppelter Ausführung gemacht oder erlebt habe. Ständig passieren rund um mich neue Sachen, eigentlich schon wieder zu viele. Für jemanden, der vieles ein bisschen kann, aber nix gescheit, fatal. Immerhin muss man ja alles einmal probiert haben. Wo mich das in den kommenden Monaten noch hin verschlagen wird, ich weiß es nicht – will auch nicht daran denken…...und wenn ich es dann doch mache, dann hab ich gerade maximal ein Lächeln im Gesicht.
Manche Dinge fügen sich aber so geschmeidig ineinander, und zwar erst seit ich mich wieder in Barcelona befinde, dass es derzeit wahrlich keinen Anlass gibt auch nur eine negative Meeresbrise zuzulassen, bzw. irgendeiner Sache nach zu weinen.
Ein banales Beispiel:
Vor ein paar Tagen war ich auf dem Weg zu dem Mann mit dem wahrscheinlich passendsten Schnauzer überhaupt. Dieser führte mich die Carrer d´Avinyó entlang. Ihres Zeichens unter anderem die schnellste Verbindung von meinem Schlafplatz zum Meer, aber auch Informationsmeile für jegliche Abendveranstaltungen und kunterbunter Flyerwald mit heftiger Unterstützung der Sprayerszene.
Jedenfalls, wie könnte es auch anders sein, stach mir ein hässliches orangefarbiges, von einem grauenhaften Getränk gebrandetes, Plakat ins Auge. Es machte auf eine Veranstaltung im Sidecar aufmerksam. Ein Club, der zwar nur knappe fünf Gehminuten von „meiner“ Wohnung entfernt liegt, den ich aber bis dato nur vom Namen her kannte. Eine Band namens The Incredible Staggers würden dort auftreten stand da – allerdings in komischer Word-Schrift und ohne jegliche Erklärung wie z.B. Herkunftsland oder Musikrichtung. Dass es noch eine Partie geben würde, die sich The Staggers nannten, oder machte das „Incredible“ im Schriftzug den Unterschied aus? Mir war nicht wirklich geholfen, drum nahm ich mir vor die Homepage des Clubs anzusurfen, um eventuell mehr Informationen zu bekommen.
Und wahrhaftig. Graz/Wien würde auf Besuch kommen. Das freute mich in diesem Moment so sehr, dass ich anfangs doch glatt vergessen hatte, in Österreich noch nie ein komplettes The Incredible Staggers Konzert gesehen zu haben, sehr wohl aber einen Tonträger dieser Partie mein Eigen nennen kann. Ein Moment, der mich happy machte – auch weil im Ausland der Kontakt zu den heimischen Artisten ein ganz ein anderer ist.
Außerdem verdrosch ich vor mittlerweile vielen Jahren mal das Schlagwerk einer Band, welche wiederum auf einem Abend namens Voodoo-Hop im B72 aufgeigte. Diesen wiederum organisiert(e) Phil Vega$ gemeinsam mit Staggers Frontman Wild Evel. Und plötzlich befindet man sich wieder in der Vergangenheit, obwohl man gerade mit Volldampf in Richtung Zukunft braust.

By your Side(bar)

Als ich dann am späten Nachmittag den Club aufsuchte um ein wenig Kontakt mit der Band herzustellen war das schon ein witziges Feeling, als mich gleich einmal ein Bandbus mit Graz Umgebung – Kennzeichen begrüßte. Die Band saß, ein wenig geschlaucht von zehn vorangegangenen Tagen mit genau so vielen Shows und Aftershows quer durch Spanien, im ersehnten Schatten der Arkaden des Plaza Reial.
Es war bereits das dritte Mal, dass The Incredible Staggers die Iberische Halbinsel unsicher machten. Barcelona wurde aber zum ersten Mal angesteuert. Im Nachhinein gesehen ein weiterer Luxus Moment in meinem virtuellen Konzerttagebuch.
Über 100 Shows jährlich, etliche 7-Inches, ein Album und auch ein Gastspiel in New York stehen bereits im Lebenslauf der Band. Alles Zahlen und Fakten, die einem aber nur als Orientierungshilfe dienen, um welch beachtliches Projekt mit Herkunftsland Austria es sich da handelt. Als Personen und natürlich live merkt man aber schnell, dass es einem schwer fällt, das Ganze mit ein paar Worten zu beschreiben. Ich würde viel geben um so auf Achse zu sein – obwohl sich alles im Moment auch gerade ganz richtig anfühlt.
Fehlt eigentlich nur mehr deren zweites Album. Dieses sollte ja im sonnigen Spanien aufgenommen werden, wenn dann aber schon mal finanzielle Unterstützung vom Lande Österreich kommt, dann muss man halt über den Standort des Studios hinwegblicken. Immerhin wird das von einem dann ja verlangt. Bis es so weit ist, wird allerdings wieder der Herbst Einzug gehalten haben.
Man darf aber schon mal gespannt sein, welch Monster das Sextett in ihrem, mit psychodelischen Dämpfen durchzogenem, Garage –Punk-Labor da ins Leben rufen wird.
Jetzt sind sie aber mal auf Tour, und da ist sowieso alles anders, ist man vogelfrei – und in Spanien vielleicht noch ein bisschen mehr als wo anders.
Wenn bei jemanden allerdings schon Teenage Trash Insanity zu Hüftproblemen aufgrund heftiger Drehbewegung des Beines geführt hat, dann sollte man sich entweder schleunigst was einfallen lassen, oder mal bei Wild Evel nachfragen wie das Seinige solche Strapazen durchhält. Zumindest wird man ihm in den Geschichtsbüchern des Sala Apolo für seinen Tanzstil einen Absatz widmen. Die kommende Platte wird laut Aussage von Gitarrist Shakin Matthews nämlich erst so richtig nach The Incredible Staggers klingen. Na dann - Buenas Noches!!

No Como tu

Das es ein ausgesprochen feines Gefühl sein muss wenn sich in einer Stadt, geschätzte 2000 km entfernt von der Heimat, Publikum einfindet, das kann ich mir schon vorstellen. Die Szene ist hier klein, aber es gibt sie und Acts wie die Staggers werden geschätzt, sehr sogar. Dennoch war es im Endeffekt ein bunter Stilmix, der vom angehenden, gerade couchsurfenden Chirurgen aus Hamburg, bis zum Garage-Grrrrl alles abdeckte. Hier herrschte generell „No Como Tu“ was das die Musikinteressierten betraf – nicht wie du eben, oder du, oder du....
Stören tat das freilich niemanden, schon gar nicht, weil die trashige vintage Bombe der Österreicher auch hier in die Luft ging und jeden Einzelnen ein wunderbares Erlebnis in die Hirnwindungen brannte – auch wenn das mittlerweile irgendwo in den Katakomben des Sidecar an den Wänden pickt.

Die Band strahlte dieses gewisse Etwas aus. Sie scheint sich einfach überall zu Hause zu fühlen, und genau das soll Musik ja auch bewirken. Das man dann auch noch eine 7-Inch mit einer in spanisch vorgetragenen Single veröffentlichte, das ist wieder so eine Sache, die ich in Wien zum Beispiel lässig finden würde, hier aber schlicht und einfach als genial bezeichne, von einem ganz anderen Gesichtspunkt zu sehen verstehe. Man hinterlässt einen kräftigen Fingerabdruck und das ist wunderbar. Sogar Freunde aus Argentinien, denen ich die Platte vorspielte, steppten durch die Wohnung und brüllten den Refrain - „No Como Tu“. Und weil man ja stilbewusst handelt gibt’s als Draufgabe auf der B-Side auch noch eine superb version vom Klassiker „Hey, Hey“ der The Sound Barriers. Was soll da noch schiefgehen?

Caliente

Die Band brauste los wie einer dieser heißen Sandstürme, die einem hier schon gelegentlich daran erinnern, dass die Sonnenbrille dann doch irgendwo in der Wohnung herumliegen müsse. Im Nu verwandelte sich der Club in einen Ofen. Das Publikum ging von Anfang an mit, und Wild Evel beherrscht die Rolle des Anheizers perfekt. Innerhalb von Minuten hatte der Garage - Punk - Ofen die 60ies Grad Marke erreicht.
Das die Spanier ein sehr leicht zu handhabendes Volk sind, dass hab ich ja schon des Öfteren miterleben dürfen. Auch die Staggers hatten die Crowd im Vorbegehen auf ihrer Seite. Ein paar Brocken Spanisch, Authentizität und natürlich die Musik reichen da mehr als aus.
Was will man auch noch viel zu einer Band sagen, die nicht nur wunderschöne Instrumente besitzt, sondern diese auch noch gekonnt bedient. Und jedesmal, wenn Lightning Iris in die Tasten ihrer Farfisa Orgel haute, da wummerte ein Sound durch das Kellergeschoß, dass es einem fast die Schuhe auszog. Eine Sache die ihr nicht widerfahren konnte – Grrrrl von Welt surft barfuß durch den mit Trash gepflasterten Alltag. Beim Bassisten klingt nicht nur der Name extravagant, auch sein Phantom Bass rundete das Bild perfekt ab. Hier wird aber trotz aller Maskierung nicht gestylt, also nicht im wirklichen Sinn. Musik ist hier Lebenseinstellung, eine Sache, die ich zu später Stunde auf dem Parket eines Clubs live miterleben durfte. Eine wahre Lehrstunde in Sachen Rock´n´Roll History.
Als dann „No como Tu“ angestimmt wurde, konnte man das ja schon fast als ein Heimspiel im kleinen Rahmen bezeichnen.
Das mit der Fortdauer des Konzertes Wild Evel nicht nur optisch, sondern auch vom Tanzstil und der Gestik her Denis Lyxzén immer ähnlicher wurde, dass mag vielleicht nur ich so gesehen haben. Ans Herz legen würd ich dem Schweden The Incredible Staggers aber auf jeden Fall, denn spätestes seit dem letzten T(I)NC Album würde ein Abend mit beiden Bands wirklich Sinn ergeben, in vielerlei Hinsicht.

En la noche

Wie in den meisten Fällen, war auch dieser Konzertreigen viel zu schnell vorbei. Die Nacht hatte aber zum Glück erst angefangen. In den Straßen Ravals gab´s dann zu später Stunde noch ein sinnloses spontan Interview mit irgendeinem Radiosender, ein paar Leute gesellten sich noch zu unserer illustren Runde und gemeinsam tanzte man dem Morgen entgegen – logischerweise im Ballsaal.

Und wer gemeinsam mit Wild Evel seine Geburtstagssause feiern will, der braucht sich eigentlich nur am 11.Juli im Grazer P.P.C einzufinden. Eine weitere rauschende Ballnacht ist somit garantiert.

Nach solchen Nächten, da schießt auch mir immer wieder ein, dass irgendwann einmal "Garage Punk rules my life" an eine Wand in meinem Herzen geritzt wurde......genauso wie in die 7 -Inch.
Und auch wenn ichs mittlerweile oft übersehe, so wird es dort trotzdem für immer geschrieben stehen.

Konzertfotos gibts wieder HIER

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